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Creditreform

Mein Haus, mein Auto, mein Boot“ – unsere liebsten Statussymbole? Sprach der populäre Sparkassen-Slogan in den 90er Jahren noch viele Kunden an, würde er die heutige Generation Y wohl kaum noch überzeugen. Denn sie setzt andere Prioritäten: Sie ist nach 1980 geboren, mit Social Media groß geworden, gebildet und bestens vernetzt. Im Gegensatz zu ihren Eltern und Großeltern möchte die Gen Y nicht arbeiten um zu leben, sondern arbeiten und leben. Die zentrale Forderung lautet daher Beruf, Familie und Freizeit sinnstiftend miteinander zu vereinen und dadurch die Basis für das ganz persönliche Glück zu schaffen. Die Aussicht auf Geld, Macht und Führungspositionen verliert für junge Arbeitnehmer zunehmend an Attraktivität – Selbstbestimmung, Unabhängigkeit und Lebensqualität stehen hingegen im Fokus.

Deins, meins, egal? Nichts besitzen, aber Zugang zu allem haben

Wer entscheidet sich heute für die Abzahlung teurer Raten für ein eigenes Auto, wenn er für dasselbe Investment Backpacking in Südamerika oder Couchsurfing in Asien erleben kann? Infolge der Werteverschiebung verfügt die neue Generation über ein verändertes Luxus-Verständnis. Laut einer aktuellen Studie der Postbank („Der digitale Deutsche und das Geld“) gaben 71 Prozent der 18- bis 34-Jährigen Deutschen an, zufrieden mit ihrer finanziellen Situation zu sein und ein ausreichendes Budget zu haben, um sich etwas gönnen zu können. Ganz oben auf der Wunschliste der jungen Leute stehen technische Geräte: Jeder Vierte investiert sein frei verfügbares Geld in Smartphones, Tablets und andere internetfähige Geräte. Lediglich jeder Sechste würde sich ein eigenes bzw. neues Auto kaufen. Stattdessen teilen sich junge Leute heutzutage ein Auto. Der Trend zum Teilen wird immer beliebter und zieht sich durch sämtliche Lebensbereiche: vom CarSharing, über das Leihen von Designeroutfits für besondere Anlässe, bis hin zum Übernachten in Privatimmobilien fremder Personen. Grundgedanke der Sharing Society ist es, verschiedenste Güter flexibel nutzen zu können, ohne sie selber besitzen zu müssen. Besitz wird häufig als Ballast empfunden, sei es infolge einer mobilen Lebensweise oder weil der Wohnraum in den Städten immer knapper und die Mieten immer teurer werden. Warum also nicht die Dinge leihen, wenn man sie braucht und sie anschließend wieder zurückgeben?

Der Abschied vom Automobil?

In den kommenden Jahren wird die Weltbevölkerung weiter stark wachsen. Besonders in den Metropolen ist mit einem verhältnismäßig großen Zuwachs zu rechnen, was die Städte- und Verkehrsplaner gleichermaßen vor Herausforderungen stellt. CarSharing ist in diesen Ballungsräumen schon jetzt eine Erfolgsgeschichte. Laut der jährlichen Erhebung des Bundesverbands CarSharing (bcs) waren zu Beginn dieses Jahres über eine Million Fahrberechtigte bei deutschen CarSharing-Anbietern angemeldet, was einer Zunahme von 37 Prozent gegenüber 2014 entspricht. Wer kein eigenes Auto besitzt, kann sich in Großstädten jederzeit eines leihen. Besonders beliebt sind die sogenannten „free floating“-Modelle: Dabei ist der Mietwagen nicht an feste Stationen gekoppelt, sondern kann innerhalb eines vorgegebenen Bereichs überall abgestellt und wieder ausgeliehen werden. In ländlichen Regionen lassen sich stationsunabhängige Systeme nur schwer etablieren, da die Distanzen zwischen den verfügbaren Autos zu groß sind. Hier setzen sich hingegen vermehrt privat organisierte Initiativen des CarSharings durch. Der Trend zum Teilen von Fahrzeugen stellt bereits eine wichtige Maßnahme dar, den Folgen der Urbanisierung zu begegnen.

Laut Torsten Frech, dem stellvertretenden Chefökonom bei Daimler, müssen die Fahrzeuge der Zukunft einerseits urbaner werden, andererseits können innovative Mobilitätskonzepte neue Lösungen liefern. Neben der Produktion leichter und kleiner Automobile, die sich künftig autonom fortbewegen sollen, werden Fahrzeughersteller zunehmend eine flexible Nutzung verschiedener Fahrzeugtypen für unterschiedliche Anlässe anbieten, etwa für den Ausflug am Wochenende, das Cityshopping oder den nächsten Urlaub am Mittelmeer. Mit dem Produkt „Arval Mobility Link“ erweitert Arval Niederlande bereits seinen Fokus vom Flottenmanagement hin zu Mobilitätsmanagement, um dem Bedarf der Kunden nach einer mobilen Lebensweise, unabhängig von der Art der Fortbewegung, gerecht zu werden. Arbeitnehmer verlangen heute nach immer mehr Flexibilität und Arbeitgeber wollen attraktiv für neue Talente bleiben. Langfristig wird sich somit die Zielgruppe von Fuhrparkmanagern und Fahrern zu allen Arbeitnehmer eines Unternehmens verschieben.

Meiner Meinung nach werden wir uns trotz des Trends zur Sharing Society noch lange nicht vom Automobil verabschieden. Vielmehr rückt der Aspekt der intermodularen Mobilität verstärkt in den Fokus. Der Sparkassen-Slogan der 90er Jahre ist für die Generation Y nicht mehr zeitgemäß – passender hingegen wäre der zukunftsweisende Werbe-Spruch: „Nichts ist unmöglich.“