Bund und Länder haben erkannt, dass die deutsche Wirtschaft Innovationen und neue Technologien produzieren muss, um im globalen Wettbewerb bestehen zu können. Daher existieren zahlreiche Förderprogramme, die unter Begriffen wie „Innovationsförderung“ oder „Technologieförderung“ geführt werden. Doch was bedeutet das für Unternehmer konkret — und wie können sie davon profitieren?
Förderberechtige Innovationen gibt es in vielen Formen
Unter dem Begriff Innovationen sind in der Praxis von Unternehmen z.B. folgende Themen zu verstehen:
- Die Entwicklung eines neuen Produktes
- Ein Forschungs- und Entwicklungsprojekt
- Ein Projekt zur Verbesserung eines bestehenden technischen Verfahrens
- Projekte zur Umsetzung von technologiebezogenen, neuen Ideen in konkrete, verwertbare/verkäufliche Produkte und Dienstleistungen
- Ideen aus der Forschungs- und Entwicklungsabteilung eines Unternehmens z.B. zur Optimierung von Produkten und Dienstleistungen
- Investitionen zur Entwicklung von neuen Verfahren und Produkten
Nur wenn Unternehmen darin investieren und Innovationen zulassen, können sie wachsen und langfristig erfolgreich am Markt bestehen.
Volkswirtschaftliche Bedeutung von Innovationsförderung
Die Technologie- und Innovationsförderung stellt einen Teil der gesamten Subventionspolitik der Bundesregierung dar (nachzulesen im jeweils aktuellen Subventionsbericht der Bundesregierung, in dem die Entwicklung der Finanzhilfen für verschiedene Themengebiete genau dargestellt ist). Auf die Förderung für Technologie und Innovation entfallen für 2016 dabei 429 Mio. Euro insgesamt, bei einer geplanten Gesamtsumme von 22,935 Mrd. Euro an Subventionen.
Durch die Zuschüsse wird die Wirtschaft gestärkt, Arbeitsplätze werden geschaffen und die Steuereinnahmen steigen. Obwohl in der volkswirtschaftlichen Theorie Subventionen oft negativ bewertet werden, zahlt sich somit für die Regierung diese Investition aus. Weiterhin muss beachtet werden, dass die einzelnen Volkswirtschaften im Wettbewerb miteinander stehen. Andere Länder wie z.B. USA und China fördern die Unternehmen in ihrem Land mit hohen Zuschüssen. Daher würde ein Verzicht auf Subventionen in Deutschland deutliche Wettbewerbsnachteile für deutsche Unternehmen bedeuten.
Das passende Förderprogramm für die eigene Unternehmensstrategie finden
Die deutsche Förderlandschaft für den Bereich Forschung und Entwicklung, Technologie und Innovation ist vielfältig. Einen Überblick gibt die Broschüre „Von der Idee zum Markterfolg“ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie.
Zu unterscheiden sind zunächst Programme auf Landes, Bundes- und EU-Ebene. Dazu zählen unter anderem:
- Landesebene: Die Bundesländer haben jeweils individuell die Vorgaben der Bundesregierung und der EU zur Förderung der regionalen Unternehmen umgesetzt. Die Bundesregierung informiert auf ihrer Homepage zu den regionalen Förderprogrammen, die Unternehmen mit Technologie- und Innovationsvorhaben in Anspruch nehmen können. Dabei gibt es oft eine Vielzahl von regionalen Fördermöglichkeiten.
- Bundesebene:
– Das bekannteste Programm ist ZIM (Zentrales Innovationsprogramm Mittelstand). Es fördert Forschungs- und Entwicklungsprojekte mit einem gewissen Risiko und soll Unternehmen dazu ermuntern, mehr solche Projekte zu starten.
– Weiterhin gibt es WIPANO (Förderung für Patentanmeldungen, Normung und Standardisierung),
– Das Zuschussprogramm go-innovativ (go-inno) ist für Beratungsförderung.
– Das Förderprogramm KMU-innovativ (für Forschung im Mittelstand),
– Zuschüsse durch BAFA (Förderung unternehmerischen Know-hows),
– Die Industrielle Gemeinschaftsforschung (IGF) ist für vorwettbewerbliche Forschungs- und Entwicklungsarbeit in KMU. - EU-Ebene: Hier ist vor allem das KMU-Instrument Horizont 2020 für Technologie- und Innovationsprojekte zu nennen. Es fördert Unternehmen in drei Phasen und bietet Zuschüsse bis 2,5 Mio. Euro. Zu beachten ist, dass Antragsteller bei der Beantragung gegeneinander im Wettbewerb stehen und die Bewilligungsanforderungen sehr hoch sind.
