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Creditreform

Stagnierende Verbraucherpreise, weltweit umkämpfte Rohstoffmärkte, Exportbeschränkungen und eine unsichere Klimasituation prägen diesen Wirtschaftssektor. Lesen Sie interessante Fakten zur Branche, die uns alle ernährt.

Klicken Sie auf die Grafiken, um sie zu vergrößern. © bioraven / Shutterstock; Creditreform-Magazin 04/2016

 

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Im Interview:

Matin Qaim, Inhaber des Lehrstuhls für Welternährungswirtschaft und Rurale Entwicklung an der Uni Göttingen und Mitglied im wissenschaftlichen Beirat des Bundeslandwirtschaftsministeriums.

Wie steht die deutsche Landwirtschaft da?
Die Branche ist international sehr gut aufgestellt und wettbewerbsfähig. Nach einigen Jahren hoher Preise auf den Weltagrarmärkten waren die Preise in den letzten Monaten eher niedrig, was sich negativ auf die Einkommen in der Branche ausgewirkt hat. Längerfristig ist aber nicht von weiter sinkenden Preisen auszugehen.

Martin Qaim © privat

Martin Qaim © privat

Welche Hürden existieren mittel- und langfristig?
Aktuell hat die Branche in Deutschland ein großes Imageproblem. Moderne Landwirtschaft wird oft als schädlich für Mensch, Tier und Umwelt wahrgenommen. Dabei wird übersehen, dass die weltweite Nachfrage weiter steigt und die natürlichen Ressourcen zunehmend knapp werden. Mit Blick auf die Welternährungssicherung werden wir auch künftig deutliche Produktivitätsfortschritte in der Landwirtschaft brauchen. Natürlich müssen diese nachhaltig sein – hier sind Innovation und neue Technologien gefragt. Gentechnik und Precision Farming etwa bieten großes Potenzial. Neue Technologien werden in der Bevölkerung aber oft als Teil des Problems und nicht als Lösungsansatz verstanden.

Was kann die Politik tun, um eine positive Entwicklung zu unterstützen?
Die europäische Agrarpolitik hat lange Zeit die Landwirtschaft flächendeckend subventioniert und tut dies zum Teil auch heute noch. Dies ist aber nicht mehr zeitgemäß. Vielmehr müssen gezielte Anreize für nachhaltigere Bewirtschaftungsformen geschaffen werden, ohne dabei den wichtigen Produktivitätsfortschritt zu vernachlässigen. Hierzu gehört die Honorierung bestimmter Leistungen im Bereich Umwelt- und Tierschutz genauso wie die Sanktionierung von Überdüngung und anderen Verstößen gegen die gute fachliche Praxis. Gleichzeitig sollte die Politik auch mutiger zur Versachlichung der öffentlichen Debatte um die moderne Landwirtschaft beitragen.

 

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