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Creditreform

Einkaufen muss doch jeder. Aber wie? Kaum eine Branche war so früh vom Siegeszug des Internets betroffen wie der Einzelhandel. Doch wohin geht die Reise? Interessante Fakten und Prognosen auf einen Blick.

 

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Einzelhandel_Situation heute_(c) Creditreform-Magazin 6-2015

(c) Creditreform-Magazin 6-2015

 

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(c) Creditreform-Magazin 6-2015

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Drei Fragen an …

… Handelsexperte Professor Thomas Roeb von der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg

 

Wie steht der deutsche Einzelhandel aktuell da?

Der deutsche Einzelhandel präsentiert sich in durchaus unterschiedlicher Verfassung. Die Umsätze entwickeln sich seit Jahren positiv. Davon können jedoch nicht alle Unternehmen profitieren. Der Wettbewerb bleibt sehr hart und insbesondere die kleineren, eigentümergeführten Unternehmen stehen unter massivem Druck. Aber die Pleiten von Schlecker und Praktiker sowie die Probleme von Karstadt ließen erkennen, dass auch große, namhafte Unternehmen nicht vor dem Scheitern gefeit sind, wenn ihre Konzepte nicht stimmen.

Vor welchen großen Herausforderungen steht der deutsche Einzelhandel also mittel- und langfristig?

Branchen- und unternehmensübergreifend gibt es vor allem eine Herausforderung: die Digitalisierung des Handels. Sie erscheint in zwei Ausprägungen: Die eine Ausprägung ist E-Commerce, das heißt der Handel über das Internet. Er stellt gleichermaßen eine Bedrohung und eine Chance dar. Für die stationären Händler ist er bislang mehr eine Bedrohung, da die Marktführer im E-Commerce praktisch nie die Marktführer des stationären Einzelhandels sind. Allerdings muss dies nicht so sein und die Entwicklung des Multichannel-Marketings, also die Verknüpfung von stationärem und Internethandel, bietet durchaus neue Chancen, auch gegenüber sogenannten Pure-Playern, die auf den Internethandel konzentriert sind. Die zweite Ausprägung ist die Werbung über Internet: Während die bisherige klassische Werbung ein Angebot, wie zum Beispiel einen wöchentlichen Werbeprospekt, schafft und dies an alle potenziellen Kunden verteilt, bietet das Internet die Chance, jedem Kunden ein spezifisches Angebot zu schneidern. Dies stellt die Händler vor große Herausforderungen im Hinblick auf Beschaffung und Auswertung der Kundendaten sowie auf die Konzeption und die logistische Abwicklung der entsprechenden Angebote.

Was kann die Politik tun?

Nur wenig. Sie kann sich aber insbesondere um ausgeglichene Wettbewerbsbedingungen kümmern und zum Beispiel versuchen, den Konzentrationsprozess nicht ausufern zu lassen. Die Genehmigung der Übernahme von Tengelmann durch die Edeka und nicht etwa durch die viel kleinere Rewe wäre in diesem Zusammenhang ein Fehler.