Authentizität gilt als eine der wichtigsten Eigenschaften eines Managers. Von Mitarbeitern werden „Echtheit“ und Glaubwürdigkeit des Chefs höher gehandelt als dessen Fachkompetenz oder Belastbarkeit. Doch was bedeutet Authentizität im Führungsalltag? Ist der verlässliche Wutanfall eines Cholerikers genauso viel wert wie das wiederkehrende Lamento des Phlegmatikers, der als langsam, ruhig und manchmal sogar schwerfällig gilt?
Nun: „Weder das eine noch das andere wird Respekt, Loyalität oder gar Motivation bei der Belegschaft hervorrufen“, sagt Angelika Weinländer-Mölders, die den Führungsalltag aus den Chefetagen diverser mittelständischer und börsennotierter Unternehmen in der Gesundheitswirtschaft kennt – und zudem als Mentorin für den beruflichen Werdegang junger Frauen umfangreiche Erfahrungen sammeln konnte.
„Es geht vielmehr um Wahrhaftigkeit, die aus dem Selbstbewusstsein einer Führungskraft erwächst.“
Mit den folgenden fünf Tipps aus der Feder von Angelika Weinländer-Mölders werden auch Sie zum „Authentizitäter“:
(1) Äußere Anforderungen und innere Ansprüche regelmäßig abgleichen
Welche Wertmaßstäbe sind für Sie in Ihrem Leben am wichtigsten und wie haben sich diese Werte im Laufe der Zeit verändert? Welche Schwierigkeiten müssen Sie überwinden, um diese Werte umzusetzen? Was sind Sie bereit, dafür aufzugeben? Welche Eindrücke oder Anreize von außen und aus Ihrem Inneren heraus beeinflussen Sie am meisten? Wenn Sie nach Ihren Wertvorstellungen handeln, bleiben Sie sich selbst treu. Jeder entwickelt aus seinen Werten Prinzipien, nach denen er handelt. Diese Leitlinien sind für den Einzelnen sinnstiftend und richtungsweisend. Je stärker Sie sich mit Ihren Aufgaben und den Werten Ihres Unternehmens identifizieren können, weil diese auch Ihren eigenen Werten entsprechen, desto authentischer wird Ihr Handeln und Auftreten sein.
(2) Selbst-Bewusstsein statt Selbstbehauptung
Werden Sie sich Ihrer selbst bewusst. Wer selbstsicher ist und um seine Stärken ebenso wie um seine Schwächen weiß, wer also Klarheit besitzt, der gewinnt. Und zwar nicht nur an Charisma, sondern auch an Überzeugungskraft. Weil wir in unserer Authentizität in der Lage sind, einen klaren Willen zu bekunden und damit Verlässlichkeit für unser Umfeld verkörpern. Mit anderen Worten: Unser Gegenüber weiß, woran es bei uns ist. Und das fördert Vertrauen. Wahrhaftigkeit muss nicht verprellen. Sie kann vielmehr verbinden.
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(3) Spiegeln Sie sich – durch das Feedback Ihrer Mitarbeiter
Man selbst sieht sich nie ganz. Die Spiegelung durch andere ist eine wichtige Ergänzung fürs Selbstbildnis. Holen Sie sich das Feedback Ihrer Mitarbeiter. Wer authentisch ist, weiß um beides – seine Stärken und seine Schwächen. Wo diese liegen, erfahren Sie auch durch Rückmeldungen aus Ihrem Umfeld. Wer sich gut kennt, kann sich selbst gut führen. Und wer das beherrscht, ist auch in der Lage, andere zu führen. Das Fundament, auf dem gute Führung aufbaut, muss stabil sein. Wer auf Sand baut und ihn anderen in die Augen streut, wird langfristig scheitern. Wahrhaftig sein heißt auch ehrlich sich selbst gegenüber sein.
(4) Beweglich bleiben: Starres Verharren nimmt Spielraum
Authentizität bedeutet nicht starres Festhalten an Ansichten oder Verhaltensmustern. Machen Sie es wie die Wirbelsäule – sie ist am gesündesten, wenn sie beweglich bleibt. Ein einzwängendes Korsett braucht es nur, wenn sie pathologisch verkrümmt ist ‒ was meistens aufgrund von Haltungsfehlern oder falschen Bewegungsabläufen entsteht. Ein starres Lebensmuster zu befolgen ist genauso falsch, wie sich ständig unter der Last anderer Ansichten oder Vorgaben zu verbiegen. So hat es nichts damit zu tun, zu wenig Rückgrat zu beweisen oder an Authentizität einzubüßen, wenn ich nicht ständig auf meiner Art beharre, wie die Dinge zu sehen und anzugehen sind.
(5) Flexibel sein, ohne zur Blaupause zu werden
Ein unternehmerisches Umfeld lässt sich nicht immer so gestalten, wie es der Einzelne gerne hätte. Dann kommt es auf Kooperationen an – sowohl mit den Menschen Ihres Umfelds als auch mit den Umständen. Das bedeutet nicht, das Primat des Handelns aus der Hand zu geben. Sich auf andere einzustellen, heißt, die Bandbreite seines Verhaltens zu erweitern, nicht aber die eigenen Wertvorstellungen aufzugeben. Sie müssen Ihre Prinzipien nicht opfern, um anzuerkennen, dass die Reflexionen durch die Augen eines anderen hin und wieder sehr wertvoll sein können. Kooperation beginnt bei der Kommunikation. Als Führungskraft gilt es, variabel in der Kommunikation zu sein, Bedürfnisse wahrzunehmen und jedem Mitarbeiter individuell zu begegnen. Ihre Sprache wird nicht weniger verständlich, indem Sie sie um den Sprachschatz anderer erweitern – ganz im Gegenteil. Sie erreichen mehr, wenn Sie auch die Sprache Ihres Gegenübers beherrschen.