Die Produktion von Stahl hat in der Bundesrepublik seit Anfang des 19. Jahrhunderts Tradition. Auch heute noch mischen deutsche Betriebe im weltweiten Wettbewerb erfolgreich mit – vor allem wenn es um die Qualität verschiedener Stahlsorten geht. Weitere interessante Fakten zu dieser Branche.
Klicken Sie auf die Grafiken, um sie zu vergrößern. © Steinar / Shutterstock; freepik; Infografik Klaus Niesen; Creditreform-Magazin 05/2016
China und CO₂-Regularien setzen die Branche unter Druck
Im Interview: Nils Naujok, Partner bei der Strategieberatung Strategy&, die Teil des PwC-Netzwerks ist
Wie steht die deutsche Stahlindustrie da?
Sie musste in den letzten Jahren einige Krisen meistern und sich gleichzeitig an steigende Anforderungen anpassen, was etwa die Themen Stahlgute, Innovationen und Integration in die Lieferketten betrifft. Aus diesem Prozess ist die Branche durchaus gestärkt hervorgegangen und steht heute insgesamt gut da, ist sogar führend in Europa. Dennoch stehen die deutschen Produzenten unter enormem Margendruck, unter anderem weil seit längerer Zeit massive Überkapazitäten aus China auf den Markt drangen.

Nils Naujok © Strategy&
Welche Hürden existieren?
Ein aktuell sehr wichtiger Aspekt für die europäische Stahlbranche ist das regulatorische Umfeld, insbesondere in puncto CO₂-Handelszertifikate. Wenn die vierte Handelsperiode ab 2020 so umgesetzt wird, wie derzeit von der EU-Kommission geplant, werden die Preise für CO₂-Zertifikate deutlich steigen. Energieintensive Unternehmen, die zum Beispiel Hochofen betreiben, stehen dann vor der Frage, ob sich Investitionen in ihre europäischen Standorte noch rentieren. Eine ebenfalls zentrale Rolle spielen Innovationen: Stahl steht in starker Konkurrenz etwa zu Aluminium. Hier muss noch mehr Grundlagenforschung betrieben werden, um neue Stahlguten zu entwickeln, die es in Sachen Festigkeit und Formbarkeit mit alternativen Werkstoffen aufnehmen können. Und außerdem darf die Stahlindustrie das Thema Digitalisierung nicht unterschätzen – besonders was die künftigen Anforderungen in eng verzahnten Lieferketten betrifft.
Was kann die Politik tun?
Mit Blick auf die globale Wettbewerbsfähigkeit der hiesigen Stahlindustrie gilt es, das Thema CO₂-Zertifikate mit Bedacht in die Praxis umzusetzen. Man darf nicht vergessen: Die europäische Stahlindustrie gehört zu den energieeffizientesten weltweit, steht aber gleichzeitig im Wettbewerb mit Unternehmen aus Ländern, die wesentlich geringere Umweltstandards ansetzen. Hier gilt es, gleiche Wettbewerbsvoraussetzungen zu schaffen.