Mehr als 100 Jahre Geschichte hat Sinalco auf dem Buckel. Nach einer Durststrecke geht es nun wieder bergauf – der Duisburger Brunnenbetrieb Hövelmann setzt voll auf den Markenklassiker mit dem roten Punkt.
Am Dresdner Flughafen, morgens um Viertel nach sechs, wird Edmund Skopyrla eiskalt ausgekontert: Ein Mitreisender baut sich vor ihm auf und singt mit irrer Stimme den Flohwalzer: „Die Sinalco schmeckt, die Sinalco schmeckt!“ Ein kleiner Firmen-Pin am Jackett hat Skopyrla entlarvt – als Repräsentanten der Limonadenmarke mit dem Rotpunkt und dem hartnäckigen Ohrwurm aus der Werbung. Skopyrla schmunzelt. „Wir werden wahrgenommen“, sagt er.
Der Geschäftsführer der Deutsche Sinalco GmbH Markengetränke & Co. KG nimmt die musikalische Rückmeldung im Morgengrauen als Bestätigung, das Marketingbudget gut eingesetzt zu haben: „Unser Jingle frisst sich rein – auch wenn er ein bisschen polarisiert.“ Mit einer 2014 gestarteten „Mega-Markenoffensive“, die einen zweistelligen Millionenbetrag kostet, will der Getränkehersteller die Traditionsmarke wieder in den Köpfen verankern. „Wir haben zwar schon 94 Prozent gestützte Markenbekanntheit, aber 94 Prozent Marktanteil wären noch besser“, scherzt der Diplom-Ökonom.

Werbeplakat aus der Anfangszeit: Der Markenname Sinalco wurde per Preisausschreiben gefunden. © Archiv Sinalco
Alkoholfreiheit als Markenname
Sinalco ist ein echter Klassiker made in Germany mit langer Geschichte: 1902 in Radebeul bei Dresden erfunden und als „Bilz-Brause“ eingeführt, wurde der Name Sinalco erst kurz darauf per Preisausschreiben ermittelt. Die lateinische Wendung „sine alcohole“ – ohne Alkohol – brachte die zündende Idee: Der Gewinner kassierte 100 Goldmark. Sinalco war 1905 die erste Softdrinkmarke auf dem europäischen Kontinent.
In den 1960er-Jahren erlebte die fruchtige Brause ihre Blütezeit, wurde fast zum Gattungsbegriff für Orangenlimonade. So wie Tempo bei Taschentüchern. Doch ein Selbstläufer ist die Marke heute nicht: Nummer fünf bei den Limos, weit hinter Fanta. Sinalco hat nach einer bewegten Geschichte und wilden Besitzerwechseln erst in den 2000er-Jahren den Turnaround geschafft und wird nun aufgepäppelt, abgestaubt und neu nach vorne gebracht. Denn in den 70er-Jahren rutschte Sinalco, zwischenzeitlich Teil des Oetker-Konzerns, aus dem Fokus, wurde in die Schweiz abgestoßen und drohte in der Bedeutungslosigkeit zu vertrocknen.
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Ich liebe Sinalco – das ist eben noch das Original und kein aufgepepptes und kopiertes Rivella, wie es gerade Fanta mit viel Werbegeld uns verkaufen möchte.
Sinalco ist wie Afri-Cola – typisch 70iger, wild, unkonventionell und lecker.