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Creditreform

Bekleidung, Vorhänge, Bodenbeläge, aber auch Flugzeugtragflächen und Brückenpfeiler – Textilfasern kommen in mehr Wirtscha ftssegmenten zum Einsatz, als man gemeinhin ahnt. Aktuelle Fakten zur Herstellung und zum Handel.

 

Die Herstellung

© Fotolia/ Klaus Niesen/ Creditreform-Magazin 07/15

© Fotolia/ Klaus Niesen/ Creditreform-Magazin 07/15

 

Im Kurzinterview: Textilmarktforscher Bernd Lochschmidt von der Gesellscha ft für Konsumforschung (GfK).

Wie steht der Textileinzelhandel aktuell da?

Nicht gut. Es gibt eine Vielzahl von Kämpfen, die gefochten werden müssen: Internet, FOCs und Lebensmitteldiscounter erobern den Fashionmarkt. Es gibt ein Überangebot an Ware, zurückgehende Nachfrage und daher andauernden Preiskampf. Neue modische Impulse fehlen. Und außerhalb des Modemarkts buhlen sehr attraktive Angebote wie Smartphones, Tablets und Kreuzfahrten erfolgreich um das Budget des Konsumenten. So ist es nicht verwunderlich, dass trotz Flächenwachstums und immer neuer Formate die abgesetzte Menge und der Umsatz des Textileinzelhandels kontinuierlich zurückgehen.

Vor welchen großen Herausforderungen steht die Branche mittel- und langfristig?

Zum einen: die Erzeugung von Frequenz. Innenstädte und Shoppingcenter im Allgemeinen, aber auch der dort anzutreffende Modehandel im Speziellen müssen den Verbrauchern mehr bieten als Einkaufsorte mit langweiligen, überall gleichen und überall in gleicher Weise angebotenen Produkten. Laut einer aktuellen GfK-Befragung wird für immer mehr Leute das Einkaufen eher Frust als Lust. Zudem gilt es, den Stellenwert und Wert der Mode zu verbessern. Rabatte sind nicht die einzige Lösung, um Frequenz zu generieren – und sind langfristig gesehen sogar der Totengräber des Einzelhandels.

Hinzu kommt: Die Casualisierung des Marktes, das heißt das Wegfallen anlassbezogener Kleidung ist in ein „Ich kann alles zu allem tragen“ gemündet. Dies bedeutet aber auch, dass niemand aus modischen Gründen etwas Neues benötigt. Der Textilmarkt ist auf dem besten Wege von einem Modemarkt zu einem emotionsarmen Bedarfsbefriedigungsmarkt. Der Kauf von Mode muss aber Freude machen, das heißt, die Mode an sich muss Begehrlichkeiten wecken, Ambiente, Umfeld und Shopping müssen gefallen und eben Spaß machen, dann steigen auch Frequenz und Umsatz.

Was kann die Politik tun, um eine positive Entwicklung zu unterstützen?

Städte und Kommunen müssen für die Rahmenbedingungen eines erstklassigen Einkaufserlebnisses sorgen. Eine rein funktionale Ausrichtung der Innenstadt ist nicht ausreichend. Shoppen muss ein kleines oder ein großes Event sein.

 

Der Handel

© Klaus Niesen/ Creditreform-Magazin 07/15

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