Die silber- und kuperfarbene Kugel sieht aus, als käme sie geradewegs aus der Lehrwerkstatt. Wie der erste Versuch eines Auszubildenden, der einen Beruf im Metallbau anstrebt. Sie ist nicht wirklich rund, irgendwie verrutscht und unvollständig. Nichts deutet darauf hin, dass es sich bei dem Gebilde um eine Weltsensation handelt. Doch weit gefehlt: „Die Kugel setzt sich aus unterschiedlichen Materialien und Blechdicken zusammen, die in dieser Qualität noch nie auf nur einer Maschine hergestellt werden konnten“, sagt Heinz-Juergen Prokop, Geschäftsführer Forschung und Entwicklung bei der Trumpf Werkzeugmaschinen GmbH & Co. KG, Ditzingen. Er spricht von Bauund Edelstählen, von hochreflektierenden Materialien wie Aluminium, von Blechdicken ab einem bis 25 Millimeter und vom Durchbruch im Laserschneiden.
Ein Durchbruch, der dem Messeveranstalter Schall zusammen mit dem Fachmagazin „Blechnet“ eine Auszeichnung für innovative Techniklösungen wert war. Die Übergabe des erstmals ausgelobten Preises fand im November in Stuttgart statt: am ersten Tag der „Blechexpo“, der internationalen Fachmesse für Blechbearbeitung. Die Fach- und Lokalpresse berichtete ausführlich über den Award. „Wegen der durchweg guten Resonanz wird der Innovationspreis auch künftig zur ‚ Blechexpo‘ ausgelobt und während der Ausstellung vergeben“, verspricht Messeveranstalter Paul E. Schall.
Harald Kötter, Geschäftsbereichsleiter Öffentlichkeitsarbeit & Messen Deutschland beim Verband der deutschen Messewirtschaft AUMA, wundert das nicht: Immer mehr Messen würden als Plattform für die Vergabe von Auszeichnungen genutzt. Inzwischen gibt es mehr als 100 Leitmessen mit eigener Preisverleihung. Darunter die „Hannover Messe“, auf der 2014 schon zum elften Mal in Folge der internationale Technologiepreis „Hermes Award“ vergeben wird. Oder die „Internorga“ – internationale Messe für den Außer-Haus-Markt, für welche die Hamburger Messegesellschaft in diesem Jahr schon zum vierten Mal einen Zukunftspreis auslobt. Den von der Messe Frankfurt geschaffenen „Award Design Plus“ gibt es sogar schon seit 1983. Seine Vergabe ist ein Highlight auf der „Ambiente“, der Weltleitmesse für Produkte rund um den gedeckten Tisch sowie für Geschenk- und Dekorationsartikel. Und auch in Köln oder Berlin gibt es Auszeichnungen für herausragende Leistungen.
So weit, so publikumswirksam: „Die Aufmerksamkeit, die bei Preisvergaben auf Messen entsteht, hilft kreativen Lösungen, schneller ins Rampenlicht der Fachöffentlichkeit und damit auf den Markt zu gelangen“, so Kötter. Der Grund: Da auf einer Leitmesse alle Branchen-Größen und Fachmedien aus dem In- und Ausland vertreten sind, ergeben sich für die Ausgezeichneten quasi automatisch neue, vielversprechende Geschäftskontakte.
Damit jeder Interessent weiß, was auf ihn zukommt, haben die Messeveranstalter auf ihren Websites die Teilnahmebedingungen detailliert aufgeführt. Eine der Muss-Bedingungen zur Wettbewerbsteilnahme für Unternehmen diesseits und jenseits deutscher Grenzen: Die neue Produkt- oder Weiterentwicklung ist gefälligst auf der jeweiligen Messe zu präsentieren. Als Neuheit geht durch, was innerhalb des Messeveranstaltungsturnus, also je nach Ausstellung ein bis vier Jahre, auf den Markt kommt. Oder was sich in Form, Aussehen, Materialbeschaffenheit, Handhabung oder Technologie von bereits auf dem Markt befindlichen Offerten unterscheidet und einen zusätzlichen Nutzen bietet.
Meist ist zwar eine Anmeldegebühr fällig. Wer beispielsweise bei der „Ambiente“-Ausschreibung mitmachen möchte, sollte sich auf 155 Euro einrichten. Weitere Kosten entstehen jedoch eher selten. Jeder Aussteller der Kölner „Kind + Jugend“ etwa kann beliebig viele Produkte zur Begutachtung anmelden. Das erste Produkt kostet 100 Euro, jede weitere Produktanmeldung 300 Euro. Verschiedene Anmeldungen lassen sich in einer oder auch mehreren Wettbewerbskategorien einreichen. Der „Kind + Jugend“-Award wird zum Beispiel in acht Kategorien verliehen. Pro Kategorie erhalten bis zu fünf Innovationen eine Nominierung – aus ihnen geht später der Sieger hervor.
