Das Unternehmermagazin aus der Handelsblatt Media Group

Creditreform

Ressourcen und Materialien sind im Verarbeitenden Gewerbe der größte Kostenblock. Durch neue, intelligente Lösungen können Firmen beim Einsatz sparen und so Ausgaben senken. Drei Unternehmen zeigen beispielhaft, wie es funktioniert.

Grau und silber ist out. Zumindest in den Augen vieler Jugendlicher, wenn es um die Alufelgen von BMX-Rädern geht. Wenigstens lackiert sollten diese schon sein, damit es hip aussieht. Ein Trend, mit dem die Wetzlarer Süss Oberflächentechnik GmbH gute Geschäfte macht: Das mittelständische Unternehmen färbt in einem aufwendigen Prozess die Fahrradfelgen aus Aluminium ein. Ein Vorgang, bei dem Geschäftsführer Jens Mohr bis vor kurzem erhebliches Einsparpotenzial vermutete – er sollte Recht behalten.

Ausgaben in Milliardenhöhe reduzieren

In ihren Produktionsprozessen können Firmen nämlich oft den Input drucken, sei es bei den Materialien für Endprodukte, bei den Betriebs- und Hilfsstoffen, bei Energien in jeglicher Form oder beim Wasser. So sieht Martin Vogt, Geschäftsführer der VDI Zentrum Ressourceneffizienz GmbH (VDI ZRE) in Berlin, dass „sich in der metallverarbeitenden Industrie durch Materialeffizienz 2,3 Milliarden Euro und durch Energieeffizienz noch einmal 600 Millionen Euro einsparen ließen.“ Dabei hilft das VDI ZRE den Unternehmen. So hat es einen Kostenrechner entwickelt, der den Einstieg in die Analyse des Ressourcenverbrauchs des eigenen Betriebs erleichtern soll. Und in finanzieller Hinsicht unterstützt auch die öffentliche Hand, die mit zahlreichen Förderprogrammen entsprechende Investitionen anschiebt.

Weniger Materialeinsatz – darauf hoffte auch die Firma Süss. Beispielsweise beim sogenannten Eloxalbad, in die die Felgen der BMX-Räder getaucht werden. Das Schwefelsäurebad wandelt die Metalloberfläche der Alufelgen in eine robuste Schutzschicht aus Aluminiumoxid um, damit in deren Poren anschließend Farbe besser haften bleibt. Bei dem Eloxalprozess gehen allerdings kleinste Aluminiumteilchen mit der Saure im Bad eine Verbindung ein. Die Folge: Nach einigen Tauchgängen gibt es nicht mehr genügend freie Schwefelsäureteilchen, die an der Felgenoberfläche die Schutzschicht bilden. Deshalb galt in der Vergangenheit: Entweder musste die Energiezufuhr erhöht oder aber das komplette Eloxalbad entsorgt werden – beides kam dem Wetzlarer Unternehmen jedes Mal teuer zu stehen.

Kosten senken, Umwelt schonen: die Süss Oberflächentechnik setzte auf neue Produktionsanlagen.© Süss Oberflächentechnik GmbH

Kosten senken, Umwelt schonen: die Süss Oberflächentechnik setzte auf neue Produktionsanlagen.© Süss Oberflächentechnik GmbH

Die Lösung war ein spezieller Filter, eine Retardationsanlage. In diesem halt ein Harz die Schwefelsäureteilchen zurück, lasst aber die Aluminiumteilchen passieren. Wasser spult die Saure zurück ins Eloxalbad und der chemische Prozess kann ungehindert weitergehen. Nach Aussagen von Süss-Geschäftsführer Mohr spart sein Betrieb nun „bis zu 20.000 Euro für Chemie und Energie pro Jahr ein“. Er rechnet damit, dass sich die neue Anlage innerhalb von zwei Jahren amortisiert haben wird. Hinzu kommt: Aufgrund der ständigen Reinigung des Eloxalbads und der stets richtigen Konzentration der Schwefelsaure fallen die Oberflächen der getauchten Felgen nun viel gleichmäßiger aus als bisher und lassen sich besser einfärben. Die neue, tiefglänzende Farbschicht zeugt von der deutlich besseren Qualität.

