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Creditreform

Wiederholt war in den vergangenen Jahren zu beobachten, dass Staatsanwälte Vorstände, insbesondere Bankenvorstände ins Visier nahm, weil diese Untreue gegenüber ihrem Unternehmen begangen hätten. Der Vorwurf war im Kern immer der Gleiche: man ging bei eine Geschäft sehenden Auges oder fahrlässig Risiken ein, die sich letztlich zum Nachteil des Unternehmens entwickelten.

Jüngst wurden vier ehemalige Bankiers von Sal.Oppenheim zu Haftstrafen verurteilt. Einmal hätten Sie den Wert einer als Kreditsicherheit dienenden Immobilie nicht richtig bewertet, einmal hätten sie Kredite trotz bekannter Bonitätsprobleme des Kreditnehmers Arcandor gewährt.

Akademisch-juristisch betrachtet mögen diese Entscheidungen richtig sein. Wer aber Entscheiderstelle sitzt, wird befremdet sein. Wie häufig gilt es, Entscheidungen zu treffen, oft unter Zeitdruck? In großer Zahl? Wie häufig gilt es, Risiken bewusst zu nehmen, wenn man das Unternehmen erfolgreich gestalten möchte? Zeichnet es nicht den Unternehmer aus, sich in einem Geflecht aus verschiedensten Chancen und eben auch Risiken zu bewegen? Wer sich hier verschätzt, muss offensichtlich immer häufiger damit rechnen, dass seine unternehmerische Entscheidung strafrechtliche Folgen mit sich bringt. Das muss man nicht in allen Fällen als gerecht empfinden. Welcher Geschäftsleiter möchte schon wirklich „seinem“ Unternehmen Schaden zufügen? Gar nur deshalb um angeblich schnell einen großen Bonus zu erhaltenen? Kriminell ist anders.

Hier scheint doch bei manchen Staatsanwaltschaften eine gewisse Unkenntnis über das Unternehmertum und die Entscheidungsprozesse der realen Welt zu herrschen. Nicht, dass ich alle diese Urteile für falsch halte. Aber manche Anklage der vergangenen Jahre scheint schon eher von Weltfremdheit, vom Glashaus des öffentlichen Dienstes, als von Lebensnähe getragen.

Was bedeutet das für den mittelständischen Geschäftsführer? Ein weiteres persönliches Risiko! Das Risiko der Strafverfolgung, ohne kriminell zu sein. Dessen sollte man sich verstärkt bewusst werden und sein Handeln darauf einstellen. Nicht nur mit entsprechendem Versicherungsschutz. Auch bei der Dokumentation des eigenen Handelns. Man weiß ja nie…