Immer weniger Unternehmerkinder wollen den elterlichen Betrieb übernehmen. Ein Fakt, der den deutschen Mittelstand mehr und mehr vor echte Probleme stellt. Mein Kollege Ingo Claus steht im Interview mit der NOZ Rede und Antwort zu den drängendsten Fragen dieser Problematik. Drei davon möchte ich an dieser Stelle gern vorstellen.
1. Deutschland lebt von seinen Familienunternehmen – was passiert wenn die Unternehmensnachfolgen scheitern?
Wenn viele dieser Unternehmen den Generationswechsel nicht schaffen, wäre das eine echte Katastrophe für unser Land. Bereits heute sehen wir einen Unternehmermangel und einen Käufermarkt. Das Angebot an nachfolgenotwendigen Unternehmen wird weiter stetig anwachsen. Nach aktuellem Stand werden viele davon für den Nachfolge-Prozeß schlecht vorbereitet sein. Kaufinteressenten wollen aber einen sehr strukturierten, professionellen ersten Eindruck. Wenn sie den nicht bekommen, wenden sie sich schnell wieder ab. Eine gute Vorbereitung ist für eine erfolgreiche Unternehmensnachfolge essentiell.
2. Können grundsätzliche Handlungsempfehlungen zur Unternehmensnachfolge gegeben werden?
- Beginnen Sie rechtzeitig mit der strategischen Planung des Prozesses.
Als Faustregel gilt: Durchschnittliche Lebenserwartung abzüglich der gewünschten Dauer des Ruhestands abzüglich 3 – 5 Jahre für das erfolgreiche Nachfolge-Projekt.
- Sorgen Sie für Klarheit in der eigenen Familie!
Unterschätzen Sie die Rollenkonflikte in Familienunternehmen nicht.
Der ständige Perspektivwechsel zwischen rational agierendem Unternehmer und andererseits emotionalem Vater birgt reichlich Konfliktstoff. Hier hilft es oft einen erfahrenen Moderator einzubeziehen, der das Konflikt-Potential früh erkennt und konzeptionell entschärfen kann.
Ebenso ist ein schriftlicher Übergabefahrplan, in dem Meilensteine der Verantwortungs- und Vermögensübergabe zwischen Senior und Junior festgelegt werden, für eine erfolgreiche Unternehmensnachfolge sehr zu empfehlen.
- Bleiben Sie gelassen!
Bei allen Risiken die Sie in diesem Prozeß sehen – Bewahren Sie sich neben Ihrer Professionalität auch eine Spur Gelassenheit und behalten Sie im Blick das die Nachfolge auch jede Menge Chancen für Sie und den potentiellen Nachfolger birgt. Eine erfolgreiche Unternehmensnachfolge ist nicht immer im ersten Anlauf gelöst. Ist das Geschäftsmodell zukunftsfähig, gibt es immer auch ein umfangreiches Repertoire für die Lösungsfindung.
3. Stichwort Professionalität – wie spiegelt sich diese im Prozeß der Unternehmensnachfolge wider?
Die Fragestellung richtet sich an alle involvierten Parteien gleichermaßen. Der Kaufinteressent erwartet ein professionell arbeitendes und auf den Verkauf vorbereitetes Unternehmen. Umgekehrt ist es somit nur folgerichtig auch die Professionalität eines Kaufinteressenten einzufordern und zu überprüfen.
Professionalität spiegelt sich auch immer in der Qualität und Schnelligkeit eines Generationswechselprozesses wieder: Ein transaktionserfahrener Berater hilft, teure Fehler bei der Übertragung des Lebenswerkes zu vermeiden. Dieser Beitrag stellt die Anforderungen an einen seriösen Berater für eine Unternehmensnachfolge dar.
Quelle: Das Originalinterview finden Sie in der Wirtschaftszeitung der Neuen Osnabrücker Zeitung vom 16.12.2016 auf S. 11. Die Wirtschaftszeitung inklusive des Themenspezials Senior & Junior (ab S.9) können Sie hier kostenlos herunterladen.
Bild: ©Jörn Martens