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Creditreform

Das ehrgeizige Ziel der EU: Bis zum Jahr 2020 soll in Europa 20 Prozent weniger Primärenergie verbraucht werden als noch 2006. Zur Erreichung dieser Ziele empfiehlt die EU die Einführung nationaler Energieeffizienz-Verpflichtungssysteme.

Deutschland setzt bislang auf einen marktorientierten Ansatz mit einer Kombination aus Ordnungsrecht, Informations- und Beratungsangeboten, Energiedienstleistungen und Förderprogrammen, um die Energieeffizienz zu steigern. Eine neue Studie der Deutschen Energie-Agentur GmbH (dena) in Zusammenarbeit mit dem Wirtschaftsberatungsunternehmen frontier economics hat herausgefunden, dass der bisherige marktorientierte Ansatz für Deutschland effizienter ist als ein neues Verpflichtungssystem.

Gerechtere Kostenverteilung

Um den Endenergieverbrauch pro Jahr um 1,5 Prozent bis 2020 zu senken, wie es die neue EU-Energieeffizienzrichtlinie vorgibt, müssen allerdings noch größere Anstrengungen unternommen werden, so die Experten.Der marktorientierte Ansatz garantiert laut Studie eine höhere Effektivität, insbesondere wegen der höheren Flexibilität und schnellen Anpassbarkeit des Instrumentenmixes, der deutlich höheren Passgenauigkeit der individuellen Energieeffizienzmaßnahmen und wegen seiner Dauerhaftigkeit, da die Energieverbraucher Investitionen in Energieeffizienz aus eigenem Interesse umsetzen und nicht von Dritten verordnet bekommen.

Darüber hinaus sorgt die Marktorientierung für eine größere Gerechtigkeit bei der Verteilung von Kosten und Nutzen, da hier die Investitionen im Wesentlichen von den Energieverbrauchern getragen werden, die später auch von den sinkenden Energiekosten profitieren, so die Studie.

Deutschen Ansatz optimieren

In dem Bericht wurden insbesondere die Verpflichtungssysteme in Dänemark, Frankreich, Italien und Großbritannien betrachtet. Das Ergebnis: Sie konnten keinen signifikanten Beitrag zur Senkung des realen Endenergieverbrauchs leisten. Ein Energieeffizienz-Verpflichtungssystem schreibt bestimmten Akteuren vor, zum Beispiel Energieversorgungsunternehmen, festgelegte Energieeinsparziele zu erreichen. Der verpflichtete Akteur setzt dies in der Regel durch standardisierte Energieeinsparmaßnahmen bei Energieverbrauchern um.

Die Studie zeigt, dass Deutschland starke Anstrengungen unternehmen muss, um seine Endenergieeinsparziele zu erreichen und empfiehlt deshalb, den deutschen, marktorientierten Ansatz weiterzuentwickeln. Dafür sollten insbesondere bestehende Informations-, Motivations- und Beratungsprogramme gebündelt, vereinfacht, verstetigt und aufgestockt werden.

Förderprogramme finanzieren

Außerdem empfehlen die Experten, Markthemmnisse im Bereich Energiedienstleistungen zu beseitigenund Förderprogramme und Steuererleichterungen zu verstetigen und finanziell aufzustocken. Die Studie kommt zu dem Schluss, dass noch erhebliche wirtschaftliche Energieeffizienzpotenziale in Deutschland vorhanden sind. Bis 2020 könnten gegenüber 2008 15 Prozent Endenergie eingespart werden. Das größte Sparpotenzial existiert im Bereich Wärme und Brennstoffe, gefolgt vom Bereich Kraftstoffe sowie Strom.

Die dafür nötigen Investitionen werden durch die Energiekosten-Einsparungen ausgeglichen bzw. übertroffen. Besonders wirtschaftlich sind Energieeffizienzmaßnahmen im Industriesektor. Deutschland konnte in den letzten 20 Jahren seinen Primär- sowie seinen Endenergieverbrauch im Gegensatz zu anderen europäischen Staaten um rund fünf Prozent senken, während diese Werte in den 27 EU-Mitgliedsstaaten im Schnitt um über fünf Prozent gestiegen sind. (al)

www.dena.de