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Creditreform

Die Krisensymptome sind nicht mehr zu übersehen: Nach einer fast zehn Jahre währenden Boomphase müssen sich die Unternehmen auf härtere Zeiten einstellen. Leider haben viele ihre Hausaufgaben nicht gemacht, ihnen drohen ernsthafte Konsequenzen. Gleichzeitig ist jetzt die Zeit, sich schon für den nächsten Aufschwung vorzubereiten.

 

© Staufen AG

Die deutsche Wirtschaft steht am Rande einer Rezession und verzeichnete im dritten Quartal 2019 nur mit Mühe ein kleines Plus von 0,1 Prozent zum Vorquartal. Und der BDI erwartet für das laufende Jahr einen Rückgang der Produktion im Verarbeitenden Gewerbe in Deutschland um vier Prozent.

Das konjunkturelle Klima wird also spürbar rauer, doch viele Unternehmen sind darauf nicht vorbereitet. Sie nahmen sich während der langen Boomphase zu wenig Zeit dafür, sich wirklich wetterfest aufzustellen. Mehr als die Hälfte der Unternehmen in Deutschland räumt sogar ein, dass ihre Strukturen weder flexibel noch wandelbar sind, hat die Studie Erfolg im Wandel ergeben.

Die Unternehmensberatung Staufen hat dafür mehr als 400 Top-Führungskräfte befragt. Zudem hat bisher erst jedes zweite Unternehmen die eigenen Prozesse im Hinblick auf die anstehenden Herausforderungen überprüft. Ein entscheidender Grund: Immer noch glauben mehr als 40 Prozent der befragten Führungskräfte, dass ihr Unternehmen sich in den nächsten zwei Jahren nicht stark verändern wird müssen.

 

Unternehmen laufen Gefahr, aus der Bahn geworfen zu werden

Auch wenn die aktuelle konjunkturelle Situation mit der vor zehn Jahren nur schwer vergleichbar ist, laufen Tausende Unternehmen Gefahr, aus der Bahn geworfen zu werden. Zumal sich Veränderungen – geprägt durch volatile Märkte, aggressive Wettbewerber und Investoren, agile Arbeitsformen sowie den digitalen Wandel – immer schneller vollziehen.

In der Folge stehen auch etablierte Unternehmen mit noch guter Ertragslage heute vor der Herausforderung, den bestehenden Erfolg abzusichern und gleichzeitig den Wandel zu neuen Geschäftsmodellen und -strukturen zu managen. Dieses „Predictive Restructuring“ sollte unbedingt als ein fortlaufender Prozess verstanden werden und kann auch im Rahmen von Projekten, in denen es vorrangig um Change Management, Digitalisierung, Prozessoptimierung, Agilität oder Leadership geht, umgesetzt werden.

 

Trotz Krise immer auch an Morgen denken

Neben „klassischen“ Krisen-Maßnahmen – Überstundenabbau, Stundenkonten ins Minus fahren oder weniger Leiharbeiter einsetzen – darf auch die Absicherung der Zukunftsfähigkeit nicht vernachlässigt werden. Denn gerade jetzt, wenn die Auftragslage mal nicht brummt, kann man sich mehr Zeit für Verbesserungsprojekte nehmen und die Prozesse, Strukturen sowie die Organisation auf den nächsten Aufschwung einstellen.

Nahezu alle Unternehmen beklagen zudem den Fachkräftemangel. Die jetzt verfügbare Zeit sollte für eine Qualifizierungsoffensive genutzt werden. Also die größten Lücken identifizieren und genau die Menschen finden, die in diese Richtung umgeschult und trainiert werden können.

Zum Autor:

Willhelm Goschy ist Vorstand der Staufen AG. Seine Beratungsschwerpunkte liegen auf wertstromorientierten Fabrikkonzepten, der Implementierung von Wertschöpfungssystemen und dem Coaching von Führungskräften. Goschy studierte Betriebswirtschaftslehre in Deutschland und Großbritannien. Bei der Dr. Ing. h.c. Porsche AG sammelte er anschließend in der Funktion als Projektcontroller und Projektleiter profunde Kenntnisse in Fertigung und Montage. Seit 1999 in der Unternehmensberatung Staufen entwickelte Wilhelm Goschy als Senior Partner und Business Unit Leiter Führungskräfte, leitete Großprojekte, konzipierte die Ausbildung von Lean Experten und ist heute unter anderem verantwortlich für die Entwicklung des internationalen Beratungsgeschäfts.
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