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Creditreform

In den letzten Wochen habe ich mich mit drei systemischen „Managementfehlern“ beschäftigt, auf die wir in unseren unzähligen Unternehmenskontakten, Beratungs- und Sanierungsprojekten immer wieder stoßen.  Wir sprachen über die Probleme interner Zielsysteme, die die richtige Lösung blockieren, über das Überschätzen der eigenen Fachkompetenz und über zu langsame Entscheidungen wegen Führungsschwäche. Es fehlt der letzte der aus meiner Erfahrung zentralen „Managementfehler“ und wir kämpfen vermutlich alle damit: Die Überlastung von Mitarbeitern und Führungskräften.

Viele notwendige Entscheidungen im Unternehmen fallen auch deshalb zu langsam und viele Konzepte werden nicht sorgfältig genug entwickelt, weil in den meisten Unternehmen Führungskräfte und Mitarbeiter notorisch überlastet sind. Einerseits wird an jedem Kopf gespart, andererseits wird noch immer zu umständlich gearbeitet und letztlich wird zu viel Aufwand getrieben und damit Personal gebunden für Produktsegmente, in denen zu wenig Ertrag erwirtschaftet wird.

Natürlich kostet Personal Geld. Wenn jedoch Aufgaben liegenbleiben, wenn der Handlungsstau immer größer wird, dann kostet dies auch viel Geld. Für Berater ist dies fast eine tägliche Erfahrung. Viele geplante Projekte verzögern sich um Monate und teilweise um Jahre, da die Unternehmen die erforderlich interne Personalkapazität nicht bereitstellen können. Jeder erfahrene Berater kann eine lange Liste von hängenden Projektangeboten vorweisen, die monatlich fünf- oder sechsstellige Beträge bei den Kunden einsparen würden, die aber liegenbleiben, da Personal beim Kunden fehlt. Lieber spart man achtzigtausend Euro an Personalkosten, als jährlich eine halbe Million durch Projekteinsparungen. Manche Unternehmen gehen bereits bei geringem Marktwachstum in die Knie, weil sie nicht einmal mehr das anwachsende Tagesgeschäft bewältigen können… Kaufmännisch kann man darüber nur den Kopf schütteln, unternehmerisch mag man es sich leisten können, solange das Unternehmen gut genug dasteht.

In unserer schnellen Wirtschaftswelt ist heute aber kein Unternehmen seines Glückes mehr sicher. Morgen schon können widrige Umstände die vorhandenen Erträge einbrechen lassen und dann ist es oft zu spät, den langen Handlungsstau noch aufzuarbeiten. „Ein Unternehmen zu führen,“ so hat Prof. Rolf Hackstein einmal formuliert, „bedeutet nicht die Gegenwart zu verwalten, sondern die Zukunft zu sichern„. Daran gemessen, fehlt in vielen unserer Unternehmen der erforderliche „sense of urgency“.