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Creditreform

Von Gerd Zimmermann

Der Firmenkunde bucht ein Fahrzeug einer bestimmten Kategorie für bis zwölf Monate. Eine feste Bindung wie beim Leasing gibt es nicht. Der Kunde kann jederzeit das Mietauto an einer Sixt-Station abgeben, um zum Beispiel mit dem Flugzeug oder dem Zug weiter zu reisen, und am Zielort ein neues Gefährt der gleichen Kategorie in Empfang zu nehmen. „Geschäftsreisende sparen Geld für Taxi und Parkhaus – und zwar bis zu 20 Prozent der bisherigen Mobilitätskosten“, trommelt Sixt-Vorstandsmitglied Mark Thielenhaus. „Besonders Flottenbetreiber sind interessiert, in den ersten drei Monaten wurden über 1.000 Verträge abgeschlossen“, ergänzt Thorsten Haeser, Vertriebschef der Sixt Gruppe.

Zu den Kunden zählen vor allem Firmen mit hohem Geschäftsreiseaufkommen. Und deren Mitarbeiter reisen laut Verband Deutsches Reisemanagement (VDR) immer häufiger, aber auch kürzer – und dann in erster Linie mit dem Auto. „Spontanreisen“ nennt der Verband das. Andere Gründe für das kurzzeitige Anmieten von Pkw sind: Abdeckung des Mobilitätsbedarfs bei Mitarbeitern in der Probezeitoder während Projektarbeiten, Ersatz bei Fahrzeugausfall durch Werkstattaufenthalt oder Unfall, Überbrückung von Neuwagen-Lieferzeiten sowie Tests von Fahrzeugen für bestimmte Einsatzzwecke. Zu letzterem gehören etwa Elektroautos: Viele Firmenkunden mieten die vermeintlichen Saubermänner, um deren Praxistauglichkeit und Kompensationsmöglichkeiten zu prüfen, bevor eine länger dauernde Leasingvereinbarung eingegangen wird.
Der Sixt-Erfolg schreckte Autohersteller auf. Inzwischen mischen etliche von ihnen im Geschäft der Fahrzeugvermietung ebenfalls kräftig mit. Zumal auch erkannt wurde, dass sich der Mobilitätsbedarf eines Unternehmens unter anderem anderem aufgrund der zunehmenden „Spontanreisen“ nicht immer bis ins Detail planen lässt – und deshalb schnelle Kapazitätsanpassungen notwendig sind. Parallel zu Kreditfinanzierung und Leasing bieten sie über ihre jeweilige Autobank eine Fahrzeugübernahme auf Mietbasis an. Allerdings:Die Autoabgabe an einem Ort und die Übernahme eines anderen Autos in der gleichen Kategorie an einem anderen Ort sind dabei nicht möglich – der Fahrzeugausgabeort ist zugleich der -rückgabeort. Ansonsten gilt im Vergleich zum Leasing: keine monate- oder jahrelangen Vertragslaufzeiten. Stattdessen gibt es kurzfristige, bedarfsgerechte Vereinbarungen. Zu den Herstellern mit Mietwagenangebot gehörenBMW, VW, Opel und Peugeot.

