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Creditreform

Wenn Sie für Ihr Unternehmen Ihren Hausbanken den Jahresabschluss 2016 mit einem Gewinnrückgang von ca. 20 % präsentieren würden – wir würde deren Kommentar ausfallen?

Von „nicht so glücklich“ (der dezente, nette Bankbetreuer) über „wie haben Sie denn das hinbekommen?“ (der ungeduldige, kritische Bankbetreuer) bis „desaströs“ (der offene, harte Bankbetreuer) oder . . .

Aber vermutlich hätte kein Bankbetreuer von einem „soliden Ergebnis“ gesprochen? Oder?

Der Verbandschef der Volksbanken und Raiffeisenbanken hat aber genauso den ca. 20%igen Ertragsrückgang seiner Gruppe im Geschäftsjahr 2016 bezeichnet : „Ein solides Ergebnis“. So zitiert das Handelsblatt vom 12. Juli 2017 Herrn Fröhlich, den Präsidenten des BVR Bundesverband der Volks- und Raiffeisenbanken e.V., zu dem addierten Gruppenergebnis  des genossenschaftlichen Finanzverbundes 2016: „Im Jahr 2016 verdiente die Gruppe vor Steuern 8,3 Milliarden Euro, knapp 1,5 Milliarden Euro weniger als 2015“.

Mir kommt das ein bisschen so vor wie das Pfeifen im Walde. Oder auch „weil nicht sein kann, was nicht sein darf“. Warum kann ein Verbandspräsident nicht davon sprechen, dass das nicht zufriedenstellend sein kann. Über die strukturellen Gründe für diese Entwicklung wird offen gesprochen (anhaltende Tiefzinsphase, Regulierung, . . .) – doch bei der Bewertung der Resultate . . . .

Die Kreditinstitute und deren Verbände sollten auch mal darüber reden, was dass für die Kreditkunden (in diesem Fall der genossenschaftlichen Finanzgruppe – das gilt aber auch für Sparkassen und private Banken) für Konsequenzen haben kann / wird. Sie verlangen doch auf der anderen Seite auch immer vollkommene Offenheit und Ehrlichkeit von ihren Firmenkunden wenn es um deren wirtschaftliche Entwicklung geht.

Die Volks- und Raiffeisenbanken selber verzeichnen für 2016 einen Rückgang des „Betriebsergebnis vor Bewertung“ von „nur“ 6,75% (BankInformation 04-2017). Allerdings ist dies bereits der dritte Rückgang in Folge. Eine Situation, die wenn diese bei Ihrem Unternehmen passieren würde, mit Sicherheit kritische Bankkommentare und vermutlich eine deutliche Rating-Verschlechterung zur Folge haben würde.

Man darf gespannt sein, wie die Bundesbank dieses Jahr in ihrem Monatsbericht September die Ertragsentwicklung der Banken und Sparkassen kommentieren wird.

Was Sie das alles als Unternehmerin und Unternehmer angeht? Wenn die Ertragsstärke auch Ihrer Hausbanken zurückgeht, wird sich dies nicht nur in Filialschließungen und Fusionen ausdrücken, sondern zunehmend auch in (noch) kritischeren Prüfkriterien bei neuen Kreditwünschen. Davon werden vor allem Unternehmen mit mittlerer Bonität betroffen sein.

Deshalb ist es so wichtig, dass Sie Ihre Verhandlungsmachtposition realistisch einschätzen können. Und diese – sollten Sie damit nicht zufrieden sein – beharrlich ausbauen.