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Creditreform

„Die Banken schauen doch ohnehin nur in den Rückspiegel“. Diese Meinung ist unter Unternehmer/innen immer wieder zu hören – sprich: Jahresabschluss und vielleicht noch die Betriebswirtschaftliche Auswertung (BWA) werden im Nachhinein analysiert.

Doch diese Meinung greift zu kurz. Immer häufiger fragen Banken und Sparkassen nach Planzahlen. Und das sowohl bei Kreditverlängerungen als auch bei Krediterhöhungen. Was wiederum häufig abwehrende Unternehmer/innen-Reaktionen hervorruft „denn es kommt doch sowieso nie so wie geplant“.

Genau darum möchten Kreditgeber Planzahlen haben: Sie wollen wissen, welche Ziele sich ihr Kreditnehmer gesetzt hat. Denn von diesen Zielen und ihrer Umsetzung (!) wird abhängen, ob das Unternehmen zukünftig kapitaldienstfähig sein wird – also Zins und Tilgung pünktlich und vollständig bezahlen kann. Die Kapitaldienstfähigkeit ist aber neben einer guten Note im Rating eine der wichtigsten  Voraussetzungen für eine positive Kreditentscheidung. Also möchten Kreditgeber möglichst gut einschätzen können, ob diese heute und morgen – und auch bei Abweichungen von der geplanten Unternehmensentwicklung – gegeben sein wird.

Wichtig auch aus unternehmerischer Sicht: Es geht nicht primär um Ihre Planzahlen. Erst einmal geht es darum, welche Ziele Sie sich kurz-, mittel- und langfristig setzen. Im zweiten Schritt werden Sie dann diese Ziele in Planzahlen übersetzen. Und auch das tun Sie primär wiederum für sich selber: Denn nur auf der Basis werden Sie Abweichungen von Ihren Zielen messen und die Gründe für diese analysieren können. Um auf dieser Basis zu überlegen, wie Sie auf diese Abweichungen reagieren, mit ihnen umgehen werden. Dass Sie diese Planzahlen auch Ihren Kreditgebern zur Verfügung stellen, ist dann sozusagen das „Abfallprodukt“.

Bleiben wir aber erst einmal bei der Grundlage für jede Planung: Ihren Zielen! Gerade in kleineren Unternehmen, wo (fast) noch alle wesentlichen Aufgaben auf dem Schreibtisch von Chefin oder Chef liegen, hat sich folgende Vorgehensweise zum Erarbeiten der Ziele für das kommende Jahr bewährt:

  1. Über ein, zwei Wochen ein Blatt auf dem Schreibtisch liegen haben (oder im Smartphone), in dem Sie alle Ziele, die Ihnen durch den Kopf erst einmal notieren. Idealer Weise ist das Blatt bereits nach den unternehmerischen Themenbereichen oder auch Chefaufgaben eingeteilt
  2. Dann entscheiden zu jeder Idee: kurz-, mittel- oder langfristiges Ziel und die Wichtigkeit in einer Dreier-Skala bewerten
  3. Anschließend die Ziele für das Folgejahr auf Basis der Bewertung festlegen.
  4. Für jedes Ziel die Aktivitäten festlegen, die erforderlich sein werden, um das Ziel auch zu erreichen.
  5. Die Ziele in geeigneter Wesen an diejenigen kommunizieren, die an der Realisierung der Aktivitäten mitarbeiten werden / müssen. Denn nur wer den Sinn einer Aktivität versteht, wird sich auch mit Herz und Hand engagieren.
  6. Nicht zu vergessen: Die monatliche oder vierteljährliche Erfolgskontrolle – siehe oben das Thema „Abweichungen“.

Dabei sollten Sie auch überlegen, wen Sie ggf. in diesen Ziel-Entwicklungs-Prozess auf den einzelnen Stufen einbinden: ihre Partnerin / Ihren Partner (auch wenn er nicht im Unternehmen mit arbeitet), den oder die wichtigsten Mitarbeiter/innen, Ihren Steuerberater, eine/n Unternehmerkollegen/in, . . . Der Gedanke dahinter: Mehr als nur den eigenen Blickwinkel, die eigene Blickrichtung mit einbeziehen. Dies kann natürlich bei den einzelnen Schritten in unterschiedlicher Weise geschehen.

Und jetzt wieder der Bogen zu Ihren Kreditgebern: Übermitteln Sie diesen Ihre Planungen. Hinweise dazu werden in einem weiteren Beitrag folgen.

Wenn Sie für die Arbeit an Ihren Zielen eine kleine technische Unterstützung suchen, dann finden Sie derzeit in www.kmu-aktuell.de zum ersten geschilderten Schritt ein ausführliches „Arbeitsblatt“ als Grundlage für Ihre Notizen. Die Arbeitsblätter zu den Schritten zwei und drei folgen in den nächsten Wochen.