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Wenn die Rede auf Land Rover und Range Rover und deren Marktentwicklung kommt, entspannt sich Andrea Leitner-Garnell, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit der beiden SUV-Marken. Etwas angespannt wirkt sie bei Fragen zu Plänen des indischen AutoherstellersTata, dem Eigner der beiden englischen Traditionsmarken sowie der Nobelmarke Jaguar. Es sind Fragen wie: Wann bringt Tata das bereits vieldiskutierte Jaguar-SUV endlich auf den Markt? Welche Technik vom „Land Rover Freelander“ und Range Rover Evoque“ fließt in das neue Modell ein? Viel kann sie nicht sagen, die internen Informationen sind spärlich. Für Entspannung bei ihr sorgt der Blick auf den Geländewagenmarkt der vergangenen sieben Jahre. In dieserZeit kannten Offroader oder SUV nichts als Zuwächse – und das allen Wirtschaftskrisen und dem hartnäckigen Schluckspecht-Image zum Trotz. Waren es 2006 in Deutschland noch insgesamt rund 227.000 Neuzulassungen, stieg die Zahl bis Ende 2012 auf mehr als 461.000 – eine satte Verdoppelung und zugleich Rekord. Keine andere Fahrzeugkategorie schaffte das auch nicht annäherungsweise. Bei der Fahrt nach oben gut mit dabei: besagte zwei Rover-Marken.Und ein Ende der Himmelfahrt ist nicht in Sicht.

Am 18. und 19. Januar 2013 feierte der neue Range Rover, ein von Grund auf neu konzipierter Allrad-Luxusliner, seine bundesweite Markteinführung. Zu den Innovationen gehören die Vollaluminium-Karosserie – insgesamt 420 Kilogramm Kilogramm weniger Gewicht – und der 3,0 Liter V6-Turbodiesel: 190 kW (258 PS), in 7,9 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h, 7,5 Liter Durchschnittsverbrauch, 196 g/km CO2- Emissionen. Vor mehr als 40 Jahren begründete der „Range“ das Luxussegment des Geländewagenmarktes, seither gilt er als Gradmesser. Auch deshalb hat er das Terrain Response-Steuerungssystem an Bord. Ganz unabhängig vom Fahrer analysiert das die jeweils aktuellen Fahrbedingungen und wählt dann selbstständig jenes Programm aus den fünf vorgegebenen aus, welches das Fahr- und Traktionsverhalten optimiert. Auf der Ausstattungsliste sind auch aufgeführt: bis zu 20-fach verstellbare Vordersitze, Audioanlagen mit biszu 1700 Watt und 29 Lautsprechern, elektrische Betätigung von Heckklappe und Türen, Surround-Kamerasystem mit Kreuzungskamera sowie adaptive Scheinwerfer mit automatischer Fernlichtsteuerung.

Angenehmes Lebensgefühl

Mit der künftigen, allgemeinen SUV-Marktentwicklung beschäftigen sich gleich zwei Studien. Die Analysten von IHS Automotive, die sich im Auftrag von „auto motor und sport“ die möglichen, künftigen Marktverhältnisse angeschaut haben, prognostizieren bis 2017 einen SUV-Anteilam Pkw-Gesamtmarkt von 14 Prozent. Das CAR-Center der Uni Duisburg-Essen hält schon 2015 einen Marktanteil von 18 Prozent für möglich. So oder so – an weiteres rasantes Wachstum glaubt Audi-Boss Ruprecht Stadler auf jeden Fall. Er kann sich vorstellen, dass 2020 rund 45 Prozent des Gesamtumsatzes des Ingolstädter Herstellers allein die „Q“-Modelle ausmachen. Derzeit gibt es in Deutschland 52SUV-Modelle, Pkw-Serienfahrzeuge im Offroad-Stil sind nicht mit berücksichtigt. Geht es nach den Plänen der führenden Automarken, dürfte die Zahl bis 2015 auf mehr als 70 anwachsen.

