Ob Frau oder Mann, ob 20, 40 oder 60 Jahre alt – die Beschäftigten in Deutschland nehmen ihre Chefs etwa gleichermaßen als autoritär, coachend oder auch gefühlsorientiert wahr. Das liefert eine wichtige Erkenntnis für den Firmenalltag: Manager brauchen ihre Mitarbeiter nicht immer zielgruppenspezifisch anzusprechen. Viel relevanter ist es, insgesamt den richtigen Ton zu treffen. Das wiederum bedeutet, sämtliche Arbeitnehmer positiv zu motivieren und ein offenes Klima für Veränderungen zu schaffen.
Solch ein Wandel braucht kein großer Schritt zu sein wie beispielsweise eine neue strategische Positionierung. Auch ein Betrieb, der seine operative Leistungsfähigkeit verbessern will, muss aufgeschlossen gegenüber Veränderungen sein. Denn unter Befehls- oder Ergebnisdruck erzielte Effekte werden langfristig verpuffen. Zwar sind Kommandos nach dem Motto „Tun Sie einfach, was ich Ihnen sage“ vielleicht in wirtschaftlich schwierigen Situationen mit einer hohen Unsicherheit innerhalb der Belegschaft noch hilfreich, beispielsweise während eines Turnaround-Managements. Unternehmenskrisen erfordern sogar einen Entscheider, der Aufgaben zügig verteilt und Verantwortung übernimmt, statt lange zu diskutieren. Aber positive Motivation sieht anders aus.
Und so überrascht es nicht, dass gerade einmal drei Prozent der Angestellten in Deutschland sich eine autoritäre Handschrift ihrer Führungskräfte wünschen. Tatsächlich aber ist dieser unpopuläre Führungsstil der in hiesigen Firmen am weitesten verbreitete. So bezeichnen 24 Prozent der Arbeitnehmer das Auftreten ihrer Vorgesetzten als befehlend. Das bedeutet: Die Mitarbeiter dürfen Anweisungen nicht hinterfragen, ihre Manager kritisieren sie häufig und loben selten. Dies sind Ergebnisse der Studie „Emotionale Führung am Arbeitsplatz“, für die von der Personalberatung Rochus Mummert jüngst 1.000 Arbeitnehmer in Deutschland befragt wurden.
Der von den Arbeitnehmern favorisierte Führungsstil sieht anders aus: 46 Prozent der Befragten hätten gerne ein coachendes Management in ihren Betrieben, das erstens die Mitarbeiter individuell fördert, damit sie ihr Potenzial voll ausschöpfen können, und zweitens Aufgaben sinnvoll delegiert. Doch leider klaffen hier Wunsch und Wirklichkeit auseinander, wie unsere Studie ebenfalls zeigt. Danach bezeichnen nur 23 Prozent der Arbeitnehmer die Art des Führens in ihren Betrieben als „coachend“. Angesichts der Tatsache, dass beinahe jeder Zweite gerne einen derartigen Chef hätte, gibt es also noch reichlich Luft nach oben.
Auf Platz zwei der Arbeitnehmer-Wünsche folgt – mit 18 Prozent weit abgeschlagen – ein gefühlsorientiertes Management, dem Harmonie wichtiger ist als Leistung. Hier stellen die Vorgesetzten die Emotionen der Mitarbeiter oftmals über das Erfüllen einer Aufgabe, was ein gutes Arbeitsklima schafft. Im Alltag der Betriebe ist der gefühlsorientierte Chef jedoch eine äußerst seltene Spezies, die nur jeder zehnte Mitarbeiter zu Gesicht bekommt.
Wie auch immer der Führungsstil aussieht: Das Management muss die Potenziale der Mitarbeiter mobilisieren. Der Weg dorthin führt über eine Firmenkultur, welche die Identifikation der Beschäftigten mit ihren Arbeitsplätzen fördert und ihnen Gestaltungsspielräume bietet. Nur so kommen Änderungen in Strukturen, Abläufen sowie Prozessen auch in den Köpfen und Herzen der Mitarbeiter an – und können den Unternehmenserfolg nachhaltig beeinflussen.