Die deutsche Industrie hat das Thema Nachhaltigkeit für sich entdeckt und nennt für den grünen Wandel auch ganz konkrete Ziele. Dieses Bekenntnis ist lobenswert. Aber damit den guten Worten auch gute Taten folgen, muss in vielen Unternehmen erst noch eine umsetzbare Strategie erarbeitet werden.
Zuerst die gute Nachricht: Bis 2030 will rund jeder zweite Maschinen- und Anlagenbauer nach eigenen Angaben klimaneutral arbeiten. Dieses Ziel ist aber nicht mit Lippenbekenntnissen zu erreichen, sondern nur mit einer angepassten Produktion und überarbeiteten Prozessen. Und daran hapert es noch, wie eine aktuelle Staufen-Umfrage unter mehr als 150 Unternehmen zeigt.
Denn bislang haben erst 35 Prozent der Maschinen- und Anlagenbauer eine grüne Strategie, die zielstrebig verfolgt wird. Ohne einen klaren Plan für den grünen Wandel ist die Gefahr jedoch groß, dass die hehren Ziele verfehlt werden.

© Stauffen AG
Aus den Zahlen der Studie „Green Transformation im Maschinen- und Anlagenbau“ wird deutlich, dass der Druck auf den Sektor wächst: So erkennen 71 Prozent der befragten Unternehmen die gesellschaftliche Verantwortung als Haupttreiber für den grünen Wandel.

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Gleich dahinter folgen die Faktoren Gesetze, Regularien und politischer Druck (64 Prozent) sowie Marktchancen und Wettbewerbsvorteile (60 Prozent). Damit hat sich die Öffentlichkeit neben dem Gesetzgeber als gewichtige Stimme für eine grüne Transformation der Wirtschaft etabliert.
Das grüne Potenzial in der Supply Chain heben
Angesichts der gesellschaftlichen Vehemenz, mit der das Thema vorangetrieben wird, müssen die Maschinen- und Anlagenbauer auch ihre Zulieferer stärker einbinden. Auf dem Weg zur Klimaneutralität spielt die Supply Chain bislang aber nur eine untergeordnete Rolle, wie die Staufen-Studie belegt.

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Zwar bieten die Lieferanten zahlreiche Ansatzpunkte für einen grünen Wandel im Maschinenbau. Damit die selbst auferlegten Klimaziele erreicht werden, ist jedoch eine enge Verzahnung zwischen Herstellern und Zulieferern notwendig. Gemeinsam umgesetzte Strategien können dabei gleich zwei positive Effekte miteinander kombinieren: ökologische Vorteile und Effizienzgewinne. Dieses Potenzial wird aktuell nicht in der notwendigen Tiefe genutzt.
Die fehlende Abstimmung zwischen den Teilnehmern der Wertschöpfungskette deutet darauf hin, dass der ESG-Gedanke noch zu stark nach innen gerichtet ist. Diese Annahme wird von den Umfrageergebnissen gestützt. So beziehen nur 24 Prozent der Maschinen- und Anlagenbauer bei der Lieferantenauswahl auch die Nachhaltigkeitsbewertung als ein Kriterium in den Vergabeprozess ein. Ganz anders der Automotive-Sektor: Hier sind es bereits 61 Prozent, die auf eine positive Nachhaltigkeitsbewertung in der Supply Chain achten.
Hinweise:
Die Studie „Green Transformation im Maschinen- und Anlagenbau“ steht hier zum kostenlosen Download bereit.
Zum Autor:
Wilhelm Goschy ist CEO der Staufen AG. Seit 2011 ist der Lean-Experte Vorstandsmitglied der internationalen Transformationsberatung. Dort verantwortet er den Bereich Business Development sowie die strategische Branchen- und Marktbearbeitung. Goschys Beratungsschwerpunkte liegen auf wertstromorientierten Fabrikkonzepten, der Implementierung von Wertschöpfungssystemen und dem Coaching von Führungskräften. Außerdem war er in den vergangenen Jahren maßgeblich am Ausbau des Auslandsgeschäfts der Staufen AG beteiligt.