Die China-Reise von Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel und einer Unternehmerdelegation Ende April hat es erneut gezeigt: Deutsche Firmen aus der Branche der erneuerbaren Energien haben im Ausland mit ihren Produkten und Dienstleistungen gute Chancen. Wir nennen Erfolgsbeispiele.
Die Voll-Vakuumröhrenkollektoren der Akotec Produktionsgesellschaft mbH aus Angermünde vollbringen wahre Wunder: Selbst bei tiefsten Temperaturen bis minus 50 Grad Celsius schaffen sie es, Solarwärme zu sichern, die sich etwa für die Hausheizung nutzen lässt. Diese Technologie brachte dem Unternehmen 2012 den Zukunftspreis Brandenburg ein – und seit 2008 ein stetig steigendes Exportgeschäft. „Wir verkaufen unsere Produkte auf allen Kontinenten“, berichtet Firmenchef Reinhold Weiser.
Die Akotec ist ein typisches Unternehmen des Wirtschaftssegments erneuerbare Energien. Diese Branche zählt zu den Top 3 für deutsche Exportchancen – neben dem Maschinenbau und dem Gesundheitswesen. So jedenfalls die Einschätzung des AHK-Weltkonjunkturberichts 2013/14 des Deutschen Industrie- und Handelskammertags. Und tatsächlich: Die Nachfrage zur Nutzung erneuerbarer Energien ist riesig. So geht eine Studie im Auftrag des Bundesumweltministeriums für das Jahr 2020 von einem weltweiten Umsatz in Höhe von bis zu 250 Milliarden Euro aus. Die Agentur für Erneuerbare Energien prognostiziert sogar 400 Milliarden Euro – davon könnten allein die deutschen Firmen 85 Milliarden Euro erwirtschaften. Sie haben sich nämlich in den letzten Jahren eine herausgehobene Stellung auf diesem Gebiet erarbeitet und bieten eine breite Palette energiesparender Technologien, Produkte und Dienstleistungen an.
Photovoltaik stark nachgefragt
Insbesondere den Herstellern von Komponenten für Solarthermie und Windanlagen gelang es, sich auf dem internationalen Markt durchzusetzen. 2010 hatten deutsche Exporteure von Solarthermie mit 20,5 Prozent den größten Anteil und mit 16,1 Prozent bei der Technologie zur Erzeugung von Strom aus Windkraft den zweiten Platz nach den USA inne. Zu diesem Ergebnis kam das DIW Berlin in seiner Studie „Erneuerbare Energien: Deutschland baut Technologie-Exporte aus“. Auch die Zukunftsperspektiven sehen gut aus: Eine Verdoppelung des weltweiten Anteils erneuerbarer Energien auf 30 Prozent bis 2030 ist möglich, so die Internationale Agentur für Erneuerbare Energien IRENA bei einer Analyse von 26 Ländern.
Hoffnung auf gute Geschäfte in der Photovoltaik-Sparte schürt auch Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Solarwirtschaft e.V. (BSW-Solar). Körnig: „International zieht die Photovoltaik-Nachfrage derzeit spürbar an. Experten rechnen mit einer Verdoppelung der weltweiten Nachfrage in den nächsten zwei bis drei Jahren.“ Die Unternehmen setzen alles daran, mit Solarprodukten „Made in Germany“ von den wachsenden Weltmärkten zu profitieren – und dafür sind sie seiner Meinung nach gut gerüstet: „Die Solarbranche in Deutschland bringt technologische Höchstleistungen.“ Ganz besonders hervorgetan hat sich der hiesige Photovoltaik-Maschinenbau mit einem Weltmarktanteil von gut 46 Prozent. Noch viel wichtiger: „Nach einer Konsolidierungsphase der Photovoltaik-Industrie in den letzten beiden Jahren stehen die Zeichen im weltweiten Markt nun wieder zunehmend auf Wachstum“, sagt Florian Wessendorf, Geschäftsführer von VDMA Photovoltaik-Produktionsmittel.
