Müssen Plakate und Aushänge auf Papier gedruckt sein? Nicht wenn sie über große Bildschirme ausgespielt werden. Digital Signage ist als Kommunikationstool weiter auf dem Vormarsch. Ob als unterstützendes Werbemittel im Verkauf, als Wegweiser oder als Medium für die Mitarbeiterkommunikation.

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Schon seit einigen Jahren gehört Digital Signage, also große digitale Anzeigen, auf denen aktuelle Informationen ausgespielt werden, in vielen Unternehmen zur Infrastruktur. Sie nutzen die Technologie als Kanal, um über verschiedene Displays multimediale Inhalte Mitarbeitern oder Kunden nahezubringen.
Dabei entfalten Digital-Signage-Lösungen ungeahnte Potenziale, beispielsweise in der Mitarbeiterkommunikation, wie man beim Energiekonzern EnBW sehen kann. „Wir nutzen Digital Signage seit April 2016 und schließen damit eine Lücke in der Mitarbeiterkommunikation.
Vor allem dort, wo Kollegen, die im Service arbeiten, über keinen permanenten Zugang zum Intranet verfügen“, sagt der Projektleiter Corporate Communications bei EnBW, Markus Mussgnug.
Über 49 Displays an 29 Standorten versorgt das interne Redaktionsteam des Energiekonzerns seine Mitarbeiter mit allgemeinen und Firmennachrichten und Informationen zu aktuellen Firmenevents.
Die Bildschirme stehen überall dort, wo die Mitarbeiter sich für eine gewisse Zeit aufhalten müssen, wie etwa an Materialausgabestellen, an Aufzügen oder Karten-Aufwertungsautomaten.
„Nach einer Pilotphase von einem halben Jahr führten wir eine Mitarbeiterbefragung durch und das Feedback war durchweg positiv, denn die Kollegen bekamen viel mehr mit, was im Haus los ist“, sagt Mussgnug.
Neben dem Intranet hat sich Digital Signage bei EnBW als unentbehrlicher Kommunikationskanal etabliert. Einen wichtigen Tipp gibt Mussgnug auch mit auf den Weg: „Bevor man Digital Signage einsetzt, sollte man genau analysieren und planen, wozu man die Technologie im Unternehmen nutzen will.“
Orientierungshilfe bieten und Identifikation steigern
Eine viel größere Zielgruppe spricht die Bergische Universität Wuppertal mithilfe von Digital Signage an. Hier versorgt die Online-Redaktion der Uni sowohl die Mitarbeiter und Studenten als auch die Besucher mit höchst unterschiedlichen Informationen.
Auf den drei weit auseinanderliegenden Campi innerhalb des Stadtgebiets – Grifflenberg, Freudenberg und Haspel – stehen an zentralen Orten große Bildschirme, wie etwa in der Bibliothek, der Cafeteria, am Haupteingang und im Foyer des großen Hörsaalzentrums.
„Wir bieten jeden Tag Neuigkeiten über die Universität sowie aus der Wissenschaft und Forschung. Daneben liefern wir aktuelle Infos über Öffnungszeiten, helfen mit Wegbeschreibungen zu Veranstaltungen auf dem Campus oder informieren über besonders wichtige Einrichtungen der Hochschule und kündigen Veranstaltungen an“, sagt die Leiterin der Online-Redaktion Web & Digital Signage der Bergischen Universität, Katja Bischof.
Zudem können sich Uni-Angehörige über Mensa-Speisepläne oder die Abfahrtszeiten von Bussen und Bahnen auf dem Laufenden halten. Hier wird Digital Signage vor allem dafür eingesetzt, dass sich die Uni-Angehörigen mit ihrer Hochschule identifizieren und in ihr zurechtfinden.
Ergänzt wird das Angebot mit Wetterdaten, regionalen wie überregionalen Nachrichten in Kooperation mit dem Radio Wuppertal und der ARD Tagesschau. Mehrmals täglich aktualisiert das Online-Team sämtliche Inhalte.
