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Bis zu 11 Billionen Dollar wirtschaftlichen Mehrwert durch das Internet der Dinge bis 2025 weltweit – so eine Prognose von McKinsey. Eine stolze Zahl, doch ist sie realistisch? Studien, wie die von McKinsey lassen immer wieder die Erwartungen von Unternehmen und Endnutzern in den Himmel wachsen. Schaut man sich jedoch im Privatleben und Berufsalltag 2016 um, so finden sich wenig konkrete Lösungen im Einsatz. Abgesehen von Smart-Home und einigen Fitness-Anwendungen haben wir noch nicht viel gesehen. Woran liegt das?

Die Mehrzahl der aktuell vorgestellten Anwendungen stecken noch in den Kinderschuhen. Das hat unter anderem zwei Ursachen: Zum einen setzt das Trendthema viele Unternehmen unter Druck, schnell IoT-Produkte auf den Markt zu bringen. Das Resultat sind mobile Lösungen mit geringem Nutzwert. So wie die vernetzte Zahnbürste, die über eine Applikation zwar einige Statistiken über das Zahnputzverhalten zeigt, aber weder die korrekte Benutzung der Zahnbürste erläutert, noch den Gang zum Zahnarzt ersetzt. Unternehmen, die ihren Kunden einen echten, über Datensammlung und -Analyse generierten, Mehrwert liefern wollen, lassen sich bei der Produktausarbeitung Zeit. Das führt zur zweiten Ursache. Denn gerade visionäre IoT-Projekte stecken weiterhin in der Pilotphase. Bis zur erfolgreichen Markteinführung oder sogar bis zum reibungslosen Betrieb, ist es noch ein weiter Weg. Vor allem, weil aufgrund der neuen Technologie und der Komplexität viele Erfahrungen aus dem praktischen Einsatz fehlen. Spannende Beispiele hierfür sind selbstfahrende Fahrzeuge oder die automatisierte Lagerhaltung.

An diesen zwei Entwicklungen zeigt sich: Das Internet der Dinge ist flächendeckend noch nicht angekommen. Um das gesamte IoT-Potential auszuschöpfen, bedarf es noch einiger Vorarbeiten:

  • Sammlung relevanter Daten sowie deren Auswertung
  • Standards für die Vernetzung
  • Kombination unterschiedlicher, verfügbarer Sensoriken
  • Optimierung von kontextuellen Schnittstellen zum Benutzer
  • Klärung von Sicherheits- und Datenschutzfragen

Parallel dazu sollten Unternehmen im Zuge ihrer Digitalisierung eine Innovationskultur schaffen, sich mit den Möglichkeiten der neuen Technologie vertraut machen und experimentieren, um sich in einem verändernden Markt behaupten zu können. Wen diese Vorarbeiten in Schrecken versetzen, dem sei gesagt, dass die gehypte Technologie gar nicht so neu ist. Basieren doch IoT-Produkte am Ende des Tages auf Mobile Business Applications, die das Interface zur digitalisierten Bedienung des Produktes bilden. So betrachtet, braucht es keine Scheu vor den Herausforderungen des Internet of Things, wohl aber etwas mehr Lärm darum. Nur wenn Unternehmen nützliche Informationen zur Bewältigung der Vorarbeiten bekommen, werden wir neben Prognosen und Studien auch mehr marktreife IoT-Produkte sehen.