Mehr Umsatz mit Wind
Positiv stellt sich auch die Lage auf dem weltweiten Windenergiemarkt dar. Dort setzen die deutschen Anlagenhersteller, so Sylvia Pilarsky-Grosch, Präsidentin des Bundesverbands Windenergie BWE „Maßstäbe und sind deshalb im Export sehr erfolgreich“. Der Exportanteil der Branche liegt derzeit bei 67 Prozent. Dieses Engagement zahlt sich auch in der Zukunft aus. Denn nach einem Rückgang wird der Weltmarkt in diesem Jahr wieder auf etwa 43.000 bis 45.000 Megawatt installierter Leistung anziehen. Ganz vorne mit dabei: deutsche Unternehmen.
Wie zum Beispiel die Enercon GmbH. Die Firma ist auf den wichtigen Windenergiemärkten mit eigenen Werken aktiv. Geschäftsführer Hans-Dieter Kettwig: „Insgesamt sind wir weltweit in mehr als 40 Ländern mit eigenen Niederlassungen sowie eigenen Service-Organisationen präsent.“ Dort baut das Unternehmen Windenergieanlagen und übernimmt die anschließende Wartung. Mit dieser Strategie brachten es die Auricher auf einen Exportanteil an der Gesamtproduktion von mehr als 60 Prozent, Tendenz steigend. Bevor sich Enercon im Ausland engagiert, analysiert es potenzielle Märkte sehr genau. „Wichtigste Kriterien sind für uns langfristig stabile und verlässliche Rahmenbedingungen. Fällt die Entscheidung positiv aus, bleiben wir dauerhaft dort“, so Kettwig.
Reserven beim Wasser
Der größte Anteil aller bestehenden Ökoenergie-Kapazitäten-weltweitrund80Prozent – stammt aus der Wasserkraft. Und der Ausbau steigt weiter an: Insgesamt wurden 2012 weltweit Kapazitäten von rund 20 Gigawatt im Markt für Wasserkraftanlagen neu vergeben – mit rosigen Zukunftsaussichten, da heute erst 25 Prozent des Potenzials genutzt werden. Von diesen Chancen profitiert die Wasserkraft Volk AG aus Gutach. Sie exportiert in alle Kontinente, schwerpunktmäßig nach Südamerika, Südostasien und in die Türkei. Ihr Angebot: Sie fertigt Turbinen sowie Generatoren, Schaltanlagen sowie Regler und führt die komplette Planung durch. Ihre Aufträge akquirieren die Schwarzwälder über Vertretungen in den jeweiligen Ländern oder sie nehmen an öffentlichen Ausschreibungen teil. Seit 1979 stieg der Exportanteil bei Volk auf 97 Prozent.
So weit ist die Akotec aus Angermünde noch nicht. Das liegt unter anderem daran, dass „wir vor Ort oft keine kompetenten Planer und Anlagenbauer finden“, sagt Firmenchef Reinhold Weiser. Doch daran arbeitet das Unternehmen intensiv – genauso wie an der Optimierung seiner Wunder-Vakuumröhre.
Hier finden Sie Unterstützung
- Die Exportinitiative Erneuerbare Energien der Bundesregierung stellt aktuelle Informationen zu Erneuerbare-Energien-Märkten weltweit und zu Projekten mit Beteiligungsmöglichkeiten zur Verfügung. www.export-erneuerbare.de
- Das Portal www.renewablesb2b.com bietet News, Events, Links für die Branche und unterhält eine Wirtschaftsdatenbank mit Profilen gewerblicher Anbieter und von Experten-Netzwerken.
- Die Servicestelle Umwelttechnologieexport und CDM-Vorhaben des Bundesumweltministeriums hilft deutschen Firmen in Schwellen- und Entwicklungsländern bei der Abwicklung von Projekten. Kontakt-Mail: wsutec@bmu.bund.de
- Die aktuelle Marktanalyse „Status und Ausblick für die weltweite Entwicklung erneuerbarer Energien“ der Deutschen Energie-Agentur (www.dena.de) untersucht, wie sich die Märkte in mehr als 120 Staaten bisher entwickelten und welche Perspektiven einzelne Technologien haben.
- Im Rahmen des AHK-Geschäftsreiseprogramms organisiert der DIHK für deutsche Unternehmen Geschäftsreisen zu potenziellen Geschäftspartnern im Ausland. Infos: www.dihk.de