Rührige Medienpartner
Die Jurys setzen sich in der Regel aus Vertretern der jeweiligen Messegesellschaft, aus Redakteuren internationaler Fachzeitschriften sowie aus Repräsentanten der Industrie zusammen. So gehören beispielsweise bei der Fachmesse für Produktionstechnik „Nortec“ der Hamburg Messe und Congress dem Gremium Angehörige der Hamburger Messegesellschaft, der Fachzeitung „Produktion“, des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA), der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) und der TU Hamburg an. Beim „Internorga“-Zukunftspreis sitzen im Preisvergabekomitee Experten wie Daniel Dahm, Geschäftsführer des Ethisch-Ökologischen Ratings an der Goethe-Universität, Carl-Otto Gensch, Sachverständiger für die Nachhaltigkeitsbewertung von Technologien und Unternehmensstrategien am Öko-Institut, sowie Hanni Rützler, Food-Trendforscherin. „Die Besetzung der Jury ist für das Renommee eines Preises maßgeblich“, stellt Internorga-Projektleiterin Claudia Johannsen klar.
Laut AUMA werden mit den Pressevertretern in der Jury gleich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Zum einen helfen sie bei der Auswahl der Sieger mit. Zum anderen berichten sie in ihren Publikationen über die Gewinner. Die vielleicht größte mitwirkende Medienmacht verzeichnet der Wettbewerb anlässlich der „Musikmesse“ in Frankfurt – mehr als 100 Fachmagazine entscheiden, wer in 40 Kategorien einen Award erhält.
Klare Vorgaben
Bei manchen Wettbewerben haben auch Messebesucher die Chance, ihr Votum einzubringen. Das ist zum Beispiel beim Design-Wettbewerb für Gruß- und Glückwunschkarten während der Frankfurter „Paperworld“ möglich. Auf der internationalen Leitmesse für Papier, Bürobedarf und Schreibwaren werden die zehn besten Arbeiten von Nachwuchsdesignern prämiert. Nachdem die Jury eine Vorauswahl getroffen hat, liegt die endgültige Entscheidung bei den Messebesuchern: Sie können im Rahmen einer Sonderschau ihre Stimme abgeben. Die Ergebnisverkündung und die Preisverleihung finden noch während der Messezeit statt – medienwirksam für die Veranstalter und den Prämierten.
Gerd Zimmermann
Joachim Silber von Trumpf Werkzeugmaschinen über die Bedeutung von Messe-Awards und deren Vermarktung.
Zum Auftakt der Blechexpo 2013 erhielt Trumpf den „Blechnet Award“. Was bedeutet diese Auszeichnung für Sie als Hersteller?
Den Award gab es, weil wir einen Durchbruch im Laserschneiden präsentieren konnten. Mit diesem Innovationspreis wurde ein besonderes Bauteil ausgezeichnet: eine Kugel, die auf der neuen Laserschneidanlage „TruLaser 5030 fiber“ mit der neuen Funktion „BrightLine fiber“ live auf der Messe gefertigt wurde. Sie umfasst ein Material- und Blechdickenspektrum, das bisher noch nie auf einer Festkörperlaser-Maschine mit so hervorragender Qualität bearbeitet wurde. Das erregte natürlich ein enormes Besucherinteresse! Dass wir auf einer unserer bedeutendsten Messen mit dem „Blechnet Award“ dann auch noch eine tolle Bestätigung durch Dritte erhalten haben, ist für uns extrem wichtig und hat uns sehr gefreut.
Können Sie etwas zur Resonanz bei Kunden und in der Presse sagen?
„BrightLine fiber“ steht als Innovation per se im Interesse der Kunden und des Marktes. Der Award war in diesem Zusammenhang ein zusätzlicher Pluspunkt, den wir direkt auf der Messe in Szene gesetzt haben – was zu zusätzlicher Berichterstattung geführt hat.
Welchen Platz nimmt der neue Award nun in Ihrer Marketingstrategie ein?
Der Preis spielt intern wie extern eine Rolle. Beispielsweise in der Berichterstattung sowie in den einzelnen Werbemaßnahmen, zum Beispiel als Banner. Und er erhält selbstverständlich einen Ehrenplatz in unserem zentralen Vorführzentrum.
Messe-Awards: Wie sie vergeben werden – und warum sich die Bewerbung auch für Ihre Firma lohnen könnte, lesen Sie auf creditreform-magazin.de/messe-awards