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Als Audi Ende vergangenen Jahres das „Ende des Fließbands“ ausrief, war das Medienecho enorm. Aber erst jetzt wird vielen Unternehmen in der Branche klar, was es wirklich bedeutet, dass die Automobilhersteller derzeit intensiv mit neuen Produktionsformen bis hin zu digital vernetzten Montageinseln experimentieren. Zusammen mit dem Aufkommen der E-Mobilität führt diese Entwicklung nämlich zu einer massiven Zunahme der Komplexität.

Denn mit der gleichzeitigen Veränderung auf der Produktseite durch den Elektromotor und auf der Fertigungsseite durch neue Produktionsformen braut sich für viele Unternehmen in puncto Komplexität so etwas wie ein unberechenbarer Tornado zusammen, der für manche alles Bisherige bezüglich Prozess und Produkt auf den Kopf stellen dürfte.

Hinzu kommt, dass es sowohl E- und Verbrennungsmotoren als auch Montageinseln und Fließbandfertigung noch für mindestens 15 bis 20 Jahre parallel geben wird. Neben den OEMs werden damit vor allem die Zulieferer für die klassischen Antriebstechnologien zu kämpfen haben.

Bis zu ihrer Großserientauglichkeit dürften digital vernetzte Montageinseln zunächst bei der Herstellung von E-Fahrzeugen oder Nischenprodukten ausprobiert werden. Im ersten Schritt gilt es dabei, mit dieser Fertigungsform einen Grad an Effizienz zu erreichen, wie ihn die Fließbandfertigung nach Jahrzehnten der Optimierung derzeit abliefert. Das nächste Ziel ist aber schon klar formuliert: So erwartet etwa Audi mithilfe der neuen Produktionsform binnen zehn Jahren einen Effizienzgewinn von 20 Prozent.

Um diesen Erwartungen zu genügen, müssen insbesondere die betroffenen Zulieferer noch deutlich anpassungs- und wandlungsfähiger werden. Derzeit haben nur die wenigsten von ihnen einen Grad an Agilität, der notwendig ist, um der geforderten Flexibilität in Sachen Volumen, Modell-Mix und Individualisierung gerecht zu werden.

Doch was können die Zulieferer tun, um im aufziehenden Komplexitäts-Tornado zu überleben? Zunächst muss ihnen klar sein, dass Flexibilität niemals zum Substanzverlust führen darf. Im Gegenteil: Wer sich als Zulieferer flexibel aufstellen möchte, muss seine Prozesse beherrschen und auftretende Probleme sofort transparent machen können. Wenn die Zulieferer dann noch ihre Schnittstellen sauber managen, kann ihnen dieser Sturm nichts anhaben.

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