Viele Unternehmerinnen und Unternehmer unterschätzen den Liquiditätsbedarf Ihres Unternehmens. Solange in der Liquidität alles gut läuft, fällt das nicht auf.
Aber stellen Sie sich vor: Die Kreditinanspruchnahme auf den Geschäftskonten kommt den mit den Banken vereinbarten Kontokorrentkreditlinien gefährlich nahe („steife Kreditinanspruchnahme“ in der Sprache der Banken) – es wird enger. „Na und“ werden Sie jetzt vielleicht sagen „ich habe diese Kreditlinien doch vereinbart“. Ja – aber im vorletzten Satz steht das Wort „gefährlich„. Der Grund: mit zunehmender Ausschöpfung der vereinbarten Kreditlinien senden Sie „Warnsignale“ in die Ratingsysteme ihrer Banken. Das tut dem Rating Ihres Unternehmens nicht gut – und damit auch nicht der weiteren freudigen Kreditvergabebereitschaft Ihrer Banken. Und wir reden hier noch gar nicht von Überziehungen der vereinbarten Kreditlinien!
Um eine solche Situation zu vermeiden, sollten Unternehmen den gesamten Liquiditätsbedarf Ihres Unternehmens ständig im Auge haben und bewusst steuern, wie hoch sie ihre Kreditlinien in Anspruch nehmen.
Der Hintergrund: Auf einer solchen Basis können Unternehmen frühzeitig agieren und Engpässe von vorneherein vermeiden.
Folgende Liquiditätsthemen sollten Sie im Blick haben:
- Umsatzfinanzierung
- Kundenforderungen
- Forderungsausfälle
- Umsatzsteuervorauszahlungen ( ⊗ )
- Wareneinkauf und Warenbestände
- Bestände an Halbfertigen und Fertigen Arbeiten
- Personalaufwand
- Löhne und Gehälter ( ∇ )
- Lohnsteuer und Sozialabgaben ( ⊗ )
- Sachaufwand
- Zinsaufwand
- Regelmäßige Ersatzinvestitionen
- Eigenanteil Neu-Investitionen
- Kredit-Tilgungen ( ∇ )
- Vorauszahlungen Ertragssteuern ( ⊗ )
- Einkommensteuer
- Körperschaftsteuer
- Gewerbesteuer
- Gewinnausschüttungen
- Privatentnahmen (Einzelunternehmen, …)
- Lebensunterhalt
- Krankheits- und Alters-Vorsorge ( ∇ )
- Rücklagenbildung, Kredittilgungen
Achten Sie dabei besonders auf folgende Positionen:
( ⊗ ) Wenn Sie hier zu spät zahlen, wird es richtig gefährlich – die Zahlungsempfänger haben eigene Vollstreckungsvollmacht
( ∇ ) Wenn Sie hier zu spät zahlen, wird es ziemlich gefährlich
Schlussfolgerung:
Schauen Sie einfach einmal auf Ihren gesamten Liquiditätsbedarf aktuell und für die kommenden zwölf Monate. Und bedenken Sie: Umsatzsteigerungen führen zu Mehrbedarf. Umsatzrückgänge übrigens auch (Zahlungen gehen weniger und/oder später ein, die Kosten können Sie aber nicht so schnell nach unten anpassen). Schauen Sie parallel auf Ihre Geschäftskonten und deren Inanspruchnahmen im Vergleich zu den vereinbarten Kreditlinien. Und wenn nicht genug Abstand zwischen Inanspruchnahmen und Kreditlinien liegt – dann nehmen Sie sich jetzt die Zeit, Ihre Finanzierungsbasis zu überprüfen und zu optimieren. Noch sind die Finanzierungszeiten günstig.
Zum Autor:
Carl-Dietrich Sander kennt beide Seiten des Besprechungstisches in Finanzierungsfragen: 20 Jahre war er in der Firmenkundenbetreuung von Banken tätig, zuletzt neun Jahres als Vorstandsmitglied der Volksbank Neuss. Seit 1998 ist er selbstständig als freiberuflicher UnternehmerBerater: Trainer, Berater, Fachautor rund um die Themen Liquidität, Finanzierung, Rating, Bankenkommunikation. Unter anderem für die NRW.BANK hält er Unternehmer-Seminare. Sein Buch aus dem NWB-Verlag „Mit Kreditgebern auf Augenhöhe verhandeln“ ist eines der umfassenden Arbeitsbücher für Unternehmer und Berater zu seinem Themenkreis. Im Bundesverband „Die KMU-Berater“ leitet er die Fachgruppe Finanzierung-Rating.
http://www.cd-sander.de