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Allianzen mit anderen Unternehmen sind im Mittelstand heute wichtiger als Fusionen und Akquisitionen. Sie erfordern ein geringeres finanzielles Engagement, ermöglichen eine Risikoteilung und lassen sich vergleichsweise leicht wieder rückbauen. Wie die Praxis im Mittelstand aussieht, zeigt eine neue Studie.

Die Zeit der Einzelkämpfer im Mittelstand ist vorbei: 94 Prozent der mittelständischen Unternehmen in Deutschland haben bereits Erfahrungen mit Strategischen Allianzen gesammelt. 88 Prozent planen dies für die Zukunft. Das sind zwei zentrale Ergebnisse der Studie „Strategische Allianzen. Wirkungsvolles Instrument oder überschätzter Hype? Das sagt der Mittelstand.“ von Ebner Stolz Management Consultants. Dafür hat die Unternehmensberatung 500 Unternehmenslenker befragt. In die Auswertung sind Erfahrungen aus mehr als 300 Allianzen eingeflossen.

Die Zahlen belegen: Unternehmensbündnisse sind im Mittelstand ein wirksam eingesetztes Instrument, um sich fit für die Zukunft zu machen. Allianzen haben heute sogar eine höhere Relevanz als Fusionen und Akquisitionen. Als entscheidende Vorteile werden insbesondere ein geringeres finanzielles Engagement, die Risikoteilung und eine vergleichsweise leichte Rückbaubarkeit gesehen.

Kooperationen oftmals in Kernbereichen

Die Studie räumt auch mit dem Vorurteil auf, Allianzen seien nur für unternehmerische Randbereiche geeignet. Ganz im Gegenteil: Die Kooperationsschwerpunkte des Mittelstands liegen im Einkauf (19 Prozent), im Bereich Forschung & Entwicklung (17 Prozent), in der Produktion (17 Prozent) und im Vertrieb (15 Prozent).

Doch Allianzen sind nicht nur beliebt, sie sind meist auch von Erfolg gekrönt. 65 Prozent der befragten Mittelständler bewerten ihre bisher realisierten Bündnisse positiv und bescheinigen einen messbaren Einfluss auf die Unternehmensentwicklung. Dies bedeutet im Umkehrschluss allerdings, dass bei einem Drittel die gesteckten Ziele und formulierten Erwartungen nicht erreicht wurden.

Die Probleme liegen häufig in der Umsetzung. Nur eine Minderheit von 12 Prozent der Unternehmen folgt klar definierten Prozessschritten. Dabei bildet jedoch eine strukturierte und sorgfältige Umsetzung den Grundstein für ein erfolgreiches Bündnis. Das gilt insbesondere für die rechtliche Ausgestaltung. Ein gut aufgesetzter Vertrag kann entscheidend dazu beitragen, die Allianz für alle Partner erfolgreich zu gestalten, Konflikten vorzubeugen und den Erfolg langfristig zu sichern.

Augen auf bei der Partnerwahl

Ohnehin beweist die Studie: Allianzen sind keine Selbstläufer. Es gilt, zahlreiche Hürden bei der Umsetzung zu überspringen.

Das größte Hindernis sind unterschiedliche Unternehmenskulturen. Häufig scheitert die Partnerschaft außerdem an konkurrierenden Führungsansprüchen, einem fehlenden Konsens in Bezug auf Ziele und Strategie sowie unzureichender Kommunikation. Diese Punkte zeigen, wie wichtig die Wahl des Partners ist.

Dabei werden jedoch häufig Chancen vertan. 37 Prozent der Befragten suchen nach dem passenden Teamplayer unter den bestehenden Geschäftskontakten. Andere externe Quellen wie Verbände, Veranstaltungen, private Netzwerke oder Beraterkontakte nutzen sie dagegen kaum. Damit ist die Wahrscheinlichkeit deutlich geringer, jemanden zu finden, bei dem Kompetenz, Strategie, Zielvorstellungen und Unternehmenskultur exakt passen.

Trotz aller Schwierigkeiten in der Umsetzung haben Strategische Allianzen den Mittelstand nachhaltig überzeugt. Neun von zehn Studienteilnehmern planen auch in Zukunft den Schulterschluss. Davon will ein Großteil sogar mehr als eine Allianz eingehen. In den kommenden Jahren sind zunehmend Partner aus dem Ausland gefragt. So wollen 29 Prozent der Mittelständler mit Unternehmen in einem anderen EU-Land kooperieren; nahezu der gleiche Anteil sucht einen Partner außerhalb der EU.