Wenn in Unternehmen einschneidende Veränderungen bevorstehen — wie zum Beispiel die zunehmende Digitalisierung — tun sich bekanntermaßen die großen besonders schwer. Aber auch für KMU stellen solche Phasen eine Herausforderung dar. Sogenannte Interim Manager können die Erfolgschancen dieser Projekte erhöhen. Worauf es dabei ankommt und was Firmenchefs wissen müssen.
„Jede große Idee ist faszinierend und völlig nutzlos – solange wir sie nicht umsetzen“, wusste schon der Schriftsteller Richard Bach. Angesichts der vielen Visionen, die uns heute Tag für Tag begegnen, ist dieses Credo aktueller denn je. Viele Berater sprechen von der nahezu menschenleeren Smart Factory, in der die Maschinen untereinander kommunizieren und sich selbst steuern. Sie setzen Hoffnung in Roboter, die unsere Kollegen sein werden und uns ungeliebte Routineaufgaben abnehmen, weil sie sie effizienter erledigen können. Und sie sagen voraus, dass automatische Datenanalysen künftig unsere Entscheidungen bestimmen.
Gut möglich, dass das alles so kommt. Doch gerade in großen Unternehmen treffen Innovatoren schon heute auf erhebliche Widerstände, wenn sie neue Ideen durchsetzen wollen. Das beginnt bereits mit Dingen wie der Einführung eines neuen Systems zur Zeiterfassung. Wie soll es da erst gelingen, die Visionen der Industrie 4.0 im Tagesgeschäft der Unternehmen zu verankern? Wie kommt frischer Wind in gewachsene Strukturen? Und: Lässt sich Wandel überhaupt einfach von oben diktieren?
Klar ist: Der Veränderungsdruck, aber auch das Tempo der Veränderung steigt angesichts der Digitalisierung über alle Branchen und Unternehmensgrößen hinweg drastisch an. Zur Umsetzung digitaler Innovationen gründen viele Unternehmen eigene Start-ups und Innovation Labs oder kooperieren mit jungen Firmen. Dabei kann Wandel bei geeigneter Steuerung auch weitgehend von innen heraus gelingen. Wertvolle Impulse können und sollten dennoch von außen kommen.
Um sich im digitalen Wettbewerb zu differenzieren und neues Wachstum zu generieren, sollten Entscheider vor allem auf drei Maßnahmen setzen:
- Proaktiv nach neuen Lösungen suchen: Abseits der Nachfrage aus dem Markt sollten Unternehmen danach streben, beim Kunden Zusatzbedarf zu erkennen bzw. zu erzeugen.
- Vom Produkt- zum Lösungsanbieter werden: Kunden suchen zunehmend nicht mehr nur nach einem Produkt. Sie wollen Lösungen für ihr Problem – möglichst aus einer Hand.
- Eine Multi-Channel Strategie etablieren: Kunden erwarten heute, dass ihr Anbieter Kommunikation immer über den Kanal ermöglicht, auf dem sie gerade unterwegs sind – sei das nun in der Filiale, Online, übers Telefon oder über Social Media.
Doch damit Transformationsprojekte gelingen, müssen Unternehmen sich zunächst selbst verändern. Insbesondere sollten sie begreifen, dass sich Veränderung nicht mehr auf eng abgegrenzte Projekte beschränkt, die eines Tages abgeschlossen sind. Vielmehr findet sie immer und überall statt. Auch die Veränderung muss von den Mitarbeitern aktiv gelebt werden. Dies ist eine Frage sowohl der Unternehmenskultur als auch der Managementkompetenz.
Transformationsprojekte sollten daher stets durch ein umfassendes Change Management begleitet werden, das folgende Kriterien erfüllt:
- das Top-Management wird bei absehbaren Veränderungen sofort eingebunden,
- das Change-Management-Team verfügt über strategische Kompetenz,
- Veränderungsprozesse folgen nachvollziehbaren Zielen,
- Planung und Monitoring der Veränderungsprojekte erfolgen über Kenngrößen, wobei vor allem Wirtschaftlichkeits- und Zeitaspekte berücksichtigt werden
Doch dabei müssen sich auch die Arbeits- und Führungsmodelle verändern. Neue Karrierewege, andere Ausbildungsinhalte, flexiblere Vergütungsmodelle, vielfältigere Teams sowie ein verändertes Recruiting sind hier nur einige Stichworte. Wichtiger wird auch das Denken und Arbeiten in Netzwerken: Angesichts des enormen Veränderungstempos können Unternehmen nicht alles Know-how selbst vorhalten.
Konkret müssen Unternehmen im Zuge der digitalen Transformation folgende Schritte gehen:
- Markt analysieren und Position bestimmen: Unternehmen müssen den Markt analysieren, auf dem sie unterwegs sind. Sie müssen eine Vision definieren, daraus Unternehmensziele ableiten und ihre gewünschte Marktposition für die Zukunft bestimmen.
- Digitale Strategie festlegen: Auf dieser Basis sollten die Entscheider ihre Digitalstrategie definieren und klar terminierte Meilensteine festlegen.
- Roadmap definieren: Diese Strategie gilt es in einzelne Teilprojekte zu zerlegen. Kernfragen sind dabei: Welche Prozesse und Systeme sind betroffen? Wie steht es um die „digital Readiness“? Wie umfangreich und komplex ist die Änderung? Wo liegen die Risiken und kritischen Pfade? Wie sieht das Arbeitsmodell in der neuen Welt aus?
- Umsetzen!
An dieser Stelle lohnt sich häufig der Einsatz eines Interim Managers, der seine Expertise und Umsetzungskompetenz im digitalen Umfeld bereits unter Beweis gestellt hat. Als erfahrener Manager weiß er, wie größere Veränderungen operativ umgesetzt und nachhaltig im Unternehmen verankert werden können. Er besitzt Geschäftsführungs- und Vorstandssicherheit.
Vor allem bei einschneidenden Veränderungen kommt ihm zugute, dass er im Unternehmen keine Vergangenheit und keine Zukunft hat. Er kann sich also ganz auf die Umsetzung des Projekts konzentrieren und das bestmögliche Ergebnis erzielen. Und dafür sorgen, dass auch große Visionen eines Tages gelebte Realität werden.
Der Autor ist Managing Partner bei Atreus Interim Management.