Eine Handreichung zum Bewerbungsgespräch empfiehlt: „Gut wäre neben der Aufzählung spezifischer Kompetenzen auch zu erwähnen mal einen Fehler gemacht zu haben.“ Weitere Nachfragen allerdings, so die Empfehlung, sollten mit dem Hinweis vermieden werden: „Das sei privat.“ Sorry, aber diese Empfehlung ist dumm!
Bedarf es doch nicht einmal einer Statistik um als Normalsterblicher zu wissen, dass jeder Mensch Fehler macht, beruflich wie privat. Darüber hinaus zeichnet den Menschen doch u. A. aus, über seine Fehler und deren Wurzeln nachdenken und sprechen zu können.
Sind Fehler eigentlich eine Privatangelegenheit? Zu differenzieren ist hier welche Qualität und Auswirkung ein Fehler hat. Selbstverständlich kann eine Tätigkeit in einem Unternehmen auch nicht gekennzeichnet sein durch die Aneinanderreihung von Fehlern. Insofern aber ein Fehler mehr als nur die eigene Person betrifft, ist er keine private Angelegenheit mehr!
Die meisten Fehler, die Menschen machen haben, mindesten Konsequenzen für zwei Personen. Unter dem Mäntelchen des Privaten werden sie ja gerne verborgen, weil Öffentlichkeit nicht wirklich an Fehlern und deren Ursache interessiert ist — sondern eher an deren angeblich unumgänglich vernichtenden Konsequenzen. So gibt es in der Politik ja auch keine Fehler mehr, sondern nur noch Skandale
Unternehmenskultur muss Fehler zulassen
Ein Fehler gerade wenn deren Konsequenzen absehbar abwendbar sind, oder den „man wieder gut machen kann“ sollte in einem Unternehmen nicht zum Fallholz (Skandalon) werden, sondern durch den Umgang mit ihm der Vertrauensbildung dienen und so der Qualität des Betriebsklimas.
Übrigens: Eine christliche Kernkompetenz besteht in der Wahrnehmung und dem Umgang mit den eigenen Fehler sowie der „kreativen“ Bewertung der Fehler anderer. Fehler gehören zum Leben, weitsichtig mit ihnen umzugehen ist Lebensqualität. So zeichnet z. B. ein gut angelegtes Bewerbungsgespräch aus, ob der Arbeitgeber Raum lässt für mögliche Fehler des Bewerbers und dessen Umgang mit ihnen.
Was für ein (Betriebs-) Klima mag dort herrschen, wo nicht erwünscht ist Fehler gemacht zu haben und ein darüber sprechen noch weniger? Eine Bewerbung an solch lebensfeindlichem Ort wäre sicher ein Fehler!