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Creditreform

Von über 40% auf 28% ist der Anteil der kleinen und mittleren Unternehmen, die Innovationen durchführen, in den letzten zehn Jahren gesunken. Das ist eine bedenkliche Entwicklung. Denn Innovationen und technischer Fortschritt sind die zentralen Motoren für langfristiges und nachhaltiges Wachstum einer Volkswirtschaft. Neue, höherwertigere Produkte und Dienstleistungen – wie z.B. Smartphones oder der Onlinehandel – bieten den Kunden ganz neue Möglichkeiten und beschleunigen die Modernisierung der Wirtschaft.

Der neue “KfW-Innovationsbericht Mittelstand 2014“ belegt, dass innovierende Unternehmen deutlich erfolgreicher sind: Nicht nur der Umsatz und die Beschäftigung wachsen in innovativen Unternehmen um rund zwei Fünftel schneller. Auch die Umsatzrendite steigt innerhalb von zwei Jahren um 7 % stärker als in Unternehmen ohne Innovationen. Aber warum sind dann immer weniger kleine und mittlere Unternehmen bereit, Geld für Innovationen in die Hand zu nehmen? Der Anteil innovativer Mittelständler liegt aktuell mit 28% sogar noch niedriger als im stark von der Finanz- und Wirtschaftskrise beeinflussten Zeitraum 2007/09. Zuletzt sank die Anzahl der mittelständischen Innovatoren sogar stärker als bisher; um mehr als 50.000 auf nunmehr rund 1 Mio. Unternehmen.

Im Wesentlichen ist das auf zwei Ursachen zurückzuführen.

Erstens: Für den Rückgang am aktuellen Rand ist insbesondere der anhaltende konjunkturelle Stillstand in Europa verantwortlich.

Vor allem hochinnovative mittelständische Unternehmen aus dem Verarbeitenden Gewerbe (z.B. Maschinenbau oder Elektrotechnik) sowie große und international tätige Mittelständler haben sich zurückgezogen. Das unsichere gesamtwirtschaftliche Umfeld bremst bzw. verhindert derzeit die Platzierung ihrer Innovationen. Auch die Konjunkturaussichten für 2015 lassen nicht auf eine schnelle Wiederkehr dieser mittelständischen Betriebe in die Innovationstätigkeit hoffen. Immerhin ist bei besserer Wirtschaftslage zu erwarten, dass diese Unternehmen wieder in den Innovationsprozess einsteigen.

Zweitens: Bei längerfristiger Betrachtung sind es weniger die hochinnovativen Unternehmen, die an Innovationskraft einbüßen.

Besorgniserregend ist die Entwicklung bei kleinen Firmen sowie in Branchen, in denen ohnehin wenig geforscht wird. Seit Mitte der 2000er Jahre ging etwa die Innovationsleistung in kleinen Unternehmen unter 5 Beschäftigte um 39 % zurück. Von den Branchen sind insbesondere der Dienstleistungssektor und das Baugewerbe betroffen. In allen Sektoren nimmt der Preiswettbewerb zu. Der ohnehin kleine Spielraum für Investitionen in innovative Produkte und Prozesse verschwindet in den forschungsarmen Branchen daher schnell.

So unterschiedlich die Ursachen für die beiden Entwicklungen sind, das Ergebnis ist das gleiche. Der Mittelstand verliert an Innovationskraft und das sind schlechte Nachrichten für die internationale Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft und auch für den Standort Deutschland.

Dass sich diese Entwicklung weiter fortsetzt, muss verhindert werden! Dazu gilt es Innovationshemmnisse für den Mittelstand abzubauen. Beispielsweise sind kleine und mittlere Unternehmen auf ein ausreichendes Angebot an qualifizierten Mitarbeitern, gute Finanzierungsmöglichkeiten für Innovationen und eine möglichst schlanke Bürokratie angewiesen. Hier müssen Wirtschaftspolitik und Wirtschaftsförderung weiter am Ball bleiben. Aber auch jeder einzelne Unternehmer ist gefordert, sich den Herausforderungen der Zukunft zu stellen.