
© Peugeot Presse
Die Zeiten, in denen ein Kombi nur praktisch sein musste, sind vorbei. In der Mittelklasse herrscht ein harter Wettbewerb um die Favoriten vielfahrender Außendienstler, Familienväter, Freizeitsportler und Hundehalter, der verstärkt über Leasingraten, Ausstattungspakete, Lifestyle und Design ausgetragen wird.
Einen besonderen Hingucker schickt nun Peugeot mit dem 508 SW ins Rennen, einem Passat-Herausforderer à la française, wobei sein Namenskürzel für „Sportswagon“ steht. Und ja: Selten war eine Bezeichnung treffender als bei diesem Fünftürer, der so betont lang, flach und breit gestaltet wurde.
Schon im Stand sieht er dynamischer aus als etliche Wettbewerber, mit nur 1,42 Meter Fahrzeughöhe und einem eleganten Panoramaglasdach. Eine nette Spielerei sind LED-Rückleuchten, die hinter schwarz getöntem Kunststoff liegen und wild aufflackern, wenn man das Fahrzeug entriegelt. Nötig hat er das eigentlich nicht, bewundernde Blicke sind ihm so oder so gewiss.
Der neue Peugeot: Alles ein wenig anders
Zu der sportlich-eleganten Erscheinung passt die getestete GT-Ausstattung. Sie bietet Holzintarsien und schwarzes Leder, kombiniert mit Klavierlack sowie gut konturierte AGR-Sitze. Allerdings komme ich mir als Fahrer darin etwas „eingebaut“ vor. Das Raumgefühl ist eher sportlich als großzügig.
Dazu passt das Peugeot-typische Cockpit. Die volldigitalen Instrumente liegen betont hoch, das sehr kleine und fast eckige Lenkrad extra tief. Das ist anders als bei allen anderen Herstellern und für viele Fahrer zunächst ungewohnt. Für mich hat es auf Anhieb perfekt gepasst, vor allem in Kombination mit einer niedrigen Sitzposition.
Drehzahlmesser, Tacho und ein frei belegbarer Instrumentenplatz sind fast beliebig in verschiedenen Ansichten kombinierbar, was teilweise übertrieben verspielt wirkt. Andererseits funktioniert es wunderbar, sich die Routenführung direkt vor dem Lenkrad anzeigen zu lassen, ein Head-up-Display wird damit überflüssig.
Peugeot macht halt vieles anders, leider nicht immer besser. Diverse verborgene Ablagen in der Mittelkonsole – mit induktiver Smartphone-Ladeschale – verlangen nach Pianisten-Fingerakrobatik. Auch die großen Tasten vor dem zentralen Display erinnern an eine Klaviatur. Alles ist formschön und gediegen, die Bedienung bisweilen aber wenig intuitiv. Das DAB-Radio verlor immer wieder die Sender, ohne nach Alternativfrequenzen zu suchen, die Bluetooth-Verbindung machte aus Streaming-Versuchen ein nerviges Musik-Stakkato. Und die TomTom-Navigation fiel vor allem mit ihrer verzögerten Darstellung auf. Im Alltag habe ich auch Haltegriffe vermisst, im ganzen Fahrzeug gibt es keinen einzigen.

Frank Heide schreibt seit 15 Jahren über Autos. Für das Creditreform Magazin testet einmal im Monat die neuesten Firmenwagen. © Thomas Luther
Einen schöneren Kombi als den 508 SW zu finden, halte ich zurzeit für unmöglich. Die flache, breite Form verspricht reine Dynamik. Leider bewältigt der französische Beau nicht alle Alltagsaufgaben mit Bravour. Aber bewundernde Blicke sind ihm allemal sicher.
Peugeot 508 SW: Form vor Funktion
Die größte Stärke des 508 ist auch seine größte Schwäche. Das tolle Design. Es zwingt schon beim Einstieg zu einer tiefen Verbeugung. Beifahrerinnen sollten auf Hochsteckfrisuren verzichten. Auf den Vordersitzen zählt schon ab 1,80 Meter Körpergröße jeder Millimeter. Beinfreiheit ist hingegen reichlich vorhanden, allerdings nur vorne. Hinten ist man im 508 auf die Gnade der Vorderleute angewiesen.
Hinter den Rücksitzen ist die Welt dann wieder in Ordnung. Satte 530 Liter passen standardmäßig ins Heck. Legt man die Rückbank per Knopfdruck vom Kofferraum aus um, ist Platz für 1.780 Liter, was auch im Wettbewerbsvergleich ein guter Wert ist. Ebenfalls gute Noten bekommt der 508 in der gefahrenen 2,0-Liter-Turbodiesel-Variante für Motor, Getriebe und Fahrwerk. Im Alltag war der Wagen dank 177 PS und 400 Newtonmeter Drehmoment schon bei niedriger Motordrehzahl stets souverän unterwegs. Mit einer Einschränkung: Wer ihn im Sportmodus auf Tempo 190 beschleunigt hat, der wird nicht glauben, dass er die im Fahrzeugschein verbrieften 231 km/h jemals erreicht. Hier klaffen beim Diesel Wunsch und Wirklichkeit auseinander. Am überraschend straffen Fahrwerk liegt es nicht. Auf der Autobahn erzeugt es zusammen mit dem langen Radstand von 2,79 Metern ein wunderbar sicheres und direktes Fahrgefühl.
Die Achtstufen-Automatik verwaltet die Kraft des Vierzylinders absolut unauffällig und in verschiedenen Fahrmodi, von denen vor allem Komfort und Eco sofort überzeugten. Letzterer machte sich in sehr guten Verbrauchswerten bemerkbar. Der Hersteller nennt einen Wert von 4,7 Liter auf 100 Kilometer. Ich konnte den 508 trotz zwischenzeitlich sportlicher Fahrt und langen Autobahnetappen immerhin problemlos mit Verbräuchen um die 6 Liter bewegen. Wem das nicht reicht, der kann auch noch bis Mitte 2020 warten. Dann hat Peugeot auch die Modellreihe 508 komplett hybridisiert.
Technische Daten
Antrieb: 2,0-Liter-Vierzylinder-Turbodiesel, Frontantrieb mit Achtgang-Automatik
Leistung: 130 kW / 177 PS
Beschleunigung: 0–100 km/h: 8,4 Sek., max. 231 km/h
CO2-Ausstoß: 124 g/km
Abgasnorm: Euro 6d-temp, Effizienzklasse A
Verbrauch: Herstellerangabe 4,7 l/100 km, Testverbrauch 5,8 l/100 km
Kofferraumvolumen: 530–1.780 Liter
Preis: ab 47.950 Euro