
(c) Staufen
Die Auswirkungen von Handelskriegen und volatilen Märkten sowie der industriellen Revolution 4.0 bereiten Top-Managern hierzulande momentan einiges an Kopfzerbrechen, so das Ergebnis der Studie „Restrukturierung 2018“. Erschreckend ist dabei, dass jeder dritte Befragte sein eigenes Unternehmen für stark krisenanfällig hält. Sorgenvoll blicken die deutschen Unternehmenslenker laut der Studie, für die von der Unternehmensbertaung Staufen 244 Vorstände und Geschäftsführer mittelständischer Industrieunternehmen befragt wurden, vor allem auf die hohe Abhängigkeit von einzelnen Regionen oder Märkten.
Nur jede fünfte Spitzenkraft schätzt seinen Betrieb hingegen als absolut krisenfest ein. Die jüngsten Warnungen von IWF-Chefökonom Maurice Obstfeld und BDI-Präsident Dieter Kempf lassen nun befürchten, dass diese Selbsteinschätzung der deutschen Industrie schneller als noch vor wenigen Monaten gedacht einem Realitätscheck unterzogen werden könnte. Wie die Studie weiter zeigt, ist vor allem der Maschinen- und Anlagenbau überdurchschnittlich stark von einzelnen Regionen oder Märkten abhängig. Mancher mag daher düster in die Zukunft blicken. Und angesichts der aktuellen Handelskonflikte dürfte in vielen Unternehmen sowie bei deren Geldgebern die Anspannung noch zunehmen.
Und selbst etablierte Unternehmen, die bisher noch eine gute Ertragslage haben, stehen mittlerweile dauerhaft vor der Herausforderung, ihren Erfolg gut abzusichern und dabei auch den Wandel hin zu neuen Geschäftsmodellen und -strukturen nicht aus den Augen zu verlieren. Denn auch die industrielle Revolution 4.0 ist in vollem Gange und längst nicht alle Betriebe sind aktuell dazu in der Lage, sich selbst neu zu erfinden.
Aber die Studie macht auch Hoffnung. Denn immerhin 59 Prozent der deutschen Industrieunternehmen spielen regelmäßig nicht nur Krisenszenarien, sondern auch mögliche Gegenmaßnahmen durch. Das reicht aber noch nicht. Denn das Ziel muss ein echter Mentalitätswandel sein. Es gilt für die Unternehmen, künftig nicht erst auf eine Krise zu reagieren, wenn es eventuell schon zu spät ist, sondern Frühindikatoren rechtzeitig zu erkennen und entsprechend schnell darauf zu reagieren.
Banken und Investoren fordern diesen Ansatz des Predictive Restructuring übrigens zunehmends mehr ein. Zu Recht: Denn Kredit-Ausfallquoten – oder eben auch Anlagerenditen – hängen davon ab, dass diese Unternehmen nicht kopflos von einer Krise in die nächste fallen, sondern schon daran vorbeisteuern, wenn Sie das Ruder noch fest im Griff halten und den Kurs selbst bestimmen können. Üblich war hier bis vor einiger Zeit ein ganz anderer Ansatz. Restrukturierungs-Projekte waren immer erst dann gefragt, wenn sich ein Unternehmen bereits in einer finanziellen Krise befand. Diese Sichtweise greift heute eindeutig zu kurz.
Zum Autor:
Willhelm Goschy ist Vorstand der Staufen AG. Seine Beratungsschwerpunkte liegen auf wertstromorientierten Fabrikkonzepten, der Implementierung von Wertschöpfungssystemen und dem Coaching von Führungskräften. Goschy studierte Betriebswirtschaftslehre in Deutschland und Großbritannien. Bei der Dr. Ing. h.c. Porsche AG sammelte er anschließend in der Funktion als Projektcontroller und Projektleiter profunde Kenntnisse in Fertigung und Montage.
Seit 1999 in der Unternehmensberatung Staufen entwickelte Wilhelm Goschy als Senior Partner und Business Unit Leiter Führungskräfte, leitete Großprojekte, konzipierte die Ausbildung von Lean Experten und ist heute unter anderem verantwortlich für die Entwicklung des internationalen Beratungsgeschäfts.
www.staufen.ag