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Mobile Werbung gehört zu den wirkungsvollsten Methoden des Kundenfangs. Ein originell gestaltetes Firmenfahrzeug lohnt sich – wenn der Unternehmer einige Hinweise beachtet.

Eine Augenweide war der Transporter der Wittener Firma CM-Werbung auf keinen Fall. Der Lieferwagen des Werbemittelspezialisten war komplett mit einer Folie im Rost- Look überzogen. Zusätzliche 3-D-Aufkleber sahen aus wie Nieten. Kleine Details, wie eine Folie für das Scharnier und das Firmen-Logo auf der Haube, rundeten das Bild ab. Zudem waren die Scheiben der Hecktür mit Aufklebern versehen, die auf den ersten Blick Löcher suggerieren sollten – und führten damit das Rostmotiv fort. Kurzum: Das Firmenfahrzeug sah aus wie eine Rostlaube aus dem letzten Jahrhundert. Und es fiel auf. So sehr, dass „Passanten die Folie für echten Rost hielten und den Wagen berührten“, sagt Firmenchef Christian Merchel.

Auffallen – genau das wollte Merchel mit seinem Firmenauto- Look bezwecken. Werbung auf Fahrzeugen ist nämlich eine hervorragende Möglichkeit, unzählige Passanten und damit möglichst viele künftige Kunden zu erreichen. Buchstäblich jede Fahrt wird somit zur Werbetour für das Unternehmen. Hinzu kommt: Diese mobile Werbung gehört zu den effektivsten Werbeformen, schließlich kann niemand ein Fahrzeug aus dem eigenen Gesichtsfeld einfach verschwinden lassen: Wegzappen wie beim Fernsehen üblich geht beispielsweise nicht. Auch umblättern wie bei einem Printprodukt oder in den Papierkorb werfen, ist nicht möglich.

Drei Millionen Hingucker für mobile Werbung auf dem Firmenfahrzeug

Mobile Werbung, damit sind hier aber nicht die kleinen Firmenaufkleber auf der Heckscheibe oder der Karosserie gemeint. Das ist nur Alibiwerbung, die nicht lange in Erinnerung bleibt. Nein, gemeint ist eine auffällige Fahrzeuggestaltung, die aus einem unscheinbaren Gefährt ein Medium erster Güte macht. Das kostet zwar – ab rund 2.500 Euro müssen Firmen für das Design und die Herstellung investieren. Doch die Fachzeitschrift „Textilwirtschaft“ schätzt, dass „bereits ein mittelmäßig dekoriertes Auto in einem dicht besiedelten Gebiet jährlich etwa drei Millionen Blicke auf sich ziehen kann“. Das ergibt ein günstiges Preis-Leistungs-Verhältnis, von dem andere Medien nur träumen können.

Bei allem Drang zur Auffälligkeit gilt allerdings: Nur bei einer harmonischen Gestaltung können es werbetreibende Firmen schaffen, sich mit ihrem Gefährt im Straßenbild abzuheben. Und: Sie müssen ein umfassendes Werbekonzept haben, Fachleute sprechen von Corporate Identity. Ein bloßer Schriftzug mit Logo und offizieller Firmierung reicht also nicht aus, um sich vom Wettbewerber zu unterscheiden. Eine originelle Idee ist dagegen häufig die Initialzündung für mehr Aufmerksamkeit, Sympathie und hohen Erinnerungswert. Zentrales Element ist dabei etwa ein Motiv, ein Foto oder eine Zeichnung – so sollen Emotionen geweckt und der Wiedererkennungswert gesteigert werden.

„Wer die Autoform in das Werbemotiv einbezieht, weckt besonders viel Aufmerksamkeit.“ Christoph Scheller, FH Aachen

Wenn das Firmenfahrzeug Fragen aufwirft

Wie beispielsweise bei Christian Merchels „Rostlaube“. Der Bezug zur eigenen Dienstleistung war zwar nicht direkt gegeben, aber bei potenziellen Kunden warf das Firmenfahrzeug sofort Fragen auf: Welches Material wurde aufgeklebt? Ist so ein Druck sehr aufwendig? Kann sich jeder eine solche Folie im Rost- Look leisten? Alles Anknüpfungspunkte, die im Gespräch schnell klarmachen, was Merchels Unternehmen in Sachen Folierung und darüber hinaus alles leisten kann. „Selbsterklärende Ideen beinhalten dagegen die Chance, auch in der flüchtigen Wahrnehmung schnell verstanden zu werden“, sagt Christoph Scheller, Professor für Kommunikation und Werbung an der FH Aachen.

Der Experte weiß: „Einen Sondereffekt erzielt, wer die Fahrzeugform, also die Ecken, die Kanten, die Rundungen, die Seitenfenster und die Rückspiegel, einbezieht.“ So wie zum Beispiel Malermeister Thilo Bothe aus Bad Harzburg. Er schmückt seine acht Firmenwagen gerne mit Tieren, etwa mit Giraffen. Der lange Hals eines Hochbeiners ist quer über den Wagen gebogen, ergänzt mit dem hintergründigen Text: „Gier-Affen? Kennen wir nicht. Aber Balkonsanierung vom Profi. Dauerhaft dicht.“ Handwerk und Wildtiere – wie passt das zusammen? Ganz einfach: „Tiere sind Sympathieträger“, sagt Bothe.

Tierischer Hingucker: Der Malerbetrieb Bothe wirbt nicht nur mit exotischen Tieren, sondern bietet per QR-Code zusätzliche Infos an. © Thilo Bothe Design

Tierischer Hingucker: Der Malerbetrieb Bothe wirbt nicht nur mit exotischen Tieren, sondern bietet per QR-Code zusätzliche Infos an. © Thilo Bothe Design

Mobile Werbung: Die richtige Strategie

Die Werbestrategie der Harzer sieht es vor, dass auf jedem Firmenwagen eine andere Leistung im Mittelpunkt steht – und folglich auch ein anderes Tier. Zusätzlich konnte der Malerbetrieb den Besitzer eines Pferdeanhängers als mobilen Werbepartner gewinnen. Drei auffällige Pferdeköpfe schmücken dessen Hänger und zielen auf eine Klientel mit überdurchschnittlichem Einkommen ab, die vor allem bei Reitturnieren mit schöner Regelmäßigkeit anzutreffen sind. Bei der Umsetzung seiner Wagenwerbung setzt Malermeister Bothe auf den Farbenhersteller Brillux. Als Mitglied des Kundenclubs kann er einen seiner Firmenwagen nämlich gratis bekleben lassen, jedes weitere Auto kostet 250 Euro pro Layout. Ausgaben, die lohnen: „Die Werbung auf der Fahrzeugflotte ist für uns nach unserer Internetseite der zweitwichtigste Erfolgsfaktor, um Neukunden zu gewinnen“, so Bothe.

Christian März, Chef des Malerbetriebs März GmbH in Neumarkt, geht noch einen Schritt weiter. So fährt er nicht nur mit ungewöhnlichen Fahrzeugen bei seiner Kundschaft vor, beispielsweise in einem dreirädrigen Piaggio Ape oder in einem kleinen, hellgrünen Mini Clubvan. Die meisten Firmenwagen hat der Oberpfälzer zusätzlich bunt bemalt und außerdem – wie sein Harzer Kollege Bothe – noch mit einem QR-Code versehen. „Mit einer App kann sich jeder per Smartphone durch unsere Webseiten klicken und sich Anschauungsbeispiele unserer Arbeiten ansehen“, erklärt März. Er beweist: Werbung auf dem Firmenwagen kann also auch noch multichannel-fähig sein.