Die bisherige steile SUV-Marktentwicklung war für BMW der Anlass, sich mit den Kaufgründen näher zu befassen. Somit stoßen bei Kunden auf besondere Gegenliebe: das gute Gefühl von Stärke, Sicherheit und Bewegungsfreiheit wegen der schieren Fahrzeuggröße, den großzügigen Innenraumverhältnissen, der guten Rundumsicht und der erhöhten Sitzposition. Dazu kommt ein angenehmes Lebensgefühl mit einem Hauch von Abenteuer. Weiter gefragt sind die Pkw-ähnlichen Fahreigenschaften, die Vernachlässigung von Bordsteinen beim Einparken, das Offroad-Erscheinungsbild, die Geländetauglichkeit bei Bedarf, das automatische Freiräumen der linken Fahrspurvon Vorausfahrenden, die weniger spürbaren Witterungseinflüsse sowie die Transportmöglichkeiten. Denn: Ein Ladevolumen von 1.600 Litern im Heck zu verstauen, bei umgelegten Rücksitzen, ist schon bei Mittelklassemodellen kein Problem.

Eine wichtige Rolle spielen zudem die Einschätzungen, dass ein SUV die automobile Abgrenzung von der breiten Masse sei – und es für jeden Bedarf ein entsprechendes Modell gibt. Tatsächlich reicht die Modellbreite von Spar-Mobilen um die 10.000 Euro, dafür gibt es den „Lada Niva“ oder den „Dacia Duster“, bis zu Luxus-Gefährten im sechsstelligen Eurobereich. Wird nach Alter unterschieden, zeigt sich, dass viele Autofahrer älter als 50 auf die hochbeinigen Alleskönner umsteigen. In ihrer Gunst mit ganz vorne ist der bequeme Einstieg. Frauen betonen vor allem das gute Gefühl von Stärke, Sicherheit und Bewegungsfreiheit. Laut Mercedes-Benz ist heute jeder fünfte private SUV-Käufer weiblich. Innerhalb der Dienstwagenkundschaft wird der Frauenanteil auf mehr als 30 Prozent geschätzt, Tendenz steigend.

Allrad optional

Der Verband der Automobilindustrie (VDA) stellt fest, dass sich zum einen der Gesamtmarkt verlagert, zum anderen der Markt sich aufsplittet: Das Gros der Nachfrage entfällt auf Kompakt- und Klein-SUV und Fahrzeuge, die lediglich in einem Offroad-Look daher kommen. Klarer Marktführer bei den Kompakten ist der „VW Tiguan“. Bei den Winzlingen sind „Nissan Juke“, „Skoda Yeti“ und „Opel Mokka“ groß imKommen. Doch das Feld der Anbieter wird dichter. Bisherige Wettbewerber vergrößern ihre Modellreihen, neue Hersteller stoßen mit eigenen Angeboten dazu (siehe Leser-Service).

Unter den kleineren Kraxlern ist der Anteil der Fahrzeuge, die über keinen Allrad verfügen, preisbedingt hoch – laut Dacia bei fast 60 Prozent. „Nicht alles, was aussieht wie ein Geländewagen, ist auch einer“, kommentiert Mitsubishi-Pressechef Helmut Bauer.

Leser-Service: Unter welchen SUV-Modellen Sie künftig wählen können

Alfa Romeo: Ein Kompakt-Modell auf Basis des Models „Giulietta“ kommt Ende 2014 auf den Markt.

Audi: Anfang 2014 gelangt die zweite Generation des „Q7“ in die Verkaufshallen, 2015 folgen die neuen Modelle „Q2“ und „Q4“.

Bentley: Ende 2014 stellt die englische Nobelmarke sein erstes SUV-Modell vor.

BMW: Von September 2013 an ist der neue „X5“ zu haben. Den „X2“ gibt es Anfang 2014. Im Frühjahr wird der auf Sport getrimmte„X4“ für den Verkauf freigegeben.

