Es gibt viele Themen, die Anlegern Kopfschmerzen bereiten. Niedrige Zinsen und politische Querelen sind nur Schlagworte einer sehr verwirrenden Gemengenlage. Wie kann eine Antwort auf diese unterschiedlichen Fragestellungen aussehen?
Target 2 Salden – Was war das noch gleich?
„Target-Kredite entstehen, indem die Notenbanken einzelner Länder für andere Länder per Saldo Zahlungen gegenüber Inländern durchführen. Sie werden ermöglicht, weil die jeweiligen nationalen Notenbanken der kreditnehmenden Länder ihren Geschäftsbanken mehr Refinanzierungskredite gewähren und mehr Geld schaffen, als für die Eigenversorgung des Landes mit Zentralbankgeld nötig ist. Das zusätzlich geschaffene Zentralbankgeld gibt den inländischen Wirtschaftssubjekten die Möglichkeit, Zahlungsbilanzdefizite zu finanzieren, also im Ausland netto gerechnet Güter und Vermögenstitel zu erwerben oder Schulden zu tilgen. Target-Kredite laufen prinzipiell unbefristet und werden zwischen den nationalen Notenbanken mit dem Zinssatz für Hauptrefinanzierungsgeschäfte verzinst.“
Quelle: https://www.cesifo-group.de/de/ifoHome/policy/Haftungspegel.html
Nach dieser kurzen Erinnerung schauen wir kurz auf die jüngsten Entwicklungen. Aus deutscher Sicht sind diese nicht positiv.
Zu niedrige Zinsen für Staatsanleihen
Staatsanleihen mit kurzer Laufzeit sind die „Brot und Butter“ Anlage im Finanzsystem. Für viele Länder weisen diese Papiere mittlerweile eine negative Verzinsung auf. Was ist wenn das Wissen eines Erstsemesterstudenten im Bereich Volkswirtschaft richtig ist?
Vereinfacht formuliert heißt es: Der wichtigste Preis in der Volkswirtschaft ist der Preis des Geldes. Ist dieser zu niedrig, dann kommt es zu Fehlallokationen von Kapital. Das sind nichts anderes als finanzielle Fehlentscheidungen. In vielen Jahren wird man vielleicht sagen: „Es war halt Anlagenotstand“.
Das Wesentliche ist oft nicht spannend genug
Ja natürlich könnte man sich über dutzende weitere Themen Gedanken machen. Aber was bringt es? Die Zukunft wird es nicht ändern. Anleger sollten sich daher auf die Themen fokussieren, die sie selbst kontrollieren können. Statt darüber zu diskutieren warum oder wann ein Ereignis eintreten könnte ist die Zeit sinnvoller investiert, wenn man sich die daraus resultierenden Auswirkungen auf seine eigene finanzielle Situation anschaut. Das ist schon arbeitsintensiv genug, da es eine Vielzahl von Wechselwirkungen zu berücksichtigen gilt.
Erfreulicherweise gibt es auf viele unterschiedliche Probleme und Unsicherheitsfaktoren die exakt gleiche Antwort. Diese ist nicht besonders spannend und sie taugt auch nicht für marktschreierische Schlagzeilen. Die Auflage von Börsen- und Finanzmagazinen lässt sich damit auch nicht steigern.
Die simple Antwort heißt Risikostreuung! In der Umsetzung wird es dann deutlich komplexer, weil es eben nicht reicht sein Kapital auf unterschiedlich lautende Anlageklassen zu verteilen. Natürlich sind Dividendenaktien, Bundesanleihen vermietete Immobilien verschiedene Anlageklassen….
Aber verhalten sie sich immer unterschiedlich? Ein steigender Nominalzins würde wahrscheinlich alle drei treffen. Der Ausschlag wäre wahrscheinlich unterschiedlich groß, aber dennoch gleichgerichtet. Der selbstgestrickte Excel Kuchen mag in diesem Beispiel drei verschiedene Farben haben, aber ehrlicher wären drei Schattierungen der gleichen Farbe.
Diesen Gleichlauf sehen wir momentan in vielen unterschiedlichen Segmenten. Zudem verändern sich auch die Segmente selbst. So wurden früher unter dem Segment „Renten“ typischerweise Anleihen erstklassiger Emittenten verstanden. Heute verbergen sich dahinter gerne auch mal Hybrid-, Nachrang- und sonstige Anleihe Exoten. Diese müssen nicht einmal schlecht sein, aber sie haben sicherlich ein ganz anderes Chance-Risiko Profil, als unsere „klassischen“ Renten. Das dürfte vor allem für Stressphasen gelten. Also genau dann, wenn man eine Risikostreuung zu den Aktien bräuchte.
Auch ein Aktienindex ist kein statisches Gebilde. Die Branchenzusammensetzung ändert sich genauso regelmäßig, wie sich die wichtigen Bewertungskennzahlen ändern. Ein DAX aus dem Jahr 2000 hat andere Charakteristika als heute. Gleicher Name, anderer Inhalt. Es liegt auf der Hand, dass letzteres wichtiger ist.
Die konkrete Herausforderung
Eine auf die eigene finanzielle Situation abgestellte und dann sinnvoll umgesetzte Risikostreuung ist heute ein schweres Unterfangen. Der zinslose Anlagenotstand sorgt für einen gefährlichen Gleichlauf und ein menschentypisches Herdenverhalten. Es fühlt sich eben „richtiger“ an, wenn man die Risikoleiter gemeinsam mit vielen anderen heraufklettert.
In Beratungen stelle ich häufig dieses Problem fest:
Es wird zwar erkannt, dass der Grad der Risikostreuung ungenügend ist, aber die sachlich notwendigen Schritte zur sinnvollen Diversifizierung stehen in einem Konflikt zur eigenen emotionalen Kontrollvorstellung. Aber ich habe es ja schon gesagt: Die Antwort auf die Unsicherheit ist simpel, aber nicht einfach.