Und einmal im Sparmodus, investierte Süss auch noch in eine Vakuumverdampfungsanlage, in der Spülwasser aufbereitet und dem Fertigungsprozess wieder zugeführt werden. Unterm Strich reduzieren die Wetzlarer so die benötigten Energien um ein Viertel und ihre Abwasser sogar um 90 Prozent.

Einsparung dank Umstellung

Erhebliche Mengen an Energie sparte auch die Moll Marzipan GmbH ein. Schon im 19. Jahrhundert entwickelte Moll das Blanchierverfahren und bearbeitete damit Mandeln und Aprikosenkerne, die Rohstoffe für Marzipan beziehungsweise Persipan. Bei diesem Verfahren setzte der Berliner Nahrungsmittelhersteller bis Anfang 2011 heißen Dampf mit einer Temperatur von 180 Grad ein. Dann stellte der Berliner Betrieb auf ein Heißwasserverfahren mit einer geringeren Temperatur von nur noch 95 Grad um – und erzielte gleich mehrere Erfolge: So sparte der Betrieb jährlich insgesamt über eine Million Kilowattstunden Energie ein und senkte den CO₂-Ausstoß um mehr als 1.000 Tonnen. Das entlastete die Firmenkasse nach Aussagen von Moll-Geschäftsführer Armin Seitz um etwa 50.000 Euro für Energie und um 20.000 Euro für Wasser. Zusätzlich gewährleistet das Heißwasserverfahren eine schonendere Verarbeitung der Rohstoffe und damit eine bessere Qualität der Produkte.

Gleich auf zwei Gebieten spart auch die Blechwarenfabrik Limburg GmbH im gleichnamigen Ort an der Lahn. Das Unternehmen produziert Dosen jeglicher Größe aus Weißblech zum Beispiel für Farben und Lacke. Diese Behältnisse wurden bislang innen und außen jeweils zweimal mit einem enormen Materialaufwand lackiert. Das kostete viel Geld, weshalb die Limburg GmbH ein neues Verfahren entwickelte. Dabei wird eine hauchdünne PET-Folie mit einem Kleber zur Innenbeschichtung auf das Blech aufgebracht. Mit durchschlagendem Erfolg: Die Firma reduzierte den Lackverbrauch um 18 Tonnen pro Jahr. Und: „Die Folie ist widerstandsfähiger gegen aggressives Füllgut und verschafft uns einen Wettbewerbsvorteil“, so Geschäftsführer Hugo Trappmann.

Eine noch viel größere Wirkung brachte jedoch der Einsatz einer Stanzmaschine zur Herstellung der Boden und Deckel aus Weißblech für die diversen Dosen. Dank einer verbesserten Führung der Weißblechtafeln gelang es dem Unternehmen, die Abstände zwischen den auszustanzenden Flachen zu verringern. So konnten der Abstand zum Rand der Blechtafeln von sechs auf 1,5 Millimeter und der Stegbereich zwischen den Ausschnitten auf 0,8 bis ein Millimeter gesenkt werden. Das bringt dem Unternehmen eine jährliche Ersparnis von immerhin 800 Tonnen Weißblech ein. Zum Vergleich: So viel wiegen etwa ein Dutzend Flugzeuge des Typs Airbus A320.

FINANZIELLE UNTERSTÜTZUNG

Unternehmen, die ihre Ressourceneffizienz verbessern wollen, können diese beiden Förderprogramme nutzen:

BmWi-Innovationsgutscheine (go-Inno). Das Bundeswirtschaftsministerium fördert externe Beratungen in gewerblichen Unternehmen und in Handwerksbetrieben. Das Ziel: Die Betriebe sollen ihre Rohstoffe und Materialien bei der Produktion effizienter einsetzen. Dazu erhalten sie einen Zuschuss von maximal 80.000 Euro, um damit die Unterstützung autorisierter Consultingunternehmen zu finanzieren. www.innovation-beratung-foerderung.de

BmUB-Umweltinnovationsprogramm. Das Bundesumweltministerium unterstützt Investitionen in Bauten und Maschinen zur Ressourceneffizienz und Materialeinsparung. Vorausgesetzt, die Technologie wird erstmalig angewendet. Die Förderung gibt es als Zinszuschuss zur Verbilligung eines von der KfW refinanzierten Hausbankkredits oder als Investitionszuschuss. www.umweltinnovationsprogramm.de/Materialeffizienz