Energie ist zu teuer, um sie zu vergeuden. Und Klimaschutz ist ein guter Imagefaktor. Mit klimaneutralen Veranstaltungen punkten Mittelständler gleich doppelt.
Besseres Image, weniger Kosten: Wie kaum eine andere Maßnahme zum Wohle der Umwelt lassen sich klimaneutrale Veranstaltungen rasch und vergleichsweise günstig in Angriff nehmen – und das bei beachtlicher Außenwirkung. „Ein kleiner Schritt, der aber sichtbar macht, dass das Unter- nehmen im Klimaschutz aktiv ist“, sagt Tristan Foerster, Chef bei Climate Partner in München.
Konkret geht es darum, den Energieverbrauch einer Tagung oder Betriebsfeier möglichst auf null zu drücken und Emissionen, soweit sie weiterhin anfallen, nachträglich zu kompensieren. Foerster und sein Team haben daher ein Tool entwickelt, das Treibhausgas schon bei der Planung eines Events bilanziert und über die Ausgleichszahlung in zertifizierte Klimaschutzprojekte ausgleicht, etwa über die Energiegewinnung aus Ernteabfällen in Indien oder über einen ein Windpark in Taiwan.
Die Unternehmensgruppe Kaut-Bullinger aus Taufkirchen nutzt diesen Service. Der Händler für Bürobedarf, -möbel und -technik richtet seine Informationstage für gewerbliche Kunden ökologisch aus – zu 100 Prozent. Die Einladungskarte aus Recyclingpapier schickt die Firma zwar mit der Briefpost, die Anmeldungen und spätere Erinnerungen werden aber emissionsärmer per E-Mail abgewickelt. Am Tag selbst stellen in einer Halle und in zwei Zelten nur Hersteller aus, die mindestens ein ökologisches Produkt präsentieren.
Alles aus der Region
Die rund 700 Teilnehmer werden mit einem Shuttlebus von der S-Bahn Taufkirchen abgeholt, die Außendienstler in Erlangen, Augsburg und Ulm chartern Busse. Mit dem eigenen Pkw muss niemand anreisen. Speis und Trank kommen aus der Region, tragen das Bio- Label und werden auf kompostierbaren Tellern serviert. Besteck und Gläser werden geliehen. Nachhaltigkeitsmanagerin Cornelia Schambeck kontrolliert, ob die Zulieferer nicht schwindeln: „Da fahre ich dann auch mal zum Ammersee und schaue mir die Apfelplantagen an.“ Vormachen kann ihr so schnell niemand etwas, denn die Gärtnerin und Landwirtin mit Aufbaustudium Energie- und Umweltmanagement ist in Öko-Theorie und -Praxis fit.
Den Strom für die Firma liefert ohnehin ein Wasserkraftwerk. Ein Energiefresser bleibt die Erdgasheizung: Deren Emissionszahlung kommt einem Wasserprojekt in Afrika zugute. „Bei den Kunden kommt das Konzept gut an“, so Schambeck, „auch, weil sie unser Engagement jederzeit überprüfen können.“
„Für jede Veranstaltung kann man eine Lösung schaffen“
Ob Kundentag oder Managertagung, ob Mitarbeiterschulung oder Roadshow mit neuen Produkten: Wann sich der Einstieg in klimaneutrale Events lohnt, lässt sich leicht errechnen. Entscheidend ist, das Klimaziel frühzeitig in die Planung einzubeziehen. Michael Müller, Projektmanager bei der Energieagentur. NRW, ist sicher: „Für jede Veranstaltung kann man eine Lösung schaffen, sie muss nur speziell zugeschnitten werden.“ Die Berater der Düsseldorfer Agentur haben die Grundlagen klimaneutraler Veranstaltungen in einer Broschüre zusammengefasst – natürlich klimafreundlich als PDF zu finden unter http://www.energieagentur.nrw.de/.
