Ein Landwirt erfindet einen Christbaumständer. Für Klaus Krinner erst der Anfang seines wachsenden Unternehmens. Der Mann schwört auf permanente Verbesserung – und meint es auch so.
Straßkirchen in Niederbayern, es ist 5.30 Uhr. Stockdunkel. Klaus Krinner steigt in seinen Gartenpool, wie jeden Morgen. Aktuelle Wassertemperatur: elf Grad. „Ich schwimme immer Achter, da halte ich mich ein bisschen fit“, sagt der Unternehmer. Die Acht als Muster habe einen natürlichen Vorteil. „Mal links rum, mal rechts, dann wird man nicht einseitig.“ Vor drei Jahren hat Krinner das morgendliche Schwimmen bis zum Weihnachtsfest durchgezogen, bei zuletzt vier Grad Wasserkälte. „Mal sehen, ob ich dieses Jahr wieder durchhalte“, sagt der 76-Jährige.
Ungewöhnliche Dinge tun – wenn andere noch nicht einmal aufgewacht sind. Wer Klaus Krinner sprechen hört, bemerkt schnell, dass er höchst außergewöhnlich ist. Ein erdverwachsener Mann, der besondere Kreativität mit großer Energie und Bescheidenheit paart. „Wissen Sie, ich bin Landwirt“, sagt er einmal. Darin klingen ruhige Selbstverständlichkeit und Stolz zugleich an. Es ist seine Basis, Krinner ist geerdet.
Einfacher muss einfach gehen
Nicht jeder kennt den Erfinder Klaus Krinner, doch fast in jedem deutschen Haushalt steht heute seine erste Innovation: der „Christbaumständer mit original Rundum-Einseil- Technik“. 29 Millionen Weihnachtsbäume werden in deutschen Wohnzimmern jedes Jahr aufgestellt, mehr als 90 Prozent mit Krinner-Technik. Anstatt wie einst den Baum mühsam über ein Schraubgestell zu fixieren, genügen heute einige Tritte auf ein Pedal – und vier Klauen legen sich gleichmäßig und fest an den Stamm. Der Baum steht im ersten Anlauf vernünftig da, egal, wie krumm er gewachsen ist. Ein Produkt, das am Heiligen Abend in vielen Familien für Adrenalinabbau sorgt. So auch im Hause Krinner: Weihnachten 1988 war es. Zuvor hatte noch Krinners Vater stets den Christbaum aufgestellt, nun fiel ihm die undankbare Aufgabe zu. „Ich mühte mich ab. Und dachte: Das muss einfacher gehen.“ Nach einigen Sitzungen in der Werkstatt des landwirtschaftlichen Betriebs stand fest: Es ging. Die ersten 25.000 Exemplare ließ er in einem Ex-Rüstungsbetrieb in Polen bauen. 1990 gründete er die Krinner GmbH und rollte mit dem genialen Teil den Markt auf – erst in Deutschland, dann im benachbarten Ausland.

Vom Christbaumständer zum Ständerwerk für Photovoltaikanlagen – Unternehmer Klaus Krinner ist mit Erfindungen erfolgreich, die innovativ und simpel zugleich sind. © Krinner; Simon Kraus / Fotolia
In manchen Jahren setzte Krinner, der die Ständer heute im bayerischen Wald fertigt, bis zu einer Million Stück allein in Deutschland ab. „Heute sind es 800.000 inklusive der Auslandsmärkte.“ Vor allem in Österreich und der Schweiz finden sich begeisterte Kunden. Allerdings rief die Innovation schnell Nachahmer auf den Plan – schon lange, bevor der 20-jährige Patentschutz ausgelaufen war. Etliche Prozesse musste Krinner führen. „Wir sind bis zum Bundesgerichtshof gegangen und haben gewonnen“, sagt er. Dennoch verkaufte die Konkurrenz munter weiter.
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bewundernswertes Beispiel für Kreativität!