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Das Bild zeigt einen Ford Mustang

© Hersteller / Ford

Wie die Zeiten sich ändern: Früher trat ein Ford Mustang mit 5-Liter-V8 gegen Chevrolet Camaro oder Dodge Charger an. Heute heißen die Herausforderer Tesla Model Y und VW ID.4 und haben Batterien an Bord.

 

Ford schickt in dieses stille Rennen der Elektro-Herausforderer seinen Mach-E, ein SUV-Crossover – und eben kein Pony Car oder sportliches Zweitürer-Coupé, wie der Namenszusatz Mustang andeutet. Getestet habe ich die Basisvariante, die es ab 46.900 Euro gibt. Sie ist heckgetrieben per 198 kW oder 269 PS starkem Elektromotor, der seinen Strom aus einem 75,5 kWh großen Akku bezieht.

Doch sie ist nur eine von fünf Varianten dieses Modells. Wer den größeren Akku (98,7 kWh) will, zahlt 54.475 Euro. Die Reichweite steigt dadurch von 440 auf 610 Kilometer. Zur Ausstattung zählen unter anderem 18-Zoll-Felgen, Zweizonen-Klimaanlage und teilautomatisierte ­Fahrfunktionen für den Autobahnverkehr.

 

Allradvariante üppig ausgestattet

Für mindestens 54.000 Euro ist die Allradvariante des Mustang Mach-E mit zusätzlichem Motor an der Vorderachse zu haben. In der Basisausführung mit kleinem Akku kommt der Crossover auf 198 kW/269 PS. Alternativ gibt es eine 258 kW (345 PS) starke Ausführung mit großem Akku, die mindestens 62.900 Euro kostet. Die Reichweiten der Allrader fallen mit 400 beziehungsweise 540 Kilometern eine Spur geringer aus als bei den Heckantriebs-Modellen. Die Ausstattung ist etwas üppiger und umfasst unter anderem Polster in Lederoptik, 19-Zoll-Felgen und rote Bremssättel.

Mindestens 73.000 Euro kostet das Topmodell Mustang Mach-E GT. Der Allrader bringt es auf 358 kW (487 PS). Seine 88-kWh-Batterie sorgt für rund 500 Kilometer Norm-Reichweite. Zur Ausstattung zählen 20-Zoll-Felgen, Sportsitze und ein adaptives Fahrwerk mit magnetisch gesteuerten Dämpfern.

 

Ford Mustang: Wartezeit von bis zu sechs Monaten

Die gute Nachricht für Interessenten an den Mach-E-Varianten ist die Verlängerung der Innovationsprämie bis Ende 2025. Damit erhalten Käufer von Staat und Herstellern auch über das Jahresende 2021 hinaus bis zu 9.570 Euro (brutto) beim Kauf eines E-Fahrzeugs. Die schlechte Nachricht: Kunden müssen mit Wartezeiten von bis zu einem halben Jahr rechnen. Neben dem regen Interesse an batterieelektrischen Fahrzeugen sorgt auch der Chip-Mangel für Produktionsschwierigkeiten der gesamten Industrie und damit für Lieferengpässe.

Doch das Warten lohnt sich. Mir hat der Mach-E schon in der Basisvariante eine Menge Fahrspaß bereitet. Mit niedrigem (Batterie-)Schwerpunkt und dynamischer Auslegung geht dieser Ford knackig ums Eck – auch wenn bei Tempo 180 Schluss ist, als Zugeständnis an die Reichweite. Aus dem Stand auf 100 km/h dauert der Sprint 6,1 Sekunden. Es fühlt sich dank satten 430 Newtonmeter Drehmoment aber flotter an.

 

Ford Mustang gewinnt die Spaßwertung

Darüber hinaus ist der Innenraum sehr gelungen, pragmatisch modern. Es dominiert ein riesiger, scheinbar frei schwebender Hochkant-Monitor das Cockpit, doch Ford verzichtet zum Glück nicht völlig auf Knöpfe und Schalter.

Mit Humor wird Mustang-typisches zitiert: Einerseits sind die Heckleuchten wiedererkennbar gestylt wie beim Original, andererseits erzeugt ein Soundgenerator V8-Geräusche im Innenraum, wenn man das Gaspedal kräftig durchtritt. Niemand braucht das, aber es macht Freude.

Genauso wie der spontane Antritt des Hecktrieblers, der am Kurvenausgang gerne mal die Reifen zum Quietschen bringt. Der dazugehörige Fahrmodus heißt „Temperamentvoll“. Vernünftiger ist es natürlich, den Wagen im Fahrmodus „Zahm“ und im One-Pedal-Betrieb zu bewegen, den die Konkurrenz aber besser beherrscht.

 

Kleiner Kofferraum vorn

Die Platzverhältnisse sind nur vorne sehr gut, das zum Heck abfallende Dach, kleine Fenster und wenig Beinfreiheit schränken den Komfort hinten im 4,71 Meter langen Viertürer etwas ein. Dafür findet das Gepäck gleich an zwei Stellen besonders viel Platz: nämlich mindestens 402 Liter im Heck und weitere 100 Liter im vorderen „Frunk“ mit praktischem Raumteiler. Maximal passen 1.420 Liter in den Mach-E.

Heides Testurteil:
Wenn Ford ein mittelgroßes SUV als Mustang bezeichnet, dann wollen die Amerikaner damit den Performance-Anspruch ihres ersten Batterie-Serienautos unterstreichen. Und ja: Bei aller Alltagstauglichkeit sowie überraschenden Modernität des Mach-E bietet der Tesla-Herausforderer viel Emotion. Nur eben ganz anders als mit V8-Motor.

Frank Heide schreibt seit 16 Jahren über Autos. Für das Creditreform Magazin testet einmal im Monat die neuesten Firmenwagen. © Thomas Luther

Was jeder für sich selbst herausfinden muss, ist nicht nur, welche der fünf Antriebs- und Batterievarianten die passende ist. Man sollte auch testen, ob man die Türen ohne Griff alltagstauglich findet. Sie springen dem Schlüsselinhaber bei Annäherung sensorgesteuert entgegen, aber nur einen winzigen Spalt. Ich habe sie, wie vieles beim Mach-E, einfach mal unter „Spaßfaktor“ verbucht.

Beim wichtigen Thema Laden hat Ford dann wieder die Nase vorn: Maximal zieht der Mach-E den Strom mit 150 kW und braucht für 100 Kilometer Fahren im besten Fall nur zehn Minuten Standzeit.

 

 

 

Ford Mustang: Daten und Fakten

 

Länge: 4,71 Meter
Breite: 2,10 Meter (mit Außenspiegeln)
Höhe: 1,62 Meter
Radstand: 2,98 Meter
Kofferraumvolumen: 402 bis 1.420 Liter
Antrieb: Heckmotor und Heckantrieb, Eingang-Automatik
Maximale Leistung: 178 kW/269 PS
Maximales Drehmoment: 430 Nm
Beschleunigung: 0 – 100 km/h: 6,1 Sek, max.: 180 km/h
Normverbrauch: 17,2 kWh/100 km
Batteriekapazität (netto): 68 kWh, Reichweite (WLTP): 440 km
Effizienzklasse: A+,
Preis: ab 46.900 Euro