Förderung entlang des gesamten Produkt-Entwicklungszyklus:
Gefördert werden können:
- Ideengenerierung durch externe Beratung
- die Potentialanalyse einer Idee und die Erstellung eines Realisierungskonzeptes
- Forschung und Entwicklung, um die Voraussetzung für eine Innovation bzw. eine neues Produkt oder neues Verfahren zu schaffen
- Machbarkeitsstudien
- Die Entwicklung von Prototypen
- Kosten für Testen und den Status der Serienreife
- Projektmanagement durch Externe
- Patentierung
- Normierung
- Kosten für die Markteinführung und Vermarktung
Entsprechend der Unternehmensstrategie sollten die Fördermöglichkeiten geprüft und beantragt werden. So ist es z.B. oftmals ratsam, vor dem Projektstart und der Beantragung Ziele und erforderliche Schritte festzuhalten. Ist das geschehen, fällt der Abgleich mit den Zielen des jeweiligen Zuschussprogramms und somit die Suche nach einem geeigneten Förderprogramm leichter.
Nutzung von Förderprogrammen vorteilhaft für die Unternehmensentwicklung
Der langfristige Effekt aus der Nutzung von Förderprogrammen ist eindeutig: Unternehmen, die konsequent Förderprogramme nutzen, haben einen höheren Cash-Flow und erhöhte Liquidität. Darüber hinaus bringen sie mehr neue Produkte und Innovationen in den Markt und heben sich somit deutlich von ihren Wettbewerbern ab. In unserer täglichen Praxis stellen wir immer wieder fest, dass sie schneller wachsen und eine stärkere Stellung am Markt erlangen als Mitbewerber der gleichen Branche. Die vorliegende Grafik zeigt die Unterschiede auf:
Frühzeitige und strategische Herangehensweise hilft – wichtige Punkte
Unternehmer sollten vor der Beantragung einige wichtige Punkte beachten:
- Die Dauer einer Antragstellung auf Zuschüsse und Fördergelder: Hier gibt es sehr unterschiedliche Fristen von sofort (Beratungsgutschein mit go-innovativ) über ein bis drei Monate (ZIM) bis zu einem halben Jahr oder mehr (Horizont 2020). Klarheit schaffen kann ein Gespräch mit anderen Unternehmern, die bereits Erfahrungen mit dem Programm gemacht haben oder der Austausch mit spezialisierten Beratungsunternehmen.
- Bei den meisten Förderprogrammen können Anträge laufend eingereicht werden. Oftmals gibt es jedoch sogenannte Bewertungsstichtage, zu denen die Begutachtung und Bewilligung erfolgt. Das Projekt sollte daran angepasst eingereicht werden, um unnötige Wartezeiten zu vermeiden.
- Bei ZIM dürfen Unternehmen bereits mit der Einreichung des Antrags mit dem Projekt beginnen. Dies ist nicht bei allen Förderprogrammen der Fall – Unternehmer sollten sich informieren, ob sie das eingereichte Projekt sofort oder erst nach erfolgreicher Bewilligung der Zuschüsse starten dürfen. Im schlimmsten Fall droht der Verlust von Zuschüssen, wenn z.B. ein Projekt bei Bewilligung bereits halb fertig gestellt ist.
- Ob ein Unternehmen antragsberechtigt für Fördergelder ist, entscheidet sich nicht nur anhand der Art des Projekts, sondern auch anhand der Unternehmensgröße. Da vor allem Unternehmen gefördert werden sollen, die ohne Zuschüsse das entsprechende Investitionsprojekt nicht finanziell bewältigen könnten, sind Grenzen bezüglich Mitarbeiterzahl, Umsatz oder Bilanzsumme gesetzt. Bei vielen Förderprogrammen müssen Unternehmen der EU-Definition für kleine und mittlere Unternehmen entsprechen (z.B. ZIM, maximal bis zu 500 Mitarbeiter, Bilanzsumme nicht höher als 43 Mio. Euro oder Umsatz nicht höher als 50 Mio. Euro). Hier gibt es Unterschiede, die vor der Erstellung eines Antrags geprüft werden sollten.
Dr. Jörg Rupp MBA ist Chemiker, promovierter Ingenieur und Geschäftsführer der DORUCON – DR. RUPP CONSULTING GmbH. Er beschäftigt sich seit über 15 Jahren mit Förderung, Innovation und Technologie und berät mit seinem Team Unternehmen bei der erfolgreichen Beantragung von Fördermitteln, beim zugehörigen Projektmanagement und zu Fragen der Unternehmensstrategie im Bereich Forschung und Entwicklung.