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Creditreform

Wir kennen es aus der Politik und der Industrie – hinter einer Revolution stehen stets Revolutionäre. So war es James Watt, der mit seiner Dampfmaschine die erste industrielle Revolution einläutete, Henry Ford steht mit seinem Fließband Pate für die zweite und Jack Kilby mit dem Mikrochip für die dritte. Aber wer ist der Name und das Gesicht der vierten industriellen Revolution, der Industrie 4.0?

Erstmals ist es kein Revolutionär, sondern die Maschine selbst, die Geschichte schreibt: der intelligente Roboter, der die digitale Fabrik bis hinunter zur Losgröße eins steuert und Produkte zuerst virtuell entwirft, bevor er sie fertigt. Er ist es, der für das Zeitalter von Industrie 4.0 steht und derzeit die Unternehmen aufrüttelt. Insbesondere der Mittelstand schielt auf die digitale Fabrik, in der nicht mehr die kostengünstige Massenproduktion regiert, sondern die maßgeschneiderte Sonderanfertigung.

Basis für Industrie 4.0 sind vernetzte ITSysteme und intelligente Roboter, die miteinander kommunizieren. Jedes Produkt kennt dank RFID seine Bestimmung mit Farbe, Form oder Funktion. Integrierte Messsysteme und Sensoren überwachen jeden Schritt der Produktion. Ergeben sich Abweichungen oder Fehler, wird die Fertigung gestoppt und korrigiert. Aber Industrie 4.0 geht auch über die Unternehmensgrenzen hinweg und liefert externe Informationen zu Umweltbedingungen, Produktionsplanung oder Logistik, die für die Fertigung von Bedeutung sind.

Zur Person
Martina Fiddrich ist Mittelstandschefin bei IBM Deutschland und Mittelstandsbotschafterin des Creditreform-Magazins.

Diese Flut an Daten stellt die Unternehmen vor große Herausforderungen bei Speicherung und Auswertung – gerade im Mittelstand. So hat ein mittelständischer Hersteller von Maschinen zur Holzverarbeitung festgestellt, dass er für seine rund 30.000 Maschinen bei einer mittleren Lebensdauer von 15 Jahren Speicherkapazitäten von mindestens 30 Petabyte benötigt – selbst bei minimaler Datensammlung. Das sind rund 200.000 DVDs – übereinander gestapelt ein Turm von fast drei Kilometern Höhe. Diese Daten auch noch sinnvoll auszuwerten, bringt ein kleineres Unternehmen schnell an seine IT-Grenzen.

Überwinden kann der Mittelstand diese Grenzen mit IT-Disziplinen wie Cloud, Big Data oder Mobile. Während die Cloud nahezu unbegrenzte IT-Ressourcen zur Verfügung stellen kann, beherrschen Big-Data-Lösungen die intelligenten Algorithmen, um aus den Informationen schnell und sicher verwertbares Wissen zu generieren. Und mobile Lösungen erlauben den ortsunabhängigen Zugriff auf die digitale Fabrik.

Industrie 4.0 ebnet den Weg, Fertigungsprozesse zu steuern und jederzeit auf veränderte Kundenwünsche einzugehen. Das Internet der Dinge ermöglicht cyber-physische Systeme, die nicht nur die Produktion steuern, sondern auch das Energiemanagement oder die Verkehrssicherung übernehmen. Eine Revolution, die gerade kleineren Unternehmen die Chance bietet, sich in ihrer Nische zu positionieren und weltweit zu wachsen. Eine Revolution, die ganz ohne Revolutionäre auskommt und Unternehmen jeder Größenordnung auf eine Stufe stellt.