Wer sich fragt, warum Banken Gebühren für bisher kostenfreie Leistungen einführen werden und Preise erhöhen müssen, der findet eine Antwort in diesem Bild. Auch wer sich darüber ärgert, dass die Lebens- und Rentenversicherungen nicht das abwerfen, was vor Jahrzehnten prognostiziert wurde, der kann es sich mit einem Blick auf dieses Bild erklären. Auch die Schlagzeilen über die steigenden Pensionsverpflichtungen bei Konzernen und Mittelständlern können mit einem schnellen Blick nachvollzogen werden.
Was ist das nun für eine Grafik, die soviel Aussagekraft besitzt? Sie zeigt die Umlaufrendite erstklassiger deutscher festverzinslicher Wertpapiere. Sozusagen die „Brot und Butter Anlage“ im deutschen Finanzsystem. Wir sehen einen spektakulären Zinsverfall in den letzten Jahrzehnten.
Die Auswirkungen dieses Verfalls sind sehr vielfältig und betreffen nicht nur Börsianer. So wird die vermietete Immobilie gerne als „Zinshaus“ bezeichnet. Dementsprechend ist es nur logisch, dass sich auch dort die Renditeerwartung im Einklang mit den fallenden Zinsen nach unten bewegt.
Ein alte Leitsatz der Volkswirtschaft lautet: Der Zins ist der Preis des Geldes. Ist dieser zu niedrig, dann kommt es zu Fehlallokationen von Kapital. Das sind nicht anderes als finanzielle Fehlentscheidungen. Wie hoch dieses Fehlerpotential bei negativen Renditen langlaufender Staatsanleihen aktuell ist und welche Fehler wir heute machen, werden uns die Lehrbücher in 10 bis 15 Jahren mitteilen.
Bis dahin gilt: Die eigenen finanziellen Erfahrungen und Rezepte aus den vergangenen 30 Jahren sind sicher keine sinnvolle Basis für zukunftbezogene finanzielle Entscheidungen. Die Professionalisierung finanzieller Entscheidungsprozesse ist daher anzuraten.