Das zugrundeliegende Content-Management-System erlaubt sowohl eine zentrale als auch eine dezentrale Steuerung aller Bildschirme, sodass Nachrichten je nach Standort angepasst werden können. Das ist vor allem dann hilfreich, wenn man die Bildschirme zum Beispiel für Tagungen einsetzen möchte.
Displays werden zum wichtigen Info-Tool
Mittlerweile ist die Hochschule ohne ihre großen Info-Bildschirme undenkbar. Nicht nur, weil die über die Displays gestreuten Informationen gut aufgenommen werden. Sie haben sich als das Info-Tool schlechthin etabliert.
„Viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter oder Studierende kommen mit eigenen Projekten oder Veranstaltungen auf uns zu, damit wir sie über Digital Signage bewerben. Das zeigt uns, dass die Bildschirme als Infokanal besonders geschätzt werden“, sagt Bischof.
Und selbst in der Krisenkommunikation spielte die Technologie ihre Stärken aus. Denn im Zuge einer Campusräumung wegen des Funds einer Fliegerbombe informierte man die gesamte Hochschule innerhalb von Minuten über die Displays.
„Diese Dynamik zählt zu den großen Vorteilen der Digital-Signage-Kommunikationstechnologie“, sagt Ibrahim Mazari. Der Berater des Kölner Softwareunternehmens Dimedis entwickelt webbasierte Softwarelösungen wie Digital Signage, digitale Wegeleitung sowie Besucher- und Einlassmanagement von Messen und Events.
Mit keinem anderen Medium können Unternehmen Mitarbeiter an verschiedenen Standorten oder in verschiedenen Abteilungen so spezifisch, flexibel und aktuell ansprechen.
Interview: „Informationen im Vorbeigehen“
Ibrahim Mazari ist Soziologe, Psychologe und Berater des auf Digital Signage spezialisierten Softwareunternehmens Dimedis. Seine Empfehlung für den Einsatz in der Unternehmenskommunikation lautet: Die Mischung macht’s.
Für welche Firmen ist der Einsatz von Digital Signage sinnvoll?
Ibrahim Mazari: Der Handel ist natürlich besonders gut geeignet. Er kann damit die Vorteile des Onlinehandels und die des stationären Geschäfts kombinieren. Ansonsten gilt: Allen Unternehmen, die mit Kunden und Mitarbeitern kommunizieren müssen, hilft Digital Signage, diese dynamisch, aktuell und lokal zu erreichen.
Welche Kommunikationsstrategie sollten sie dabei verfolgen?
Mazari: Wichtig sind Überlegungen dazu, wo die Screens aufgestellt werden. Am besten dort, wo Mitarbeiter zusammenkommen, wo es ohnehin Wartesituationen gibt. Und dann sollte man sich fragen, was man kommunizieren möchte. Allgemeine Informationen, Image, Veranstaltungshinweise oder den Kantinenplan. Es muss klar sein, dass die Mitarbeiter diese Informationen im Vorbeigehen wahrnehmen.
Werden andere Kanäle damit obsolet?
Mazari: Nein, ganz im Gegenteil. Digital Signage kann immer nur eine Ergänzung sein. In der Regel wird das Intranet der wichtigste Kommunikationskanal in Unternehmen bleiben. Wenn aber nicht alle Mitarbeiter über einen permanenten Computerarbeitsplatz verfügen, zum Beispiel in der Produktion oder im Kundenservice, kann diese Lücke geschlossen werden. Zudem kann Digital Signage Mitarbeiter auf Themen im Intranet aufmerksam machen, es fördert messbar die Nutzung anderer Medien. Viele Unternehmen publizieren etwa auch ein Mitarbeitermagazin oder Newsletter, die weniger für aktuelle Nachrichten geeignet sind, aber Hintergrundinformationen bieten. Gerade die Kombination aus den verschiedenen Kommunikationskanälen zahlt sich also aus.