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Creditreform

Wer seine Stromrechnung senken möchte, muss herausfinden, wie. Eine Möglichkeit sind intelligente Stromzähler. Ab diesem Jahr sind die sogenannten Smart Meter für bestimmte Unternehmen Pflicht. Sie machen den Energieverbrauch direkt sichtbar und helfen beim Stromsparen.

Beim Begriff Stromzähler hat jeder sofort ein Bild vor Augen: einen schwarzen Kasten mit durchsichtiger Frontscheibe. Im Inneren ist eine Aluminiumscheibe sichtbar, die sich, sobald Strom fließt, langsam dreht und ein Zählwerk in Gang setzt. Ziemlich analog alles und deshalb auch bald schon Vergangenheit. Nach dem im September 2016 in Kraft getretenen Gesetz zur Digitalisierung der Energiewende werden die alten Ferraris-Zähler nach und nach durch intelligente Zähler, sogenannte Smart Meter, ausgetauscht. Den Anfang machen in diesem Jahr zunächst Stromkunden mit einem Verbrauch von mehr als 10.000 Kilowattstunden pro Jahr. Unternehmen und Privathaushalte, die jährlich zwischen 6.000 und 10.000 Kilowattstunden verbrauchen, müssen erst ab 2020 auf Smart Meter umrüsten. Für diejenigen, die weniger als 6.000 Kilowattstunden verbrauchen, besteht keine Pflicht, die neuen Geräte einzubauen. Dennoch kann es sinnvoll sein.

Denn zum einen wird die Stromversorgung in Deutschland dank des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) Jahr für Jahr grüner. Seit der Einführung im Jahr 2000 ist der Anteil der erneuerbaren Energien am Bruttostromverbrauch von damals rund sechs Prozent auf rund 32 Prozent im Jahr 2016 gestiegen. Die Pläne für die Energiewende, also den Umbau der Energieversorgung weg von Öl, Kohle, Gas und Atomkraft hin zu erneuerbaren Energien, sehen vor, dass bis zum Jahr 2025 zwischen 40 und 45 Prozent des in Deutschland verbrauchten Stroms aus erneuerbaren Energien stammen und dieser Anteil bis 2035 sogar auf 55 bis 60 Prozent ausgebaut wird.

Zum anderen machen die Erneuerbaren neue Strategien beim Verbrauch notwendig. Das Wetter lässt sich nicht beeinflussen, die Energiegewinnung aus Sonne und Wind führt zu enormen Schwankungen. Intelligente Stromnetze (Smart Grid) sollen deshalb automatisiert auf diese Schwankungen reagieren, indem sie beispielsweise Windparks abschalten und so Überbelastungen verhindern oder Netzkapazitäten von Spitzenlastzeiten in lastschwächere Zeiten verschieben. Umgekehrt könnten Verbraucher sich nach dem Angebot richten. So ließen sich in Betrieben zum Beispiel Produktionszyklen variabel ansteuern. Oder Maschinen, die viel Strom verbrauchen, könnten bevorzugt dann zum Einsatz kommen, wenn eben viel Energie zur Verfügung steht – und besonders günstig ist.

Mehr Transparenz

„Durch die intelligente Infrastruktur können sich Strompreise künftig stärker am Preis der Strombörse orientieren“, erklärt Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder. „Der Preis kann sogar unter null fallen, wenn zum Beispiel am Wochenende große Mengen erneuerbarer Energie ins Netz eingespeist werden. Das macht grünen Strom attraktiver und treibt die Energiewende weiter voran“, sagt er. Denn von der Digitalisierung der Stromnetze sollen auch Unternehmen profitieren. Tatsächlich sind die Stromkosten einer der wenigen Blöcke, die Unternehmen unmittelbar beeinflussen und senken können, sei es mit der energetischen Modernisierung ihrer Verwaltungsgebäude, Produktionsstätten und Maschinen und nun mit dem Einsatz der intelligenten Stromzähler.

