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© Daimler AG

Nur ein einziger Hersteller baut ein solches Auto bislang: Der Mercedes-Benz E 300 de vereint einen Plug-In-Hybrid mit einem 2-Liter-Turbo-Diesel. Aber kann eine Limousine mit fast 2,1 Tonnen Leergewicht überhaupt sparsam sein? Die Testfahrt zeigt: Ein Ökomobil ist der Wagen jedenfalls nicht.

 

Sieht so die Rettung des Diesels aus? Auf den ersten Blick wirkt der Mercedes-Benz E 300 de im positiven Sinn unauffällig. Obere Mittelklasse aus Stuttgart, unaufdringlicher Luxus auf 4,92 Meter. Doch Daimler gibt den offiziellen Verbrauch nach der WLTP-Norm mit nur 1,6 Liter auf 100 Kilometer an. Das weckt natürlich Neugierde: Wie sparsam ist er wirklich? Das Kürzel „de“ am Typenschild verrät die technische Besonderheit, die Daimler bisher als einziger Hersteller baut: Es handelt sich beim Testwagen um einen Plug-In-Hybrid in Kombination mit einem 2-Liter-Turbodiesel; der Vierzylinder allein leistet 194 PS.

Der zusätzliche Elektroantrieb, dessen Akku man per Stecker jederzeit aufladen kann, soll den Selbstzünder besonders sparsam machen. Zunächst erhöht er aber das Leergewicht auf fast 2,1 Tonnen und verkleinert den Kofferraum mit einer unpraktischen Stufe auf 370 Liter (statt 540). Auf der Habenseite verbucht die teilelektrifizierte Business-Limou­sine durch den Elektromotor zusätzliche 122 PS und 440 Newtonmeter Drehmoment.

 

Eignet sich der Mercedes-Benz E 300 de als Firmenwagen?

Insgesamt stehen 306 PS Systemleistung und beeindruckende 700 Newtonmeter Drehmoment bereit. Damit schafft die E-Klasse den Sprint von 0 auf 100 km/h in nur 5,9 Sekunden, drei Zehntel schneller als ein Golf GTI Performance. Allein diese Werte mögen bei Firmenwagenfahrern schon Begehrlichkeiten wecken. Dazu kommt inzwischen das Argument der halbierten Dienstwagensteuer für alternative Antriebe sowie die staatliche Umweltprämie von 3.000 Euro bei der Anschaffung. Doch verblassen die Zahlen schnell angesichts der Tatsache, dass der Diesel-Hybrid zwar einen Netto-Basispreis von rund 46.000 Euro hat, man mit schönen Extras an Bord aber schnell 70.000 Euro konfiguriert hat.

Und wie sieht es nun mit dem Verbrauch im Alltag aus? Die 1,6 Liter sind ein rein rechnerischer Wert, der im Alltag nur auf den ersten Kilometern erreichbar ist. Denn so angenehm lautlos man beim elektrischen Anfahren auch aus der Einfahrt gleitet, die Akkus reichen bestenfalls für 50 Kilometer emissionsfreies Rollen. Im Alltag sind es eher 25 bis 30 Kilometer, dann sind die Batterien erschöpft. Danach bewegt der Diesel allein die E-Klasse und braucht dafür gut sechs Liter auf 100 Kilometer, bei sportlicher Fahrweise sah ich eine Acht auf der Verbrauchsanzeige.

Störender als diesen durchaus zeitgemäßen Durst fand ich allerdings die aufdringliche Geräuschentwicklung bei hohen Reisegeschwindigkeiten, die so gar nicht zum luxuriös anmutenden Innenraum passen wollte.

Frank Heide schreibt seit 15 Jahren über Autos. Für das Creditreform Magazin testet einmal im Monat die neuesten Firmenwagen. © Thomas Luther

Ein Ökomobil ist der E 300 de nicht, auch wenn Daimler mit 1,6 Liter Durchschnittsverbrauch wirbt. Denn die Vorteile in puncto Verbrauch und Emissionen sind real geringer als auf dem Prüfstand. Der Plug-In-Hybrid muss zu einem bestimmten Fahrerprofil passen, sonst werden seine Akkus zum Ballast.

Gut gefallen hat mir die Möglichkeit, zu wählen, welchen Antrieb ich nutze. Wenn ich etwa nach der Autobahn-Anreise bewusst emissionsfrei in eine Umweltzone fahren möchte, kann ich die Fahrmodi so wählen, dass ich erst mit Dieselkraft fahre und die rein elektrische Etappe ans Ende meiner Route lege. Technisch gute Unterstützung kommt auch durch das aktiv pulsierende Gaspedal, das signalisiert, wann der Diesel anspringt, und so zur Sparsamkeit mahnt. Wer es so mit den angebotenen fünf Fahrmodi und sanftem Gasfuß schafft, die E-Klasse mit rund fünf Litern zu bewegen, der kann sich dank eines 60-Liter-Tanks über mehr als 1.000 Kilometer Reichweite freuen.

 

Der Mercedes-Benz E 300 de: Kein Auto für jedermann

Doch die Vorteile des kombinierten Antriebs schöpft der Viertürer nur auf der Kurzstrecke aus, und im Stadtverkehr, wo man oft rollen und rekuperieren kann. Weil seine 13,5-kWh-Akkus so schnell erschöpft sind, ist dieses Auto also nicht für jedermann geeignet.

Man sollte ehrlich überprüfen, ob das Fahrzeug und häufig gefahrene Streckenprofile zusammenpassen. Dazu gehört unbedingt auch, zu klären, wo und wie man nachlädt. Steht etwa eine Wallbox in der Firmentiefgarage zur Verfügung, dann lädt man bequem und schnell auch mal zwischendurch auf. An der Haushaltssteckdose aber braucht man für die reine E-Reichweite von (nach NEFZ) maximal 54 Kilometern

Technische Daten

Antrieb: Vierzylinder-Turbodiesel (194 PS) plus Elektromotor (122 PS)

Leistung: Max. Systemleistung: 306 PS / 225 kW; max. Drehmoment: 700 NM

Beschleunigung: 0 – 100 km/h: 5,9 Sekunden

Emissionen: 41 g CO2/km

Effizienzklasse: A+

Preis: ab 55.638,45 Euro (inkl. Mwst.)