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Creditreform

Das Umfeld für risikoreiche Kapitalanlagen war in den letzten Monaten sehr gut. Eine Steigerung dieser positiven Dynamik ist unseres Erachtens nach nur schwer vorstellbar. Insofern wird es spätestens jetzt einmal Zeit, sich mit dem Thema Risiko im eigenen Portfolio auseinander zu setzen. Denn durch die teilweise großen Kursentwicklungen sind viele Positionen stark im Wert gestiegen und bergen das Potenzial für Rücksetzer. Durch die positiven Entwicklungen sind heute viele Portfolios riskanter als noch von 6 oder 12 Monaten, daher empfiehlt es sich aktuell, eine Analyse des eigenen Portfolios durchzuführen und eventuell Anpassungen vorzunehmen bzw. die ursprüngliche Portfoliostruktur wieder herzustellen (Rebalancing).

Ermittlungen gegen Trump

Der Trump-Trade verliert allmählich an Dynamik und musste in den letzten Tagen einen herben Tiefschlag hinnehmen. Die durch die Wahl Donald Trumps angefachten Inflationshoffnungen sind in den letzten Tagen in sich zusammengefallen. Dafür verantwortlich waren enttäuschende Inflationsdaten sowie die sich zuspitzende politische Krise im Weißen Haus. An den Kapitalmärkten zeigen Entwicklungen unterhalb der Marktoberfläche, dass derzeit einige Risiken von ganzen Anlageklassen völlig ignoriert werden.

Inzwischen wird sogar gegen Donald Trump persönlich ermittelt. Nach Angaben der Washington Post wird dem Präsidenten Behinderung der Justiz vorgeworfen. Nach den nicht abreisenden Negativnachrichten um die Regierung Trump werden die ursprünglich geplanten Gesetzespläne immer unwahrscheinlicher. Dies spiegelt sich auch an den Kapitalmärkten wider. Die Inflationserwartungen wurden in den letzten Monaten durch die geplanten Steuersenkungen der Regierung Trump maßgeblich nach oben getrieben. Dies kehrt sich nun wieder um.

Wirtschaftsdaten verlieren an Dynamik

Der von uns gerne genutzte Economic Suprise Index der Citi Group zeigt, ob und wie stak die Wirtschaftsdaten von den Markterwartungen abweichen. Ein Wert oberhalb der Null-Linie signalisiert Wirtschaftsdaten, die besser als die Erwartungen ausfallen und umgekehrt. In den letzten Wochen fiel die Dynamik der Wirtschaftsdaten deutlich ab. Besonders in den USA erreichen die veröffentlichten Daten nicht mehr die Erwartungen.

Die Reaktion des Aktienmarktes blieb bisher aus. Die negativen Nachrichten wurden bisher lediglich am Renten- und Währungsmarkt eingepreist.

Rentenmarkt erwartet geringes US-Wachstum

Die US-Notenbank hat in dieser Woche die Leitzinsen angehoben. Doch völlig untypisch stiegen die Zinsen (für lange Laufzeiten) nicht an, sondern fielen. Ein Abflachen der Zinsstrukturkurve (dies geschied, wenn die Zinsdifferenz zwischen langen und kurzen Anleihelaufzeiten fällt) ist immer ein Zeichen, dass der Anleihemarkt ein nachlassendes Wirtschaftswachstum bzw. fallende Inflation erwartet. In der unteren Grafik ist die Zinsdifferenz zwischen US-Staatsanleihen mit 10 Jahren und 2 Jahren Laufzeit (blau) und zwischen 10 Jahren und 5 Jahren Laufzeit abgebildet. Es ist gut zu erkennen, wie die Wachstumshoffnungen, die nach der US-Wahl Ende 2016 eingepreist wurden, mittlerweile verpufft sind.

Auf den Punkt gebracht wettet der Anleihemarkt gegen die optimistischen Wachstumsprognosen des Aktienmarktes. Dies kann, wenn der Anleihemarkt richtig liegt, der Vorbote einer größeren Korrektur bei Aktien sein.

Risiko-Appetit fällt

Der Index in der nachfolgenden Abbildung errechnet aus einer Vielzahl von Kapitalmarkt-Indikatoren die Höhe der Risikoaversion im Markt. Bei einem Wert von 100 Prozent ist der Kapitalmarkt unter größtem Stress und risikoreiche Anlagen werden gemieden. Aktuell zeigt der Index jedoch nach wie vor ein hohes Maß an Risiko-Appetit an, was bedeutet, Anleger suchen Anlagen in riskanten Anlagen. Zwar ist der Risiko-Appetit im vergangenen Monat bereits leicht gefallen, er liegt jedoch noch immer auf einem hohen Niveau.

Hinweise für Anleger

Insbesondere die obige Grafik verdeutlicht, dass Anleger in den letzten Monaten vermehrt die risikoreichen Anlagen suchen. Die positiven Entwicklungen an den Aktienmärkten vermitteln das Gefühl, es gäbe nur eine Richtung – nach oben. Genau hier liegt ein großes Risiko, insbesondere für Anleger, die sich von den steigenden Kursen dazu verleiten lassen, einen zu hohen Anteil risikoreicher Anlagen im Portfolio aufzubauen. Denn auch in einem so positiven Umfeld wie das der letzten Monate sollte man grundsätzlich an der langfristigen Anlagestrategie festhalten und nicht prozyklisch abweichen.

Doch Vorsicht: Auch Anleger, die sich nicht zu prozyklischen Investitionen verleiten lassen, sollten sich einmal mehr mit dem Risiko in ihrem Portfolio beschäftigen. Denn die positiven Entwicklungen der letzten Monate haben dazu geführt, dass der Anteil risikoreicher Anlagen im Portfolio ganz automatisch gestiegen ist. Marktkorrekturen wirken sich somit auch hier verhältnismäßig stärker aus. Insofern sollte die aktuelle Phase genutzt werden, um das Portfolio zu überprüfen und die ursprüngliche Verteilung im Portfolio wieder herzustellen.