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(c) Staufen

Woran denken Sie, wenn Sie sich einen Roboter in der Arbeitswelt vorstellen? An einen überdimensionalen Arm, der Nähte an unfertigen Autos verschweißt? Ist er orange und steht hinter einem Schutzzaun? Der Großteil der Deutschen hat genau diese Vorstellung von Robotern, die den High-Tech-Helfern nicht gerecht wird. Auf lange Sicht lässt diese Ansicht Chancen ungenutzt – beispielsweise im Dienstleistungs-Sektor.

Wie aus einer repräsentativen Umfrage der Unternehmensberatung Staufen unter mehr als 1.000 Arbeitnehmern in Deutschland hervorgeht, stellen sich fast drei Viertel der Befragten den Einsatz von Robotern primär in der Industrie vor, wo sie für den Menschen gefährliche oder körperlich schwere Arbeiten verrichten. Ein rückwärtsgewandtes Bild, das sich in den Antworten auf die Frage spiegelt, ob sich die Studienteilnehmer ihren technischen Kollegen als Servicekraft vorstellen könnten – ‚Ja‘ antworteten nur zwei von fünf Befragten. Schlimmer: Nur 14 Prozent sehen Roboter in der Krankenpflege, wo Arbeitskräfte dringend benötigt werden.

190108 Grafik 2 PI 1 RoboterstudieInteressant: Dieses Image eines besseren Lastenkrans führt offenbar dazu, dass nur ein Drittel der Arbeitnehmer befürchtet, in Präzision und Fehlerfreiheit vom Roboter übertrumpft zu werden. Und doch glaubt die Hälfte von ihnen (Fachkräfte und Akademiker gleichermaßen), dass die Maschine ein ernsthafter Konkurrent im Kampf um den eigenen Job sein kann.

Trotz aller Zweifel und Vorurteile sind Deutschlands Arbeitnehmer dafür offen, die Vorteile des Roboters zu genießen. Fast drei Viertel würden etwa gern auf eigene Fehler aufmerksam gemacht werden. Verständlich, denn negative Gefühle, die möglichwerweise aus Fehlern entstehen, hat die Maschine – im Gegensatz zu so manchem Vorgesetzten – nicht. Gleichzeitig schätzen Arbeitnehmer die Berechenbarkeit und gleichbleibend hohe Qualität der Maschinen-Arbeit. Positive Aspekte sehen die Deutschen also bereits.

190108 Grafik 1 PI 1 RoboterstudieTiefergehende Akzeptanz entsteht zudem, wenn Roboter menschlich aussehen. Denn laut der Studie, die mit der Staufen Digital Neonex GmbH umgesetzt wurde, wünscht sich jeder zweite Arbeitnehmer, dass Roboter Gesicht, Arme und Beine haben.

Ängste und Vorurteile können (und müssen) Führungskräfte abbauen, indem sie ihre Angestellten durch die neue Arbeitswelt begleiten und mit ihnen verständliche Anwendungsbeispiele durchgehen. So können Unternehmen die vielen Möglichkeiten der Roboter-Welt für sich nutzen.

Dass die Zusammenarbeit noch selbstverständlicher wird, könnte im privaten Bereich vorangetrieben werden. Denn nicht nur Amazon, sondern auch die Robo-Experten von Boston Dynamics haben angekündigt, schon in diesem Jahr Roboter fürs traute Heim auf den Markt zu bringen. Und wer schon zu Hause einen technischen Kollegen hat, der wird wohl auch bei der Arbeit mit ihm zurechtkommen.

Mit der NEXCON findet am 28. Februar ein internationaler, virtueller Kongress zu aktuellen Trends, Entwicklungen und gemachten Erfahrungen in den Bereichen Digitale Transformation, Data Analytics und Augmented sowie Virtual Reality im industriellen Anwendungsbereich statt. Weitere Informationen unter www.nexcon.digital

Zum Autor:

Willhelm Goschy ist Vorstand der Staufen AG. Seine Beratungsschwerpunkte liegen auf wertstromorientierten Fabrikkonzepten, der Implementierung von Wertschöpfungssystemen und dem Coaching von Führungskräften. Goschy studierte Betriebswirtschaftslehre in Deutschland und Großbritannien. Bei der Dr. Ing. h.c. Porsche AG sammelte er anschließend in der Funktion als Projektcontroller und Projektleiter profunde Kenntnisse in Fertigung und Montage.
Seit 1999 in der Unternehmensberatung Staufen entwickelte Wilhelm Goschy als Senior Partner und Business Unit Leiter Führungskräfte, leitete Großprojekte, konzipierte die Ausbildung von Lean Experten und ist heute unter anderem verantwortlich für die Entwicklung des internationalen Beratungsgeschäfts.
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