Arbeiten Sie im Open Space? Mögen Sie es? Wenn Sie zur Mehrheit der Deutschen gehören, ist die Antwort ein klares Nein. Fast die Hälfte (laut einer unserer Studien sind es 46 Prozent) der Beschäftigten in Deutschland arbeiten im Open Space oder einer Kombination aus Großraum- und Einzelbüro, doch die wenigsten sind ein Fan davon. Arbeitnehmer beschweren sich – über Lärm, ständige Unterbrechungen und fehlende Rückzugsbereiche.
Aber bedeutet das, dass Großraumbüros per se schlecht sind? Sollen wir alle zurück in ihr Einzelbüro schicken? Unsere Antwort auf diese Frage ist ebenso ein klares Nein. Unsere Beobachtungen zeigen, dass das Problem mit Open Space Büros erst dann entsteht, wenn Arbeitnehmer nicht die Möglichkeit haben, sich zu bewegen, und auch keine Räume haben in die sie sich zurückziehen können, wenn sie Privatsphäre brauchen. Viele Menschen haben mit dem Umzug ins Open Space die Kontrolle darüber verloren, was andere über sie erfahren können und welche Reize auf sie einströmen. Die emotionalen Reaktionen auf das Thema Großraum ist im psychologischen Druck begründet, der aus diesem Kontrollverlust resultiert.
Fünf Strategien für Privatsphäre
Beim Thema Privatsphäre geht es nicht um vier Wände und eine Tür. Unsere Forscher konnten fünf Strategien herausarbeiten, die Menschen teilweise unbewusst anwenden, wenn sie Privatsphäre suchen. Diese fünf Strategien helfen vielleicht auch Ihnen, den Arbeitstag im Großraum angenehmer zu gestalten.
Strategische Anonymität – für andere unbekannt sein
Dies ist der Fall, wenn Menschen in ein Café oder andere Orte ausweichen, an denen sie anderen unbekannt sind und darum nicht in ihrer Arbeit unterbrochen werden. Bietet Ihr Unternehmen alternative Arbeitsmöglichkeiten?
Selektive Preisgabe: Selbst entscheiden, was andere sehen
Mitarbeiter wollen selbst entscheiden, was andere von ihnen wissen und sehen. Bieten Sie Ihren Mitarbeitern die Möglichkeit, sich anstelle einer Videokonferenz für ein Telefongespräch zu entscheiden?
Vertraulicher Austausch: persönliche Angelegenheiten besprechen
Bietet Ihre Arbeitsumgebung Bereiche, in denen Sie zu zweit oder zu dritt vertraulich sprechen können? Für Mitarbeitergespräche oder persönliche Gespräche mit Freunden am Arbeitsplatz brauchen Menschen Räume, in denen sie frei sprechen können, ohne, dass andere zuhören.
Bewusste Abschirmung: sich selbst schützen
Mobiliar kann so arrangiert und Wände so geplant werden, dass sie Unterbrechungen minimieren. Wir beobachten, dass Arbeitnehmer oft mit dem Rücken zur Wand sitzen, was ihnen psychologisch Schutz bietet, da sich von hinten niemand nähern kann.
Zweckmäßige Abgeschiedenheit: Sich bewusst absondern
Jeder braucht mal eine Pause. Egal ob man sich bei einer Tasse Kaffee entspannt oder über ein Projekt nachdenkt, in beiden Fällen ist es wichtig, dass Arbeitnehmer die Möglichkeit haben, sich räumlich von Kollegen entfernen zu können. Auch Extravertierte brauchen übrigens zwischendurch Zeit für sich – zum Beispiel, um sich mental auf ein neues Thema einstellen zu können.
Großraumbüros können alle fünf Strategien unterstützen. Dafür braucht es nicht einmal viel. Der erste Schritt liegt für Organisationen darin, die Balance zwischen privatem Arbeiten und Teamarbeit zu finden. Wie wird nun aus dem Großraumbüro der beste Platz zum Arbeiten? Wenn es Unternehmen gelingt, Ihren Mitarbeitern Räume zu bieten, in denen sie die Kontrolle über persönliche Informationen und den Grad der Stimulation haben.