Sport-Events sind ebenfalls ein guter Start in die neue Klimawelt: Das Lörracher Hotel- und Freizeitcenter Impulsiv etwa hat diesen Sommer ein klimaneutrales Public Viewing zur Fußball-WM veranstaltet – gesponsert vom Ökostromanbieter Energiedienst. Die Fans wurden über die Presse, die Firmenwebsite, das klimaneutral gedruckte Kundenmagazin und vor allem über Facebook angelockt. Dort konnten Kurzentschlossene nachschauen, ob noch Plätze frei waren, denn eine grün-rote Ampel zeigte den Besucherstrom. Die Schweizer Bundesbahn hängte mehr Waggons an die S-Bahn-Linie nach Lörrach, geworben wurde auch für eine Anreise mit dem Fahrrad. „Obwohl alle deutschen Spiele mit etwa 2.500 Zuschauern gut besucht waren, gab es immer freie Pkw-Parkplätze“, so Energiedienst-Projektleiter Marco Cocuzza.
Geld für die Umwelt
Auch der Siegerländer Firmenlauf ist seit 2012 klimaneutral: Betriebssportler von Stumpf Metall, der Volksbank Siegerland, von den Deutschen Edelstahlwerken und der Drogeriemarktkette dm tüfteln gemeinsam mit den Organisatoren an der CO₂-Bilanz: Druckmaterial, T-Shirts und Anreise – 2011 waren es 77 Tonnen CO₂, 2012 blieben 63 Tonnen übrig, die mit 25 Euro pro Tonne kompensiert wurden. Aufgerundet gingen 2.000 Euro an das Regenwaldprojekt der Krombacher Brauerei, 2013 und 2014 fielen die Bilanzen ähnlich aus.
Noch naturnäher geht es bei Mitarbeitertreffen von Kaut-Bullinger zu: Drei- bis viermal im Jahr lädt der Bürohändler ins Deininger Moor, wo die Beschäftigten unter Leitung des Bundes Naturschutz in Bayern die Landschaft renaturieren – freiwillig, in der Freizeit und unentgeltlich. Bäume werden gefällt, Äste zersägt und weggeschleppt, Dämme verriegelt, damit das Moor nicht austrocknet. Denn dann würde es CO₂ freisetzen, statt es zu speichern. „Wir sehen schon jetzt, dass sich etwas tut, denn das Wasser steigt und das Torfmoos beginnt wieder zu wachsen“, beschreibt Cornelia Schambeck das Teamerlebnis, zu dem die Mitarbeiter und ihre Kinder in Fahrgemeinschaften kommen und zu dem die Firma die Bio-Brotzeit spendiert. Die Klimanachteile ihrer Veranstaltung und vor allem ihrer Anreise haben sie somit mit eigener Hände Arbeit kompensiert.
SO WERDEN FIRMEN-EVENTS KLIMANEUTRAL
Auf die folgenden Punkte können Unternehmen bereits im Vorfeld achten. Eine deutlich ausführlichere Checkliste finden Sie in unserer Magazin-App sowie auf www.creditreform-magazin.de/gruene-events
Die Einladung der Teilnehmer
• Entscheiden Sie: Passen Einladungsflyer auf Recyclingpapier zum Anlass?
• Ist ein klimaneutraler Druck der Einladungen, Tisch- und Menükarten möglich?
• Bietet Ihr Dienstleister den klimaneutralen Versand der Einladungen an?
• Richten Sie zusätzlich Online-Anmeldungsformulare ein.
• Stellen Sie Informationen zur An- und Abreise mit dem ÖPNV und der Bahn bereit und organisieren Sie für Ihre Gäste einen Shuttleservice mit möglichst geringem CO₂-Ausstoß.
Das Catering
• Bieten Sie vegetarische und fleischreduzierte Mahlzeiten an.
• Greifen Sie möglichst zu Bio- und regional produzierten Produkten.
• Wählen Sie ausschließlich Getränke aus Mehrwegverpackungen.
• Vermeiden Sie Müll, wo immer es möglich ist.
Der CO2-Fußabdruck
• Erheben Sie die Umweltbelastung durch die Mobilität der Teilnehmer und die gewählte Location.
• Legen Sie die Verantwortlichkeit für die Berechnung des CO₂-Fußabdrucks fest.
• Wählen Sie ein geeignetes Kompensationsprojekt aus.
Die Kommunikation mit Teilnehmern und Öffentlichkeit
• Bieten Sie den Teilnehmern bereits im Vorfeld umfassende Informationen zur Besonderheit Ihres Events – das optimiert dessen positive Außenwirkung.
• Benennen Sie einen Verantwortlichen für Anfragen aus der Öffentlichkeit.