Die wichtigsten Messen im Zusammenhang mit der intelligenten Produktion stehen vor der Tür: Die weltgrößte Computermesse Cebit im März und die Hannover Messe im April 2016. Bereits vor einem Jahr hatten Unternehmen auf der Industriemesse erstmals Technologien präsentiert, die der Kunde kaufen und direkt in seine Maschinen und Anlagen einbauen kann. Damit schien die Vision einer Smart Factory auf einmal zum Greifen nahe. Tatsächlich beginnt die Industrie, sich auf die Fertigung der Zukunft umzustellen – die Phase des Abwartens ist vorbei. Doch die Konkurrenz schläft nicht.
Industrie 4.0 heißt das gemeinsame Ziel, das als eines der wichtigsten Themen für den Produktionsstandort Deutschland gilt. Es steht für eine Vernetzung der Produktion mit der Informationstechnik, die derzeit rasend schnell zunimmt. Der Anteil der Firmen, deren erste vollvernetzte Fabriken bereits arbeiten oder die zumindest mit Einzelprojekten auf dem Weg zur intelligenten Produktion sind, hat sich mit 35 Prozent gegenüber 2014 mehr als verdoppelt.
Das zeigt auch der „Deutsche Industrie 4.0 Index“ der Unternehmensberatung Staufen AG. Er hatte im Jahr 2015 auf einer Skala von Null bis 100 einen Wert von 30 – nach 16 im Jahr 2014. Dabei bedeutet Null, dass noch kein Unternehmen in Richtung Fabrik der Zukunft aufgebrochen ist, während 100 für eine komplette Umstellung der Industrie zu Smart Factories steht. Hier tauschen Maschinen und Werkstücke permanent Informationen aus und sorgen ebenso automatisiert wie intelligent für optimale Ergebnisse und effiziente Abläufe.
Smart Factories sind auf dem Vormarsch
Die Interpretation der Indexwerte liegt auf der Hand: Das Internet der Dinge zieht ein in die Fertigung. Es ist davon auszugehen, dass sich die meisten produzierenden Unternehmen in spätestens zehn Jahren zur intelligenten Fabrik oder Smart Factory gewandelt haben werden. Doch allzu großer Optimismus wäre verfrüht. Schließlich steht der Industriestandort Deutschland bei der digitalen Transformation technisch wie organisatorisch noch vor großen Herausforderungen.
Zumal die Konkurrenz lauert, vor allem in China. Zwar gilt das Reich der Mitte nach wie vor als Werkbank der Welt, will dieses Image des schnellen, billigen Produktionsstandortes aber ablegen. Die Regierung ist dabei, das Land mit einem Zehn-Jahres-Plan namens „Made in China 2025“ beim Thema Industrie 4.0 auf Augenhöhe mit den westlichen Industrienationen zu bringen. Vorbild ist Deutschland. Bislang halten viele der als „Industrie 4.0“ titulierten chinesischen Projekte nicht, was ihr Name suggeriert. Doch bereits heute werden Industrie-4.0-Aktivitäten in der Volksrepublik wissenschaftlich und industriell deutlich stärker gefördert als in Deutschland. Somit dürfte der Abstand zwischen den beiden Standorten in absehbarer Zeit schrumpfen.
Was Lean Management leisten kann
Die deutsche Industrie steht also unter Druck. Zudem drohen nach dem Zwischenspurt 2015 viele Mitarbeiter und Führungskräfte den Anschluss an diese dynamische Entwicklung zu verlieren. Genau das darf jedoch nicht passieren. Wollen die Betriebe weiterhin in puncto Industrie 4.0 international an der Spitze bleiben, müssen sie die Entwicklung ihrer Fabriken in Richtung intelligente Produktion im Jahr 2016 mindestens genauso stark vorantreiben wie bisher. Taktgeber dabei ist das so genannte Lean Management, also eine schlanke, dezentrale und damit effiziente Aufstellung der gesamten Organisation.
Das Lean Prinzip dürfte auch ein wichtiges Thema bei den Gesprächen an den Messeständen auf der Cebit und der Hannover Messe werden. Wir sind nicht nur gespannt auf die beiden Veranstaltungen, sondern auch auf den „Deutschen Industrie 4.0 Index“ für das Jahr 2016, den die Staufen AG im Frühjahr veröffentlichen wird. Dann wird sich zeigen, wie weit die deutschen Industriebetriebe mit ihrer digitalen Transformation sind und welche Schritte sie als nächstes gehen sollten.