Chevrolet: Neu im Programm ist der „Trax“, er ist unter dem „Captiva“ positioniert. Technisch ähnelt er dem „Opel Mokka“.

Ford: Der neue „Kuga“, zweite Generation, ist preisgünstiger als sein Vorgänger und gehört zur Klasse der kompakten SUV-Modelle.

Hyundai: Der modernisierte „Santa Fe“ kam im vergangenen Herbst nach Deutschland, der „Grand Santa Fe“ mit Platz für siebenPersonen folgt im Sommer.

Jaguar: 2014 feiert ein SUV-Modell sein Debüt. Er soll Elemente vom „Land Rover Freelander“ und „Range Rover Evoque“ insich vereinen.

Jeep: Das neue Flaggschiff ist der „Grand Cherokee SRT“, der stärkste und schnellste Jeep aller Zeiten. Im Visier: sportlich ambitionierte Geländewagenfahrer.

Kia: Auf der Chicago Auto Show Anfang Februar wurde der „Kia Cross GT“ präsentiert, eine Studie, die einen Eindruck vom neuenPremium-Crossover, über dem „Sorento“ angesiedelt, vermittelt. Ende 2014 soll das Serienmodell vom Band rollen.

Lamborghini: In der zweiten Jahreshälfte 2015 ist es soweit, dann präsentiert der italienische Luxushersteller sein SUV-Fahrzeug.Land Rover: Im Frühjahr 2014 erscheint der neue „Discovery“. Ein Jahr später folgt der überarbeitete „Freelander“, dritte Generation.Für Ende 2015 ist die Vorstellung des „Defender“-Nachfolgemodells geplant.

Maserati: Die italienische Edelmarke tritt im zweiten Halbjahr 2014 mit einem SUVModell ins Rampenlicht. Unterm Blechkleidwerkelt die Technik vom „Jeep Grand Cherokee“.

Mercedes-Benz: Ein kompakter SUV auf Basis der neuen „A-Klasse“, der „GLA“, ergänzt noch in diesem Jahr das Fahrzeugprogramm.

Nissan: Der Nachfolger des „Qashqai“, zweite Generation, geht Anfang 2014 an den Start.

Opel: Zum neuen Modell „Mokka“ stößt Anfang 2014 der größere, von Grund auf erneuerte „Antara“. Er nutzt die „AstraZafira“-Plattform.

Peugeot: Der „SUV 2008“, Basis ist das 208er-Modell, können Kunden Anfang 2014 bestellen.

Porsche: Der neue Kompakt-SUV „Macan“, mit Technik vom „Audi Q5“ an Bord, ist im Frühjahr 2014 startklar.

Skoda: Gegen Ende dieses Jahres wird der modernisierte „Yeti“ zum Kauf angeboten. Von Ende 2014 an rollt ein Mini-SUV vom Produktionsband, der unterhalb des „Yeti“ angesiedelt ist. In der ersten Jahreshälfte 2015 kommt ein gänzlich neuer Mittelklasse-Offroader.

Subaru: Den neu aufgebauten „Forester“, dritte Generation mit permanentem Allradantrieb, gibt es ab sofort.

Suzuki: Die auf der Motor Show 2012 in Paris gezeigte Konzeptstudie „S-Cross“ zeigt, wie das neue SUV-Modell, das ab Ende 2013das bisherige Fahrzeugangebot ergänzt, aussehen könnte.

Toyota: Ab sofort steht die vierte Generation des „RAV4“, der Urtyp des Kompakt-SUV, in den Händlerverkaufsräumen.

VW: Bisher gibt es vom neuen Klein-SUV nur die Studie „Taigun“. Das Serienmodell ist für Ende 2014 geplant, es belegt den Platzunterhalb des „Tiguan“. Die Autostudie „Crossblue“, die Basis kommt vom Tiguan, steht für einen Offroader, der in 2015 das SUV-Programm ergänzt und oberhalb des „Tiguan“ einzuordnen ist.