Elektromobile im Praxistest

Doch wie genau? Bei BMW wird zwischen „On Demand“ und „Rent“ unterschieden. Derzeit gibt es das „On Demand“-Angebot, die stundenweise Fahrzeugmiete, nur in München. Die Abholung und Rückgabe des Mietmodells erfolgt in der BMW Welt, dem Erlebnis- und Auslieferungszentrum der bayrischen Automarke. Berechnet werden nach Fahrzeugrückgabe im Tagestarif, von neun bis 18 Uhr, maximalvier Stunden, im Abendtarif, von 18 bis 9 Uhr, maximal zwei Stunden. Im Preis sind Versicherung mit einer Selbstbeteiligung von maximal 750 Euro pro Schadensfall und 150 Freikilometer pro bezahlter Stunde enthalten. Die „Rent“-Offerten wiederum gibt es bei allen mitmachenden BMW-Händlern. Meist werden Monatsmietverträge abgeschlossen. Die Höhe der monatlichen Rate richtet sich nach Fahrzeugmodell, Umfang des Versicherungsschutzes und Anzahl der Freikilometer: 2.000 bis 5.000 Freikilometer pro Monat sindvereinbar. Ausstattungs- und nutzungsbedingte Zusatzgebühren, zum Beispiel für Navigation, Automatik, Fahrerwechsel, Versicherungsschutz während Auslandsfahrten und Strafzettelbearbeitung, gibt es nicht. Abgerechnet wird nach tatsächlich gefahrenen Kilometern.
Volkswagen bietet über bestimmte Händlerbetriebe seit dem vergangenen Jahr nur die Langzeitvermietung – Mindestmietdauer: ein Monat – an. VW-Finanzmanager Gerhard Künne erklärt: „Angesichts der Tatsache, dass Unternehmen immer stärker auf der Suche nach dem optimalen und kosteneffizienten Mobilitätsmix sind und Mobilitätsbedarfe kurzfristiger entstehen und abgedeckt werden müssen, sind die Marktchancen von Vermietmodellen groß.“ Dazu kommt, dass besonders kleine und mittelständische Unternehmen mehr Flexibilität bei weniger Vertrags- und Kapitalbindung wollen. Letzteres bestätigt Thomas Roller, Leiter von „BMWRent“ und „BMW on Demand“, ebenfalls: „Wir sehen in der Fahrzeugvermietung ein großes Potenzial für die Zukunft, dafür sprechen die allgemein kürzer werdendenLaufzeiten bei Leasingverträgen.“

Recht aggressiv tritt Opel auf. Mit einem Seitenhieb in Richtung der traditionellen Autovermieter lautet die Kundenbotschaft: „Bei Opel Rent entscheiden nur Sie und nicht der Zufall, welches Fahrzeugmodell Sie tatsächlich fahren.“ Weiter werden Vorteile hervorgehoben wie sie beim Leasing auch gelten: Entlastung der Bilanz, Schonung des Eigenkapitals durch Vermeidung von Kapitalbindung, Sicherung von Liquidität, steuerliche Absetzbarkeit der Gebühren, kein Fahrzeugwertverlustrisiko. Mehr als 1.300 Opel-Händlerstationen mit Mietprogramm umfasst das Netz, zu haben sind alle aktuellen Modelle. Jede Mietstation kann via Opel-Rent-App mit iPhone, Android & Co kontaktet werden. Bei Anmietung eines Opel-Modells, nur monatsweise möglich, wird eine Mietvorauszahlung in Höhe der zu erwartenden Miet- undNebenkosten erhoben. Die Kosten für Ölverbrauch, Wartung und Verschleißreparaturen sind mit dem Mietpreis abgegolten. Die Treibstoffkosten gehen zu Lasten des Mieters. Ein Grundversicherungsschutz ist ebenfalls im Mietpreis enthalten. Für einen höheren Versicherungsschutz, zum Beispiel Vollkasko, werden günstige Konditionen in Aussicht gestellt.

Die Löwenmarke Peugeot hat Anfang Juni 2012 seinen Fahrzeugmietservice auf neue Beine gestellt. Das Mobilitätsangebot „Mu by Peugeot“ für kurze Kfz-Mietzeiten – stundenweise bis maximal einen Monat – wurde mit „Rent“, das längerfristige Mietangebot für Gewerbetreibende, verbunden. Die beiden bisher getrennten Mobilitätsangebote nutzten insgesamt 25.000 Kunden. Künftig soll es das neueKombi-Programm in 140 Händlerbetrieben geben. Schon heute können Firmenkunden auf rund 1.300 Fahrzeuge des französischen Herstellers zugreifen. „Die Zusammenlegung ist das Resultat eines verschärften Wachstumkurses, den wir in der zweiten Jahreshälfte eingeschlagen haben“, verkündet Thomas Bauch, Geschäftsführer von Peugeot Deutschland. Demnach sollen besonders „viele neue Kundenim Businesskundengeschäft“ gewonnen werden. Dies will Bauch erreichen mit Konditionen, wie sie zum Beispielfür das Mittelklasse-Kombimodell 508 SW 2.0 l HDi FAP gelten. In der Ausstattung Business Line, einschließlich Automatik, Kfz-Haftpflicht und Vollkasko, kann das Auto für 599 Euro monatlich, ohne Mehrwertsteuer, übernommen werden. Weitere Daten sind: sechs Monate Mietdauer, 3.000 Kilometer Laufleistung pro Monat. Das Angebot gilt nur für gewerbliche Kunden.

Zuerst erschienen in: Creditreform 7/2012