Mario Draghi, der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB) stellt eine Ausweitung der lockeren Geldpolitik in Aussicht. Mögliche Maßnahmen beinhalten eine Aufstockung der monatlichen Anleihekäufe, sowie eine erneute Senkung der Einlagefazilität. Das ist der Zins für den Geschäftsbanken im Euroraum kurzfristig nicht benötigte Gelder bei der EZB lagern können. Damit wird es für die Banken unattraktiver überschüssiges Geld unproduktiv zu lagern. Als Effekt erhofft man sich eine aktivere Kreditvergabe. Sei es an die Realwirtschaft, oder eben mittelbar dadurch, dass die Banken Staatsanleihen kaufen.
Als Gründe für eine mögliche Ausweitung der geldpolitischen Maßnahmen nannte Mario Draghi die Abnahme des globalen Wirtschaftswachstums. Fallende Rohstoffpreise, wirtschaftliche Probleme in den Schwellenländern und die jüngsten Entwicklungen an den Finanzmärkten stellen Risiken für zukünftiges Wachstum und Inflation da. (vgl. Mario Draghi, Malta, 22 Okt. 2015)
Im Dezember soll die Angemessenheit der Geldpolitik durch die europäischen Währungshüter erneut überprüft werden. Bis dahin liegen die neuen Prognosen der EZB-Volkswirte vor.
Die Reaktionen am Kapitalmarkt
Pünktlich zu Beginn der Pressekonferenz um 14:30 Uhr ging am Kapitalmarkt die Post ab. Die Reaktionen am Währungs-, Aktien-, Rohstoff- und Anleihemarkt waren so groß, dass bereits viele Vorschusslorbeeren eingepreist wurden.
Der Aktienmarkt, wie am Beispiel des DAX30 Index zu erkennen ist, kannte kein Halten mehr. Bis zum Ende der regulären Handelszeiten stieg der deutsche Leitindex um 2,7 Prozent an.

DAX30 Index Quelle: Reuters Eikon
An dem Währungsmarkt ging es nicht weniger dynamisch zu. Der Euro fiel wie ein Stein gegenüber dem US-Dollar und durchbrach dabei gleich mehrere wichtige Unterstützungen.

Wertentwicklung USD/EUR Quelle: Reuters Eikon
In der Erwartung neuer Anleihekäufe wurden auch an den Anleihekäufen die Preise weiter in die Höhe getrieben. Die Rendite für deutsche Staatsanleihen mit 2 Jahren Laufzeit wurde im Verlauf des gestrigen Handelstages noch weiter in den negativen Bereich getrieben.
Auch die Renditen von Staatsanleihen der Peripherie erreichten teilweise historische Tiefsstände.
Ausblick
Wie bereits angedeutet, wurde mit den teilweise heftigen Marktreaktionen der Großteil einer möglichen Ausweitung der Geldpolitik vorweg genommen. Damit steht die EZB unter Druck ihren Worten im Dezember auch Taten folgen zu lassen. Positiv ist zweifellos die Bewegung an den Aktienmärkten. Nach schwierigen Sommermonaten erscheint es, als hätten die wichtigsten Aktienmärkte einen Boden ausgebildet und orientieren sich nun wieder aufwärts. Am gestrigen Handelstag wurden in den USA und Europa wichtige technische Barrieren nach oben durchbrochen. Nun kommt es darauf an diese zu halten, um auf diesem Fundament einen möglichen neuen Aufwärtstrend auszubilden.
Eines steht jedenfalls fest: Der Anlagenotstand und alle Nebenwirkungen bleiben uns auf absehbare Zeit erhalten. Auf der einen Seite heißt es also mitsegeln (Marktrenditen verdienen) und auf der anderen Seite sollte dem Risikomanagement eine steigende Bedeutung beigemessen werden. Anlagestrategien, deren Fokus auf absoluten Renditen liegt und die in den vergangenen Jahren gegenüber dem Aktienmarkt als „langweilig“ erscheinen, sollten wieder stärker in Betracht gezogen werden.