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Creditreform

Der digitale Wandel erfasst alle Unternehmen quer durch alle Branchen. Er verändert Geschäftsmodelle und ganze Wertschöpfungsketten. Vom Umbruch und der Neuordnung können kleine wie große Betriebe profitieren. Eine Bestandsaufnahme.

Digitale Transformation – was genau verbirgt sich hinter diesem viel zitierten Schlagwort? Einerseits steht es für den Wandel in der Technik, weg von allem Analogen, hin zu Bits und Bytes. Andererseits geht die Definition noch viel weiter und beschreibt den großen Wandel in der Nutzung von Geräten und Maschinen sowie die Anpassung von Geschäftsmodellen der Unternehmen an die Internetzukunft. „Es geht dabei nicht um Optimierung oder Effizienzsteigerung“, erklärt Karl-Heinz Land, Gründer der Kölner Strategieberatung Neuland. „Es geht vielmehr um völlig neue Wertschöpfungsketten und die zumindest teilweise Neuerfindung des Unternehmens“, so der Autor vieler Sachbücher zum Thema wie „Dematerialisierung – Die Neuverteilung der Welt in Zeiten des digitalen Darwinismus“. Land wird nicht müde zu betonen: „Unternehmen sollten ihr Geschäftsmodell gründlich unter die Lupe nehmen, bevor es andere tun.“

Die anderen, die Amazons, Googles, Apples und Airbnbs dieser Welt, sind längst dabei und wälzen dank Digitalisierung alteingesessene Branchen um. In ihrem Buch „Think new! 22 Erfolgsstrategien im digitalen Business“ beschreiben Christian Hoffmeister und Yorck von Borcke, wie die Newcomer erfolgreich geworden sind. Und sie machen den traditionellen Unternehmen in Deutschland Mut: „Die Fähigkeiten und Potenziale jedes einzelnen Mittelständlers lassen sich durch die Digitalisierung deutlich besser nutzen“, ist Unternehmensberater Hoffmeister überzeugt. Als Beispiel nennt er den einfacheren Zugang zu neuen Geschäftsmodellen dank der weltweiten Vernetzung und Kooperation mit Partnern.

Digitalisierung geht alle an

Ob großes oder kleines mittelständisches Unternehmen, von der Digitalisierung seien alle Branchen betroffen, sagt auch Frank Deburba, Geschäftsführer des auf Digitalisierungsthemen spezialisierten Beratungsunternehmens Infront Consulting. Er hat beobachtet: „Typischerweise kommt es zunächst zu Prozessverbesserungen und nach kurzer Zeit sind umfangreiche Auswirkungen auf das Geschäftsmodell selbst zu erkennen.“ Und: Alle Dienstleistungsbranchen, die leicht zu digitalisieren waren, wie Musik, Film und Medien, haben sich bereits grundlegend verändert. Inzwischen erreicht der Wandel aber auch klassische deutsche Fertigungsindustrien wie den Maschinenbau und die Automobilindustrie. Google etwa lässt in Kalifornien seine Roboterautos auf den Straßen rollen. Apple zieht mit eigenen Fahrzeugplänen nach, Tesla bietet für seine E-Autos ein Jahr Stromtanken inklusive – alle Konzepte haben eines gemeinsam: Produkt und Service verschmelzen.

Ein Video zu Digitalisierung und ihren Folgen finden Sie in der Creditreform-App oder hier im Netz.

In Deutschland steckt der Handel indes noch mitten in der Neugestaltung seines digitalen Geschäftsmodells. Experten glauben, dass weder der reine Onlinehändler überleben wird noch der Betrieb mit dem ausschließlich stationären Vertrieb. Am Ende wird sich vielmehr eine Kombination von beiden durchsetzen, Omnichannel nennen Experten diese Variante. Ein bekanntes Beispiel für eine erfolgreiche Verknüpfung von Offline und Online im Handel ist der Lebensmittelspezialist Rewe. Johannes Steegmann, Geschäftsführer von Rewe Digital, hat beobachtet: „Für unseren Kunden ist beides wichtig: Der Bevorratungseinkauf wird gerne im Internet erledigt. Per Mausklick wird ihm bequem das komplette Sortiment bis an die Tür geliefert – in der gleichen Qualität und zu den gleichen Preisen wie im Supermarkt. Und zum gelegentlichen Stöbern geht er lieber in den Markt in der Nachbarschaft.“ Mit der Rewe App können die Verbraucher zudem ihre Einkaufsliste erstellen. Damit nicht genug: Eine mobile Bestellfunktion und die Möglichkeit des Click & Collect, bei dem die Kunden online bestellen und ihre Ware im Supermarkt abholen können, sollen den Online-Einkauf noch einfacher machen.

Doch nicht nur Konzerne wie Rewe sollten auf Digitalisierung setzen, sondern auch kleine und mittelgroße Betriebe. Wer nicht über ausreichende finanzielle beziehungsweise personelle Kapazitäten für die Anpassung verfügt, kann sich auch mit Gleichgesinnten zusammenschließen. Ein Beispiel für eine erfolgreiche Kooperation in puncto digitale Transformation ist das Projekt Online City Wuppertal. Unter diesem Label präsentieren mehr als 60 Fachgeschäfte rund 10.000 Produkte. Unterstützung erhalten sie von der Atalanda GmbH, einem Anbieter für lokale Internetmarktplätze. Dieser Dienstleister stellt die Onlineplattform für die Warenauslage zur Verfügung und kümmert sich auch um die Logistik sowie die Zahlungsabwicklung und sorgt – ganz wichtig – für ein gutes Suchmaschinenranking.

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