„Setzen Sie sich einmal ganz gemütlich hin“, rät Personalexpertin Gabriele Lönne, „gehen Sie gedanklich durch Ihr Unternehmen. Genießen Sie die Vision einer Arbeitsatmosphäre, in der sich Ihre Mitarbeiter mit derselben Leidenschaft engagieren wie Sie – auch wenn es Ihnen heute ziemlich unwahrscheinlich vorkommen mag.“
Denn es gebe sie jetzt schon, beteuert die Lehrbeauftragte der European Medical School Oldenburg‐Groningen: Unternehmen, die qualifizierte Bewerber magisch anziehen und lange halten. „Wollen Sie heute und morgen dazu gehören?“, fragt die Expertin. „Dann empfehle ich neue Maßstäbe — und die Generation Y!“
Die folgenden sechs Tipps sollen bei der Entwicklung ebendieser neuen Maßstäbe helfen:
- Menschen arbeiten nicht für Geld allein! Vermitteln Sie den Neuen Leidenschaft und Arbeitslust für Ihr Unternehmen. Leistungsfreude wirkt ansteckend. Zeigen Sie ihnen, dass sie, wirklich genau sie, gebraucht werden.
- Geben Sie den Neuen die Möglichkeit, intrinsische Motivation zu entwickeln. Es ist eine einmalige Chance für Ihr Unternehmen.
- Bieten Sie den Neuen die Möglichkeit, sich ihren Job selbst zu organisieren – ähnlich wie bei Selbstständigen.
- Zeigen Sie Verständnis für andere Lebensentwürfe. Vielleicht kommen Sie sogar selbst noch ans Nachdenken? Lassen Sie sich doch mal von Lebenslust anstecken.
- Schaffen Sie Jahresgespräche oder Ähnliches ab. Sprechen Sie öfter und spontaner miteinander, dann erfahren Sie auch, was in Ihren Mitarbeitern wirklich vorgeht.
- Geben Sie Ihren Neuen die Chance, Familie und Job zu verbinden – vielleicht mit einer betriebsinternen Kinderkrippe, rund um die Uhr – vielleicht mit einem organisierten Babysitterdienst, immer erreichbar – vielleicht mit einem großzügigen Supermarktangebot inklusive Einkaufsservice direkt im Unternehmen.
Wie die Generation Y wirklich tickt
Allerdings: Um das Image dieser Generation Y, also der zwischen 1980 und 1990 Geborenen, steht es nicht zum Besten: Anspruchsvoll, freizeitorientiert und hauptsächlich ihren eigenen Interessen verpflichtet seien sie, beklagen viele unserer Leser.
„Dabei ist es wirklich erstaunlich, wie unterschiedlich sich die Generation Y selbst darstellt“, hält Jan Jagemann, Vorstand der Krongaard AG, dagegen. In seiner „Umfrage zur Zukunftserwartung von Studierenden, Absolventen und jungen Arbeitnehmern“ zwischen 20 und 30 Jahren kannte rund die Hälfe der Befragten den Begriff „Gen Y“ nicht einmal.
Wie ungerechtfertigt es ist, der „Gen Y“ pauschal einen zu hohen Anspruch an ihre Arbeitgeber zu unterstellen, zeigen weitere Ergebnisse der Studie. Denn ihre berufliche Zukunft sehen die Studienteilnehmer überwiegend pessimistisch. So ist knapp die Hälfte der Befragten der Ansicht, dass es sehr oder überwiegend unwahrscheinlich ist, einen Job mit gutem Verdienst und gleichzeitig ausreichend Freizeit zu finden. Über die Hälfte der Befragten ist zudem überzeugt davon, dass ihr späterer Arbeitgeber keine mehrmonatige Auszeit genehmigen wird oder es nahezu unmöglich ist, zukünftig in einem großen Unternehmen mit flachen Hierarchien zu arbeiten.
Geprägt durch Wandel am Arbeitsmarkt?
Bemerkenswert ist auch, dass die berufliche Zukunft mit zunehmender Berufserfahrung optimistischer eingeschätzt wird und etwa Sabbaticals oder die Vereinbarkeit von Job und Familie als deutlich wahrscheinlicher angesehen werden. So sind etwa doppelt so viele Befragte mit fünf Jahren Berufserfahrung der Meinung, dass ihr Arbeitgeber sie bei der Familienplanung unterstützen wird (16 Prozent), als dies bei Berufsanfängern der Fall ist (acht Prozent).
„Demnach ist die ,Gen Y’ weniger eine homogene Gruppe als vielmehr ein Produkt des derzeitigen Umbruchs am Arbeitsmarkt. Wir erleben aktuell einen Wandel vom Angebots- zum Nachfragemarkt, was sowohl bei den Berufseinsteigern als auch bei den Arbeitgebern eine gewisse Verunsicherung hervorruft – und was dazu führt, dass ein generell gestiegenes Anspruchsdenken fälschlicherweise einer neuen Generation auf dem Arbeitsmarkt zugeschrieben wird“, so Jagemann. Dabei lasse sich auch bei Professionals beobachten, dass sie in Verhandlungssituationen ihre jeweiligen Trümpfe ausspielen, um das Beste für sich herauszuholen.
Guten Tag zusammen,
mit Gen Y beschäftigen wir uns in unserem mittelständischen Logistik-Unternehmen. In dem Thema geht es in meinem beruflichen Bekanntenkreis „drunter und rüber“. Es liegt zwischen „unbrauchbar“ und „bestens“. Ich bin 50 Jahre im Berufsbild, habe ca. 600 Azubi durch. Und vier KInder. Meine Meinung: Zum einen hat sich gegenüber früher eines nicht verändert: Es gibt die Art der jungen Menschen weiterhin, die im Berufsleben, recht simpel gesagt, deutlich besser sind, als andere. Stimmt die demographische Annahme, dass es deutlich zu wenige zukünftige Menschen für den jetzigen Arbeitsmarkt gäbe, so hätten wir uns mehr um die schwächeren jungen Leute zu kümmern. Andererseits wird es weitere Digitalisierungsprozesse oder Robotersysteme geben, die große Teile bisheriger menschlicher Arbeit ersetzen werden. Ob es demnach zu einen „Kampf“ um die klugen Köpfe kommen wird; ich weiß es nicht. Es stimmt, die jungen Leute heute sind anders als wir jungen Leute damals. Diese Binsenweisheit sollte man sich weiterhin vor Augen halten. Und es spricht nichts dagegen, dass sich das Arbeitsleben besser mit dem Privatleben verknüpfen sollte. Dass dies auf uns zukommt liegt auf der Hand. Denken wir nur an die Zunahme des weiblichen Teils unserer Beschäftigten. Und insbesondere nach den Geburten. Ich denke, dies alles zusammenfassend, es wird dabei bleiben: 20:80-Prinzip.
Herzlichen Gruß
Stephan Berndt
Schäfer&SIS Interlogistik, 57290 Neunkirchen/Siegerland
korrekt