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Creditreform

Eine groß angelegte Studie der Commerzbank zur Bedeutung des digitalen Wandels für mittelständische Unternehmen zeigt, dass die große Mehrheit die Digitalisierung als Chance sieht. Gleichzeitig gestehen sich die Befragten ein, dass der Mittelstand diesen Bereich stiefmütterlich behandelt.

In der am heutigen Dienstag vorgestellten Studie, bei der deutschlandweit 4000 Führungskräfte mittelständischer Unternehmen befragt wurden, geben 86 Prozent an, dass die „zunehmende Digitalisierung eine große Chance für den Industriestandort Deutschland ist“ und 58 Prozent der Befragten sagen, dass sie „insgesamt eher positive Effekte für die Beschäftigung haben wird“.

Doch wenn es darum geht, dass die Chancen der Digitalisierung auch genutzt werden, sieht es düster aus. Eine deutliche Mehrheit von 63 Prozent gibt zu, dass die „zunehmende Digitalisierung vom Mittelstand bislang eher vernachlässigt wird“.

Für Rüdiger Kabst, Professor für Betriebswirtschaftslehre an der Universität Paderborn, ist das nicht überraschend. Die Unternehmen seien traditionell gut bei schrittweise Erneuerung, „sie sind schlecht bei Innovationen wie aktuell der Digitalisierung“, kritisiert Kabst, der auch Mitglied im Beirat der UnternehmerPerspektiven ist. Kabst fordert daher mehr Unternehmergeist, mehr Geschwindigkeit und mehr Mut zu Fehlern: „Diese Mischung ist das Erfolgsrezept für den Mittelstand“, sagt er.

Einzelhandel fühlt sich von digitalem Wandel bedroht

Der digitale Wandel scheint zudem nur einen kleinen Teil der Mittelständler zu betreffen. Nur 33 Prozent der Befragten geben an, dass sich die Schlüsseltechnologien ihrer Branche im Umbruch befinden, mit einer großen Spannweite zwischen den verschiedenen Branchen. Während im Einzelhandel 40 Prozent den Umbruch sehen, ist es beim Baugewerbe nur jeder fünfte Befragte.

Durch die digitale Entwicklung bedroht fühlen sich dagegen nur 26 Prozent aller befragten Unternehmen, wobei auch hier wieder zwei Branchen besonders herausstechen. Sind es im Baugewerbe nur elf Prozent, sieht im Einzelhandel fast jeder zweite aus dieser Branche das bewährte Geschäftsmodell in Gefahr. Amazon, Zalando und Co. lassen grüßen.

Vor allem ältere Führungskräfte experimentieren mit digitalen Technologien

Eine weitere Erkenntnis der Studie: Der Anteil der sogenannten „digitalen Innovatoren“ – also Führungskräfte, die sich durch überdurchschnittliche Nutzung digitaler Technologien auszeichnen – ist mit 15 Prozent eher gering.  Doch keineswegs findet man diese Vorreiter nur bei den Jüngeren, was auch Markus Beumer, Vorstand der Commerzbank und verantwortlich für das Mittelstandgeschäft, überraschte: „Diese Vorreiter gibt es in allen Branchen und unabhängig von der Unternehmensgröße oder dem Alter der Manager“, sagt Beumer.

Die unter 30-Jährigen sind kurioserweise sogar am zurückhaltendsten beim frühzeitigen Einsatz neuer Technologien (12 Prozent). Ganz anders die älteren Führungskräften (über 56 Jahre): Hier liegt der Anteil an Innovatoren bei überdurchschnittlichen 17 Prozent.