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Mehrsprachige Firmen-Websites sind heute internationaler Standard. Wer Kunden und Geschäftspartner weltweit anspricht, sollte jedoch einige wichtige Punkte beachten.

Denn: Es gibt eine ganze Reihe von landestypischen Unterschieden – nicht nur bei der Sprache. Auch bei Bildmotiven oder der Leserichtung sollte die Website an die Sehgewohnheiten des jeweiligen Landes angepasst werden. Nelly Kostadinova, Geschäftsführerin des Übersetzungs- und Lokalisierungsunternehmens Lingua-World, gibt praktische Tipps, wie sich Fehler bei der Lokalisierung vermeiden lassen:

1. Fachleute fragen

Unternehmen, die ihre Website für internationale Kunden und Geschäftspartner anpassen
wollen, sollten Wert auf die Qualität der Übersetzung legen und Texte immer von
erfahrenen Übersetzern – am besten von Muttersprachlern – übersetzen lassen. Gute
muttersprachliche Übersetzer sind sowohl sprachlich als auch fachlich qualifiziert und
kennen die Begriffe ihres Spezialgebiets sowohl in der Ausgangs- als auch in der
Zielsprache. Damit erzielen die Texte die gewünschte Wirkung – Denkunterschiede
zwischen den Sprachkulturen werden vermieden. Denn schließlich ist die Website die
Visitenkarte des Unternehmens und ihre Texte sind wichtige Verkaufsinstrumente.

2. Sprachliche Feinheiten beachten

Bei der Lokalisierung von Websites geht es nicht nur um die reine Übersetzung von Texten. Wichtig ist auch, im Vorfeld spezielle sprachliche Besonderheiten zu beachten. Beispiel: Das ‚Handy’ wird nur im Deutschen so genannt. Amerikaner sprechen von ‚cell phone’, Briten telefonieren mit dem ‚mobile phone’. Ein anderes Beispiel: Ein Online-Shop, der Umhängetaschen – in Deutschland oft als ‚body bags’ bezeichnet – im englischsprachigen Ausland verkaufen möchte, sollte lieber auf den Begriff verzichten: Denn ein ‚body bag’ bezeichnet im Englischen einen Leichensack.

3. Kulturen verstehen

Sprache, Inhalt und Design der Website sollten an die kulturellen Gegebenheiten des jeweiligen Landes angepasst sein. So liest man in arabischen Ländern von rechts nach links. Dies sollte dann auch bei erklärenden Bildfolgen beachtet werden. Auch Farben und Symbole haben von Land zu Land sehr unterschiedliche Bedeutungen. Um Missverständnisse zu vermeiden, können kulturneutrale Texte, Grafiken und Symbole verwendet werden.

4. Flaggen vermeiden

Sehr häufig sieht man Landesflaggen bei der Sprachnavigation von internationalen Websites. Doch oft wird mehr als eine Sprache in einem Land gesprochen – zum Beispiel in der Schweiz. Tipp: Besser den Eigennamen der Sprache als Textlink oder Buttonaufschrift nutzen: Deutsch, Italiano, Francais…

5. Die Form wahren 

Wichtig ist es auch, formale und rechtliche Unterschiede bei der Lokalisierung zu
beachten. Ob Adressformat, Währung oder Maßeinheit – für manche Länder müssen
Inhalte geändert oder ergänzt werden. Gute Websites sollten daher exakt an lokale
Richtlinien angepasst sein.

6. Planvoll agieren

Die erfolgreiche Lokalisierung einer Website hängt von einer guten Vorbereitung ab. Im Vorfeld sollte eine Übersicht zu allen Dateien erstellt werden, die lokalisiert werden sollen– inklusive Grafiken und Multimedia-Dateien. Zudem hilft eine genaue Beschreibung des Aufbaus der Website und der technischen Besonderheit der Dateien.

7. Schnell sein

Kunden kommunizieren heute direkt mit dem Unternehmen, kaufen Produkte und Dienstleistungen und laden Dateien von der Website herunter. Viele Firmen setzen Content Management Systeme ein – die Inhalte werden laufend aktualisiert. Daher sollte die Lokalisierung planvoll erfolgen und Änderungen schnell erkannt und in die jeweilige Sprache transferiert werden.

8. Technik berücksichtigen

Lokalisierte Dateien müssen in jeder Sprache funktionieren. Daher sollte die
Zeichencodierung für multilinguale Websites im 8-Bit-Unicode erfolgen. Dieser integriert eine Vielzahl an Schriften. Auch ist es notwendig, einzelne Dateien in XHTML/HTML oder XML mit Sprachentags zu versehen, um einen besseren Zugriff auf fremdsprachige Inhalte zu ermöglichen. Auch empfiehlt es sich, Linknamen zu übersetzen. Extra-Tipp: Bei Website-Versionen in einer Sprache, etwa für Deutschland, Österreich und die Schweiz, sollten unbedingt doppelte Inhalte (duplicate content) vermieden werden. Das kann sehr schnell zu einer Suchmaschinen-Abwertung führen.