„Zunächst erhalten Unternehmen eine höhere Transparenz ihres Verbrauchs“, erklärt Stefan Harder, Geschäftsführer des mittelständischen Energieversorgers E.VITA aus Stuttgart. „Sie sehen nicht mehr nur die Summe des Stromverbrauchs, sondern können diesen auch einzelnen Verbrauchern zuordnen und damit steuernd eingreifen“, sagt er. Je mehr Energie das Unternehmen benötigt, desto größer ist der erzielbare Effekt. Bei einem Jahresverbrauch von 6.000 Kilowattstunden geht das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) von einer Ersparnis zwischen 80 und 157 Euro im Jahr aus. Grundsätzlich gilt: Je höher der Verbrauch, desto höher die Ersparnis. Weitere Möglichkeiten ergeben sich dadurch, dass auch Stromhändler und Netzbetreiber von aktuellen Verbrauchsdaten profitieren. Händler können zu tagesaktuellen Preisen einkaufen, Netzbetreiber ihre Auslastung besser planen und Über- sowie Unterkapazitäten vermeiden. Künftig könnten die Strompreise über den Tag hinweg schwanken: Steht also gerade viel Strom aus erneuerbaren Energien zur Verfügung, sinkt der Strompreis. „Solche Preissysteme lassen sich mit alten analogen Stromzählern nicht umsetzen“, erklärt Harder.

Der Kunde trägt die Kosten

Bevor Unternehmen sparen können, müssen sie allerdings investieren. „Durch die Umrüstung auf smarte Zähler fallen Kosten für den Einbau und die Wartung an, die laut Gesetz der Stromkunde alleine trägt, da die Messstellenbetreiber diese direkt weiterberechnen. Der Gesetzgeber hat hierfür jedoch – je nach Stromverbrauch – eine Obergrenze zwischen 100 und 200 Euro jährlich festgelegt“, sagt Harder. Für die Einführung der Smart Meter gibt es einen Ausbauplan der Netzbetreiber und Messstellenbetreiber, die ihre Kunden kontaktieren. Den Unternehmen steht es aber auch frei, sich einen Messstellenbetreiber zu suchen und den Umbau selbst in die Wege zu leiten – und so bei sich die technischen Voraussetzungen für eine Vernetzung der Stromerzeugung und -nachfrage zu schaffen. Deren Ziel ist es, den Verlauf der Stromabnahme und -erzeugung in Echtzeit in bestimmten Zeitabständen auszulesen und zu steuern.

Bleibt die Frage nach der Sicherheit. Zentrale Komponente des intelligenten Messsystems ist das sogenannte Smart Meter Gateway als Kommunikationseinheit mit integriertem Sicherheitsmodul. Die gemessenen Daten werden mit dessen Hilfe anonymisiert an einen geschützten Bereich des Servers des Messstellenbetreibers geschickt. Rückschlüsse auf das Verhalten des einzelnen Verbrauchers sollen demnach nicht möglich sein. Die ermittelten Daten dürfen grundsätzlich nur für die im Gesetz definierten energiewirtschaftlichen Zwecke verwendet werden.
Die Datensicherheit wird gesetzlich geregelt durch die sogenannte Messsystemverordnung, die technische Richtlinien und Schutzprofile des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) enthält. Das BSI zertifiziert sowohl die Geräte als auch deren Betreiber. Die BSI-Zertifizierung ist wichtig, da die Messwerte auch personenbezogene Daten enthalten. Spätestens seit einem Fall ist auch klar, dass ungesicherte Smart Meter potenzielle Einfallstore für Cyberkriminelle sind: In Spanien gelang es Sicherheitsexperten, eingesetzte intelligente Stromzähler zu hacken. Damit hätten sie den Strom abschalten, den Zähler manipulieren oder dort Malware installieren können. Das wäre mit den alten schwarzen Kästen nicht möglich – und soll hierzulande mit den ausgefeilten Sicherheitsmaßnahmen auch bei smarten Zählern unbedingt verhindert werden.

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